„…dass sich die neue Bibliothek in die gesamten Kulturbestrebungen der Republik eingliedern soll als Bildungsstätte für Arbeiter und Angestellte und als Pflegestätte sozialer Wissenschaften“ führte Franz Domes in seiner Funktion als erster Arbeiterkammerpräsident im Rahmen der feierlichen Eröffnung der sozialwissenschaftlichen Studienbibliothek der Wiener Kammer für Arbeiter und Angestellte in der Ebendorferstraße 7 am 18. September 1922 aus.
Grundstock der 1921 als Amtsbibliothek gegründeten und vor genau 100 Jahren der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemachten AK-Bibliothek Wien bildeten die als Dauerleihgabe vom Parteivorstand der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) übernommenen Privatbibliotheken der vormaligen Reichsratsabgeordneten Engelbert Pernerstorfer (1850-1918) und Leopold Winarsky (1873-1915). 1923 konnte von der Universität Wien die Privatsammlung des Rechtsordinarius Anton Menger (1841-1906) übernommen werden. Im Folgejahr gelang es, den zentralen Teil der Bibliothek Victor Adlers (1852-1918) in den Räumlichkeiten der Arbeiterkammerbibliothek aufzustellen. Diese sogenannten Gründungsbibliotheken umfassten ursprünglich rund 50.000 Bände und sind heute – nach der Plünderung durch das NS-Regime 1938/39 und teilweise erfolgter Restitution – mit rund 8100 Exemplaren zu beziffern.
Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Bibliothek erfolgten eine tiefergehende Erschließung und Sichtbarmachung der fragmentarisch erhaltenen Gründungsbibliotheken und die Digitalisierung von rund 800 Exemplaren. Durch die Digitalisierung werden diese frei zugänglich gemacht und können dadurch der interessierten Öffentlichkeit und der Wissenschaft unkompliziert zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus ist die Digitalisierung dieser wertvollen Bestände auch im konservatorischen Sinn von Bedeutung. Das Hauptaugenmerk lag einerseits auf Werken, die für die Geschichte der Arbeiter:innenbewegung von Wichtigkeit sind, andererseits galt ein besonderer Blick den Exemplarspezifika wie Provenienzmerkmalen, Exlibris, Marginalien und persönlichen Widmungen, die diese Bücher über den historischen Wert hinaus zu Unikaten machen. Die bereits erschlossenen Gründungsbibliotheken sind in AK-Search – der Suchmaschine der AK-Bibliothek – als eigene Sammlung angelegt und können dort nach Exemplarspezifika durchsucht und gefiltert werden, ebenso können die Werke, die als Digitalisate vorhanden sind, direkt über den Katalog abgerufen werden.
Beispiele:
Exlibris von Viktor Adler
https://emedien.arbeiterkammer.at/viewer/resolver?urn=urn:nbn:at:at-akw:g-4016059
https://aksearch.arbeiterkammer.at/Record/990000707860203343#provenance
Exlibris von Engelbert Pernerstorfer
https://emedien.arbeiterkammer.at/viewer/resolver?urn=urn:nbn:at:at-akw:g-4787368
https://aksearch.arbeiterkammer.at/Record/990002090340203343#provenance
Widmung von Friedrich Engels
https://emedien.arbeiterkammer.at/viewer/resolver?urn=urn:nbn:at:at-akw:g-3967599
https://aksearch.arbeiterkammer.at/Record/990000708180203343#provenance