Online-Petition des IV. Hannoversches Symposions NS-Raubgut in Bibliotheken, Archiven und Museen

Eines der Ergebnisse der Tagung der Planungsgruppe des 4. Hannoverschen Symposiums „NS-Raubgut in Bibliotheken, Archiven und Museen“, das vom 9. bis 11 Mai 2011 im Landesmuseum Hannover stattgefunden hat, ist eine Online-Petition, die als ‚offener Brief‘ u.a. auch den verschiedenen verantwortlichen bzw. unterstuetzenden Einrichtungen und Ministerien zugestellt werden soll.

Zwei Wochen lang hat man nun die Moeglichkeit, unter

den Brief einzusehen, ebenfalls zu unterzeichnen und zu kommentieren.

Die Online-Petition im Volltext:

 

Von: Frank Möbus aus Göttingen
An:   Bundes- und Landesministerien in Deutschland

Sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrter Herr Minister,

vom 9. bis 11. Mai 2011 versammelten sich auf Einladung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover und der Stiftung Bergen-Belsen mehr als 100 BibliothekarInnen, Museumsfachleute, ArchivarInnen und WissenschaftlerInnen mehrerer Fachdisziplinen zum IV. Hannoverschen Symposium „NS-Raubgut in Museen, Bibliotheken und Archiven“. Zahlreiche – teilweise über die Arbeitsstelle für Provenienzforschung geförderte – Projekte aus Deutschland, aber auch aus Lettland, Österreich, den Niederlanden, Polen und der Schweiz wurden in Bergen-Belsen und Hannover vorgestellt und diskutiert. Möglich wurde die Durchführung des IV. Hannoverschen Symposiums durch die großzügige Förderung Ihres Hauses. Hierfür danken Ihnen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums sehr!
Im Zuge der Vorträge und Erörterungen kristallisierten sich aus Sicht der TeilnehmerInnen vier entscheidende Erkenntnisse heraus.

  1. Das hochgradig vernetzte, grenzüberschreitende Agieren der mit Kulturgüterraub befassten Nationalsozialisten erfordert von den heutigen Provenienzforscherinnen und -forschern ein institutionsübergreifendes, interdisziplinäres und internationales Arbeiten. Es macht eine enge wissenschaftliche Kooperation und dabei einen verantwortungsvollen, offenen und ehrlichen Umgang mit einzelnen Forschungsergebnissen notwendig.
  2. Die Komplexität des Forschungsgegenstandes und der Fragestellungen erfordern eine Kontinuität der Forschung, d.h. eine Absicherung der wichtigen und guten Projektarbeit durch längerfristige Arbeiten, durch die Integration der Provenienzforschung in die regulären Geschäftsgänge der Kulturgut bewahrenden Institutionen (einerseits) und die Verankerung der Provenienzforschung in Forschung und Lehre der Ausbildungseinrichtungen (andererseits). Die Provenienzforschung ist eine der gegenwärtig wichtigsten wissenschaftlichen Aufgaben hinsichtlich der Aufarbeitung der NS-Zeit. Ihre Ergebnisse müssen von großer Nachhaltigkeit geprägt sein – was sich nur durch eine Verstetigung und Institutionalisierung ihrer Arbeit erreichen lässt.
  3. Die öffentliche Akzeptanz der Provenienzforschung und die Resonanz auf konkrete Restitutionen werden wesentlich von der Stellung der Provenienzforschung im Gesamtkontext der Forschungs-, Bibliotheks- und Museumsarbeit geprägt. Dieser Stellenwert wird von der Öffentlichkeit nicht zuletzt an der personellen und finanziellen Ausstattung der Provenienzforschung gemessen.
  4. In allen europäischen Ländern, auch in den USA und Israel, wird die deutsche Provenienzforschung mit besonders ausgeprägtem, kritischem Interesse verfolgt. Damit wir unserer besonderen historischen Verwantwortung nachkommen können, bedarf die Provenienzforschung in Deutschland der nachdrücklichen, medial auch international weithin sichtbaren Unterstützung und Förderung der Landes- wie der Bundespolitik und der Universitäten.

So verbinden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des IV. Hannoverschen Symposiums mit dem Dank für die bisherige Unterstützung die Hoffnung, dass Ihr Haus sich auch zukünftig für die Förderung und Etablierung der Provenienzforschung in öffentlichen Einrichtungen (der Bundesrepublik / insbesondere des Landes Niedersachsen) einsetzen wird. Gleichzeitig bitten wir Sie, sich für eine Einbindung des Themas in die universitäre Ausbildung einzusetzen.

Begründung: Stärkung und weitere Etablierung der Provenienzforschung.

Im Namen aller Unterzeichner.
Göttingen, 19.05.2011 (aktiv bis 15.06.2011)

via Inetbib

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