Gemeinsame Erklärung von
Deutscher Kulturrat, Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., Syndicat national de l’édition und Syndicat de la Librairie Française
Die Entwicklung des digitalen Buchmarktes in Europa ist eine große Chance für eine Branche, deren Aufgabe das Schaffen und Verbreiten von Inhalten ist. In ganz Europa arbeiten Verlage und Buchhandlungen an der Entstehung und Umsetzung von neuen Geschäftsmodellen und Initiativen, die sich durch die Digitalisierung von Büchern und Lesestoffen eröffnen.
Die größte Herausforderung für europäische Marktteilnehmer besteht derzeit darin, sich gegen global agierende Internetkonzerne wie Amazon und Google zu behaupten und dadurch Vielfalt und Qualität auch auf dem digitalen europäischen Buchmarkt zu gewährleisten. Klein und mittelständig geprägte europäische Unternehmen investieren in Buchqualität- und Vielfalt. Sie erwirtschaften rund 40 Milliarden Euro jährlich und bieten für rund 200.000 Menschen einen qualifizierten Arbeitsplatz.
Sie stehen intransparent agierenden und strukturell monopolistischen Großunternehmen gegenüber, deren Geschäftsmodell auf der Bindung ihrer Kunden an technische Produkte, wie e-Reader, Tabletts und Smartphones basiert. Bücher sind dabei Mittel zum Zweck, ihr Inhalt und kultureller Wert nebensächlich, die einzigartige Buchhandelsstruktur beispielsweise in Frankreich und Deutschland verzichtbar. Eine einseitige Vormachtstellung dieser außereuropäischen Unternehmen hätte gravierende Auswirkungen auf unsere Kulturen.
Noch sorgen Verlage und Buchhandlungen in Europa dafür, dass eine enorme Titelvielfalt verfügbar und neben Unterhaltung und Mainstream die ganze Bandbreite literarischen Schaffens angeboten werden kann. Noch nehmen tausende von Buchhandlungen ihren kultur- und bildungspolitischen Auftrag wahr, zugleich Orte der Begegnung, der Kulturvermittlung und Leseförderung zu sein.
Damit werden Werte geschaffen, die für unsere Gesellschaft unverzichtbar sind. Dafür brauchen wir aber faire Wettbewerbsbedingungen und einen gesetzlichen Rahmen, der der Förderung der kulturellen Vielfalt in Europa gerecht wird.
Auf der heutigen Tagung wurden folgende Eckpunkte für eine nachhaltige europäische
Buchpolitik festgehalten:
- Die in 11 Ländern der Europäischen Union geltende Buchpreisbindung ist unantastbar und darf ebenso wie andere nationale Maßnahmen zum Erhalt der kulturellen Vielfalt nicht Gegenstand internationaler Handelsabkommen werden. Sie ist darüber hinaus als Instrument zur Stärkung des Bucheinzelhandels auch für andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union empfehlenswert.
- Die EU-Mehrwertsteuerrichtlinie ist dahingehend anzupassen, dass die Mitgliedstaaten den reduzierten Mehrwertsteuersatz auch auf elektronische Bücher anwenden können.
- Wettbewerbsverzerrungen durch einseitige Steuervorteile, wie sie z.B. durch eine entsprechende Firmensitzpolitik international tätiger Unternehmen entstehen, müssen beseitigt werden.
- Das Autorenrecht ist der Kern des europäischen Urheberrechts. Der Urheber steht im Mittelpunkt dieses Rechts, er allein entscheidet, ob und wie sein Werk veröffentlicht wird.
Dieser Grundsatz des europäischen Urheberrechts muss auch in der digitalen Welt mit ihren neuen Publikationsmöglichkeiten Bestand haben und darf nicht durch Anpassungen an die digitalen Gegebenheiten aufgeweicht werden. Wir ersuchen die Bundesregierungen von Frankreich und Deutschland auf der Grundlage der genannten Eckpunkte gemeinsam mit den Akteuren der europäischen Mitgliedstaaten schnellstmöglich eine Strategie zum Erhalt und zur Förderung der europäischen Buchkultur zu entwickeln und diese auch in den Arbeitsprogrammen der EU zu verankern.
Olaf Zimmermann, Deutscher Kulturrat
Alexander Skipis, Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.
Vincent Montagne, Syndicat national de l‘édition
Matthieu de Montchalin, Syndicat de la Librairie Française
Quelle: http://www.kulturrat.de/dokumente/zukunft-des-buches-de.pdf
via http://www.buecher.at/show_content.php?sid=128&detail_id=7151