Die Wienbibliothek im Rathaus hat im Juli den Nachlass des Dichters und Aktionskünstlers Hubert Fabian Kulterer angekauft, der u.a. wichtige Dokumente sowie unveröffentlichte Texte und Briefe der Wiener Gruppe enthält. Wolfgang Bauer, Konrad Bayer, Raoul Hausmann, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Heidi Patacki oder Gerhard Rühm sind nur einige der berühmten Wiener und internationalen KünstlerInnen, die in der Sammlung vorkommen. „Der Nachlass ist aufgrund seiner unglaublichen Vielfalt an Materialien für die Forschung, für Ausstellungen und Buchprojekte ein großer Gewinn für die Wienbibliothek“, freut sich Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.
Kulterer, 1938 in Klagenfurt geboren, inskribierte nach der Matura Deutsche Philologie an der Universität Wien und promovierte 1965. Schon während des Studiums tauchte er in die Wiener Künstler- und Avantgardeszene ein und pflegte intensive Kontakte zu Ernst Fuchs, H. C. Artmann und Konrad Bayer. Diesen und anderen bot Kulterer mit der seit 1961 erscheinenden Zeitschrift „Eröffnungen“ eine Plattform, die sowohl graphisch wie inhaltlich zu den interessantesten österreichischen Zeitschriftenprojekten zählte. Das Archiv dieser Zeitschrift macht einen großen Teil des Nachlasses aus.
Weitere interessante Materialien sind die teils unveröffentlichten Texte von H.C. Artmann sowie Skizzen und Tagebucheintragungen von Hannes Schneider, der einige Jahre lang Redakteur bei den „Eröffnungen“ war. „Diese Dokumente stellen wertvolle Ergänzungen zu den Nachlässen Artmann und Schneider dar, die 2004 bzw. 2006 von der Wienbibliothek erworben wurden“, unterstrich die Direktorin der Wienbibliothek Sylvia Mattl-Wurm. Kulterers Sammlung an Büchern, Briefen, Autographen und Kunst eilte schon zu Lebzeiten ein gewisser Ruf voraus, auch deshalb, weil die Massen des Sammelguts ihn dazu zwangen, im einzig papierfreien Platz seiner Wohnung zu nächtigen: der Badewanne. Dort fand man ihn, wie Gerhard Ruiss in seinem Nachruf berichtet, am 24. April 2009 tot auf.
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