Die Österreichische Nationalbibliothek konnte für ihre Musiksammlung eine bedeutende Originalhandschrift Anton Bruckners (1824–1896) erwerben. Es handelt sich dabei um die Chorkomposition Mitternacht nach einem Gedicht von Joseph Mendelssohn (1770–1848). Für die Musiksammlung, die nun nahezu den gesamten kompositorischen Nachlass Bruckners verwahrt, stellt der Erwerb eine wichtige Ergänzung dieses einzigartigen Bestandes dar.
Die Geschichte, die sich um diese Komposition rankt, ist zudem amüsant, da die mitternächtliche Stunde den jungen Bruckner offensichtlich in ihren Bann gezogen hatte. Er komponierte zwei textlich verwandte Werke zu diesem Thema, Mitternacht und Um Mitternacht, nach einem Gedicht von Robert Prutz (1816–1872). Die beiden werden bis heute oftmals verwechselt, manchmal sogar von MusikexpertInnen. Die Komposition Um Mitternacht befindet sich ebenfalls in Originalhandschrift in der Musiksammlung.
Mitternacht basiert auf einem Text des Hamburger Dichters Joseph Mendelssohn und ist für Männerchor, Tenorsolo und Klavier gesetzt – eine heute seltene, im 19. Jahrhundert jedoch beliebte Vokal-Instrumentalkombination. Bruckner schrieb das kleine Werk im Dezember 1869 für die Linzer Liedertafel Frohsinn, eine Vereinigung, der er durch viele Jahre verbunden war. Die erste Aufführung fand am 15. Mai 1870 statt. Bruckner ging es um das musikalische Nachzeichnen der Stimmung, die im Gedicht vermittelt wird, er greift das romantische Naturbild auf: Vom Glühen der Blumen im Mondlicht ist die Rede, von Sternenglanz und ferner Dome Glockenklang.
Außergewöhnlich ist auch der Einsatz des Klaviers, das nicht einfach als Begleitung fungiert, sondern den Chor mit einem selbständigen Klanghintergrund unterlegt und eine fast orchesterähnliche Wirkung erreicht.
Der gesamte Bestand ist über den Online-Katalog der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek abrufbar:
http://aleph.onb.ac.at/F?func=file&file_name=login&local_base=MUS
Quelle: http://www.onb.ac.at/presse_19150.htm
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