Archivalia macht darauf aufmerksam, dass beim Auktionshauses Zisska & Schauer eine Vielzahl an Büchern der berühmten Ritter-Waldauf-Bibliothek aus Hall aufgetaucht sind. In den VÖB-Mitteilungen 2003 gab es zur Bibliothek einen Aufsatz (Klaus Brunner: Wo könnten folgende 61 Inkunabeln aus dem Besitz der Ritter-Waldauf-Bibliothek, Hall bei Innsbruck, heute sein? Zugleich eine erste Ergänzung zum Katalog 1983, in: VÖB-Mitteilungen 2003/2, 51-54). Die Reste der Bibliothek finden sich heute als Leihgabe in der ULB Innsbruck.
Es besteht die Vermutung, dass bei den nun angebotenen Büchern eine Reihe von Büchern enthalten sind, die währen des Zweiten Weltkriegs der direkten Obhut der Ritter-Waldauf-Bibliothek „entwendet“ worden sind.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine unbekannte Anzahl wertvoller Hss. und Drucke an Privatpersonen in Hall und Umgebung ausgehändigt, um sie vor der Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten zu sichern. Nach Kriegsende wurde jedoch keines dieser Bücher rückerstattet. In den Nachkriegsjahren ordnete ein Pastoraltheologe aus dem Jesuitenorden die Bibliothek neu und sonderte im Zuge dessen etwa 16 Laufmeter Bücher aus. Es handelte sich dabei hauptsächlich um Drucke aus dem 18. Jh; sie wurden 1964 an ein Antiquariat verkauft. [Klaus Brunner: Hall, Ritter-Waldauf-Bibliothek. In: Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich 4. Hildesheim 1997, 124-126]
Die Provenienz der nunmehr aufgetauchten Stücke sollte lückenlos geklärt werden. Auch stellen sich – damit in Zusammenhang – denkmalschutzrechtliche Fragen. Dürfen diese Bücher überhaupt verkauft werden? Archivalia fordert auch die Einbeziehung der angebotenen Antiquariatsexemplare durch die ULB Tirol in ihr die Ritter-Waldauf-Bibliothek betreffendes Erfassungsprojekt. So könnte zumindest der Bestand erschlossen werden, auch wenn die einzelnen Bücher bald in alle Winde zerstreut werden.