Ausstellung „Buch & Macht“ auf der Burg Strechau (02.06.-31.10.2012)

Bücher der Hoffmanschen Bibliothek

Diese Sonderausstellung auf der Burg Strechau soll einen Einblick in die Bedeutung und die Machtfülle der Familie Hoffman in ihrer Zeit geben. Anhand seltener Bücher und eines Buchunikates aus dem 16. Jahrhundert wird die Wichtigkeit von Büchern beziehungsweise von Bibliotheken erzählt. Bücher waren nicht nur Zeichen von Macht und Wissen, sondern auch Zeugnisse von politischer und gesellschaftlicher Stellung. Neben diesen Aspekten waren Bücher aber auch immer schon kostbare Kunstwerke, dies zeigt sich in den Illustrationen ebenso, wie in den kunstvoll gestalteten Einbänden.

Werden und Vergehen

Seit ca. 1580 hat Ferdinand Hoffman systematisch und passioniert Bücher gekauft und somit den Ruhm der Bibliothek begründet. Aber schon sein Großvater Friedrich Hoffman und sein Vater Hans Hoffman hatten kleine Bibliotheken, die Ferdinand übernahm. In diesen Bestand fanden sich auch Bücher aus der Sammlung der Familie Ritter von Moshaim, die Pfandinhaber der landesfürstlichen Burg Strechau waren. Als im Jahr 1527 König Ferdinand der I. die Burg Strechau und Herrschaft an Hans Hoffman von Grünbühel verkaufte, hatte der Käufer die Bedingung zu erfüllen, den drei Brüdern Moshaim, die auf Strechau lastende Hypothek zurückzuzahlen. Rupert von Moshaim lebte bereits als Domdekan in Passau. Sein Bruder Jakob, der Doktor der Rechte war, ist im Dienst der
Hoffman von Grünbühel auf der Burg geblieben.

Es war die kunstsinnige Umgebung am Hofe Kaiser Rudolf des II. in Prag wo sich Ferdinand seit ca. 1580 aufhielt, die die Leidenschaft zum Sammeln noch zusätzlich anfachte. Dort lernte er auch andere bedeutende Sammlerpersönlichkeiten und Gelehrte kennen. Ferdinand ließ seine Bücher nicht nur mit seinen verschiedenen Exlibris ausstatten, sondern sie auch in weiches dunkelgrün gefärbtes Pergament mit Goldprägung binden, dies spielt wohl auf das Adelsprädikat von Grünbühel an. Bald nach 1600 hat
Ferdinand die ungefähr 500 Bände umfassende Bibliothek des Nürnberger Bürgermeisters Hieronymus Holzschuher erworben, in der wiederum die Büchersammlung seines Schwiegervaters des Arztes, Humanisten und Geographen Hieronymus Münzer enthalten war. So wurde im Lauf der Zeit, durch geschickte Ankaufspolitik die Sammlung
Hoffman zu einer der bedeutendsten Bibliotheken ihrer Zeit und umfaßte bei
Ferdinands Ableben (1607) etwa 4.000 Bände, die er seinem Sohn Andreas vermachte. In der Folge wurde die Sammlung von den Nachkommen gehütet und so überstand sie alle Wirren der Gegenreformation, wohl auch durch die schützende Hand des mächtigen und einflussreichen Fürsten Franz von Dietrichstein, Kardinal und Bischof von Olmütz. Erst Wolfgang Friedrich Hoffman, der Urenkel Ferdinand Hoffmans konvertierte 1655 in
Rom zum Katholizismus. Seine beiden Töchter schenkten 1678 ihrem Vormund Fürst Ferdinand Josef von Dietrichstein, als Dank die Bibliothek ihres Ururgroßvaters. Nach dem die Jesuiten hunderte Bände als „ketzerische Schriften“ aussortiert hatten, wurde die restliche Sammlung von Schloß Janowitz nach Nikolsburg in die Bibliotheksräume des Dietrichsteinschen Schlosses gebracht. Hier blieb die Hoffmansche Sammlung bis 1933. 1933 und 1934 wurden große Bestände in Auktionen veräußert und gelangten so in die bedeutendsten Bibliotheken der Welt. In der Schloßbibliothek befinden sich heute noch rund 100 Bände.

Buch und Macht

Neben zwei „Grünbücheln“ wird auch ein bedeutender Band, der anlässlich der Hochzeit Erzherzog Karl mit Maria von Bayern entstand und mit einer handschriftlichen Widmung des Verfassers an Ferdinand Hoffman versehen ist, ausgestellt.

Wenzel Sponrib: „Beschreibung was vor der Ertzhertzogen Carls hochzeitlichen Haimführung in Grätz in Steyer vom 17. August bis 08. September von Porten
und anderen Zierlichkeiten zugerichtet“ aus dem Jahr 1572. Die Holzschnitte und
Darstellungen dieses seltenen Buches zeigen auch Ansichten von Graz, die zu den
ältesten Darstellungen der Stadt zählen.

Auch andere Exponate legen Zeugnis von der gesellschaftlichen und politischen Bedeutung des Geschlechts ab. Einen weiteren Höhepunkt der Ausstellung bildet eine Handschrift, die hier auf der Burg entstanden ist. Autor ist der bereits oben erwähnte Jakob von Moshaim. Im Herbst 1535 hat Jakob von Moshaim hier zwei Manuskripte seines „geliebten Bruders Rupert“ für den Druck vorbereitet, und zwar das „Encomium canis“ und das „Kynosophion“, eine lateinische Übersetzung eines griechischen Textes. Er selbst verfaßte die Widmung an seinen allergnädigsten Herrn Ferdinand, König des Heiligen römischen Reiches, und zwei Briefe an den glücklichen Leser. Datiert mit 01. November 1535 läßt Jakob von Moshaim den Leser von der Burg Strechau grüßen „Vale ex arce Strechaw,
Prima Novemb. 1535“.

Die Österreichische Nationalbibliothek, die einige Handschriften und Bände aus der Hoffmanschen Bibliothek erworben hat, besitzt auch die hier vorgestellte Handschrift sowie zwei Drucke von Johannes Singriener (1535/1536) Diese „Kynosophion“ – „Hundeweisheit“ ist ein aus 52 Kapiteln bestehender veterinärmedizinischer Traktat über Hunde, welchen der griechische Arzt Demetrios Pepagomenos (1415/16 – 1450) verfaßt hat. Wenn die Deutung richtig ist, sind von Pepagomenos Elemente aus einer Handschrift über die „Eigenarten der Tiere“ von Claudius Aelianus (165 – 225 n. Chr.), einem griechisch schreibenden römischen „Buntschriftsteller“ verarbeitet.

Das „Encomium canis“ – „Lob des Hundes“ hat eine bemerkenswerte Entstehungsgeschichte, die Jakob von Moshaim in einem Brief an den Leser schildert.
Rupert von Moshaim liebte seine Hunde, die er auch zu den Gottesdiensten in den Passauer Dom mitnahm, wo sie durch ihr Verhalten und das Bellen störten. Der Spott seiner Mitbrüder bezog sich auf seine Jugend und seine Hundeliebhaberei und sie
zogen daraus den Schluß, daß er als Domdekan ungeeignet sei. Das soll ihn so geärgert haben, daß er sich zur Verteidigung seiner Hunde hinsetzte und das „Encomium canis“ verfaßt hat.

Quelle: Folder der Ausstellung (http://www.burg-strechau.at/images/2012/BuchMacht_Flyer.pdf)

Burgwebsite: http://www.burg-strechau.at/

http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Strechau

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