Gefängnis aus Gold
Die Ephrussis waren Bankiers in Wien, in der NS-Zeit mussten sie fliehen – Edmund de Waal erzählt die Geschichte seiner Familie
Im Palais Ephrussi – es gibt nur mehr acht Bedienstete – wird es still: Das Leben verläuft seltsam unbewegt. Aber die Bankgeschäfte gehen gut. Viktor beginnt Inkunabeln zu sammeln, sein besonderes Interesse gilt der römischen Geschichte. …
Er muss zusehen, wie all die Kunstwerke, die Inkunabeln, Bücher und Möbel in Kisten verpackt und abtransportiert werden. Das Amt für Wildbach- und Lawinenbetreuung zieht in die Wohnung im zweiten Stock ein, die Beletage wird dem Amt Rosenberg übergeben, dem Bevollmächtigten des Führers für die „Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“ . Und das Bankhaus hat Viktor an seinen Stellvertreter abzutreten – um ein Sechstel des Werts. …
… Nach dem Krieg bekam die Familie das kriegsbeschädigte Palais zurück und verkaufte es um lediglich 30.000 Dollar. Sie bekam die Gobelins zurück, die Bücher, die sich in der Nationalbibliothek befanden, und die Bilder, die in die Bundesmuseen gelangt waren. Für die „Arisierung“ der Bank wurde die Familie mit nur rund 5000 Dollar entschädigt – gegen die Zusage, keine weiteren Ansprüche stellen zu wollen. …
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