Museumsverein kauft Bestand von rund 10.000 Objekten an
INNSBRUCK. Es trifft sich gut: Für Herbst 2016 plant das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum eine große Ausstellung zu Paul Flora, in deren Mittelpunkt seine Tätigkeit als Karikaturist stehen wird. Jüngst konnte das Museum die Bibliothek des 2009 verstorbenen Künstlers übernehmen. Mag. Roland Sila, Kustos der Bibliothek des Ferdinandeum, und sein Team haben den seit sechs Jahren unangetasteten Bestand im ehemaligen Wohnhaus Floras auf der Hungerburg in Augenschein genommen, sorgfältig verpackt und fachgerecht ins Museum transportiert. Der Erwerb wurde vom Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum getätigt.
PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler L
andesmuseen, zeigt sich über den wertvollen Zugang ins Ferdinandeum sehr erfreut. „Der interessante Mix aus Zeichnungen, Büchern und persönlichen Dingen zeigt ein vielfältiges Bild des Künstlers. Mit der Erfassung und Archivierung leisten die Tiroler Landesmuseen einen wesentlichen Beitrag zur künftigen Forschung zu Paul Flora.“
Flora-Bibliothek zeugt von Freundschaften
Unter den rund 6.000 Büchern gibt es interessante Exemplare mit Widmungen von zeitgenössischen Persönlichkeiten wie Marion Gräfin Dönhoff, Friedrich Dürrenmatt, Christoph Ransmayr, Tomi Ungerer und Martin Walser. Über 150 Plakate, aber auch Fotos, Postkarten und Kalender gehören zum übernommenen Bestand. Von großer Bedeutung sind Floras Vorlagenbücher sowie einige Originale, die der Künstler in der privaten Bibliothek verwahrte. Einige Briefe von Freunden und Geschäftspartnern, aber auch Floras persönliches Briefpapier, zahlreiche Vinyl-Schallplatten, CDs und Videokassetten wurden geschlossen übernommen. Liebevoll hatte Flora in seinen Regalen sowie auf seinem Schreibtisch Erinnerungsstücke und Geschenke platziert. Ein Totenkopf – ein Präsent von Anton Christian, bunte Glaskugeln aus Venedig sowie diverse Raben als Dermoplastik oder aus Kunststoff, stechen heraus. Floras Bibliothek zeugt von einem dichten Beziehungsnetz von Menschen, die ihm wichtig waren.
Beitrag zur künftigen Forschung
Insgesamt beläuft sich der Bestand auf rund 10.000 Objekte. Dieser wird aktuell in der Bibliothek des Ferdinandeum sukzessive gesichtet, dokumentiert und in die Sammlungen der Tiroler Landesmuseen integriert. Die Bücher und Objekte werden mit einem eigenen Flora-Stempel versehen, um deren Provenienz zu verdeutlichen. Die Ersterfassung des Bestandes wird rund 500 Arbeitsstunden in Anspruch nehmen.
Ausstellung im nächsten Jahr
Zwischen 1957 und 1971 fertigte Flora über 3.000 Karikaturen für die Wochenzeitung Die Zeit an. Oft ähnliche Zeichnungen veröffentlichte er in diesem Zeitraum auch in der Tiroler Tageszeitung. Über 2.000 Blätter zerstörte der Künstler jedoch. Eine Ausstellung ab Oktober 2016 im Ferdinandem will die Relevanz der Karikaturen in Floras Werk überprüfen. Dr. Helena Pereña, Kuratorin der Schau, wird die umfangreiche Werkgruppe sowohl in einen zeitpolitischen Kontext stellen als auch Fragen zur Genese und zur Nachwirkung der Bilder beleuchten.
Quelle: Pressemitteilung Ferdinandeum