Eifrige Leser und Bibliothekshistoriker wissen es bereits. Die Erfindung des Zettelkatalogs dürfte auf Frankreich zurückgehen, wo Abbé François Rozier 1775 der Idee verfällt, eine Bibliographie der Werke der Akademie der Wissenschaften von 1666 bis 1770 mittels der Hilfe der unbedruckten Rückseiten von Spielkarten zu erstellen. Ab 1791 versuchte man dann eine zentrale französische Nationalbibliographie mit Hilfe von Spielkartenrückseiten zu erstellen. Bis 1794 waren angeblich über 1,2 Millionen Karten im Pariser Bureau de Bibliographie versammelt. Dies war die Geburt des Zettelkatalogs … (nachzulesen etwa bei Markus Krajewski, Zettelwirtschaft, Berlin 2002).
Larry T. Nix, ein amerikanischer Blogger Bibliothekshistoriker, hat nun auf seinem Library History Buff Blog eine Spielkarte präsentiert, die er gerade gekauft hatte. Sie scheint eine der französischen als bibliographisches Werkzeug zweckentfremdeten Spielkarten aus dem späten 18. Jahrhundert zu sein:
Das darauf katalogisierte Buch ist heute übrigens tatsächlich in der BNF enthalten:
Le triomphe de S. Joachim et de Saincte Anne [Texte imprimé]. Par nôtre maître F. Charles Veron docteur en theologie, & prieur des Ermites de Sainct Augustin en Tournay. – A Tournay, de l’imprimerie d’Adrien Quinqué. M. DC. XXIV. Avec grace & privilege. – [24]-647-[1] p., front. ; in-12.
Krajewski hat in seinem vorhin genannten Werk (Zettelwirtschaft, Berlin 2002) zwar französische Spielkarten abgebildet (S. 45), aber keine Abbildung von tatsächlich dazu benutzten Spielkarten. Toller Fund von Larry!
Quelle: http://libraryhistorybuff.blogspot.com/2011/03/first-catalog-cards.html
Literatur: Markus Krajewski, ZettelWirtschaft. Die Geburt der Kartei aus dem Geiste der Bibliothek, Bd. 4 von copyrights, hg. von Dirk Baecker, Kulturverlag Kadmos, Berlin, 2002, 256 S. (eine englische erweiterte Ausgabe ist in Vorbereitung: Markus Krajewski, Notes & Quotes. Cards, Catalogs, and Office Efficiency, 1548–1929, Transl. by Peter Krapp, The MIT Press, Cambridge, Mass., 2011 [in preparation])