BuW 45 (2012) präsentiert die Ergebnisse einer gemeinsamen Tagung des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte und der Stiftsbibliothek St. Gallen zum Thema „Klosterbibliotheken in der frühen Neuzeit“. Im Zentrum stehen die Klöster und geistlichen Orden in Süddeutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. Diese waren in der Barockzeit durch eine gemeinsame Kultur geprägt und pflegten einen regen, vielfältigen Austausch, der erst mit der Revolutionszeit, den Säkularisationen und dem Aufkommen der Nationalstaaten im 19. Jahrhundert zum Erliegen kam.
Das Inhaltsverzeichnis: http://www.harrassowitz-verlag.de//dzo/artikel/201/004/4300_201.pdf?t=1352385162
Die Österreich betreffenden Aufsätze:
P. Gottfried Glassner OSB: Der Büchernachlass des Dr. Johannes Häringshauser (1603–1642) in der Melker Stiftsbibliothek, in: Bibliothek und Wissenschaft 45 (2012) S. 179–193.
Durch Nachforschungen, die im Jahr 2008 von Giles Davison, London, angestoßen wurden, wurden in der Melker Stiftsbibliothek bislang (Stand Dezember 2011) 69 Werktitel in 62 Bänden ausfindig gemacht, die dem Büchernachlass von Dr. Johannes Häringshauser (1603–1642), Viertelsarzt in Mistelbach, Niederösterreich, als Vorbesitzer zuzuordnen sind. Sein Sohn Bruno Johannes (1631–1698), der 1651 unter dem Ordensnamen Sigismund ins Benediktinerstift Melk eintrat und dort von 1656 bis 1680 das Amt des Bibliothekars bekleidete, gliederte die Privatbibliothek seines Vaters den Melker Beständen ein und nahm sie in den 1667 von ihm fertiggestellten Katalog der Druckwerke auf. Der Büchernachlass ist nicht nur wegen einzelner seltener Druckwerke aus dem Bereich der Astronomie und Medizin von besonderem Interesse, sondern auch aufgrund der Informationen, die die handschriftlichen Besitz- und Donationsvermerke zur Biographie und zum familiären und beruflichen Umfeld ihres Besitzers beisteuern.
Thomas Stockinger: Klosterbibliothekar und Gelehrter. Bücherkauf, Tausch und Ausleihe in der Korrespondenz von Bernhard Pez OSB (1683–1735), in: Bibliothek und Wissenschaft 45 (2012) S. 195–226.
Der Benediktiner Bernhard Pez (1683–1735) war nicht nur ein Geschichtsforscher und Gelehrter von überregionalem Wirkungskreis, sondern auch ein Vierteljahrhundert lang Bibliothekar seines Klosters Melk in Niederösterreich. Er hinterließ einen Nachlass von über 1.000 Briefen, aus denen oftmals Details auch seiner bibliothekarischen Tätigkeit zu entnehmen sind. Der Beitrag präsentiert Zeugnisse für Bücherkauf sowohl auf dem Wiener Markt als auch über internationale Entfernungen, für Büchertausch mit anderen Klosterbibliotheken und mit gelehrten Briefpartnern sowie für Entlehnungen von Handschriften und Druckwerken aus Klöstern in Österreich und Süddeutschland. Die Pez-Briefe erlauben Einblicke in die Aktivitäten eines barocken Bibliothekars in einer Form, wie sie nicht für viele seiner Kollegen möglich sind; freilich sind sie hinsichtlich ihrer Repräsentativität für die Vielzahl barocker monastischer Bibliotheken mit Vorsicht zu bewerten.
Die Abstracts unter: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/2847