Der Bund hat die Privatbibliothek des jüdischen Rechtsanwalts Dr. Ludwig Töpfer (1880–1955) restituiert und von den Erben erworben. Damit konnte in einem bedeutenden Fall von »NS-verfolgungsbedingt entzogene[m] Kulturgut« in den Kultureinrichtungen Deutschlands (Gemeinsame Erklärung von 1999) eine Einigung für die einst verkaufte Sammlung erzielt werden. Der Wiener Bibliophile Ludwig Töpfer war 1939 mit seiner kostbaren literarischen Sammlung vor den Nationalsozialisten nach Frankreich geflohen. Vor der Emigration in die USA musste Töpfer seine Bibliothek weit unter Wert verkaufen. Im Jahr 1972 wurde die Sammlung Töpfers durch Vermittlung der Bundesregierung als Depositum auf das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt, das Deutsche Literaturarchiv Marbach und die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel (nach deren Sammlungsschwerpunkten) verteilt. Aufgrund der Bereitschaft der Erben, die wertvolle Sammlung weiterhin der Forschung zur Verfügung zu stellen, konnte der Bund die Bibliothek Töpfer erwerben. Die Teilsammlungen sind weiterhin in den drei Institutionen zugänglich.
Töpfers Sammelschwerpunkt galt der deutschen Literatur der Klassik und Romantik sowie der Weltliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts, auch in deutschen Übersetzungen. Der Sammler Ludwig Töpfer hatte höchste bibliophile Ansprüche. Er bevorzugte ausgezeichnet erhaltene Erstausgaben, häufig in prächtigen zeitgenössischen Lederbänden, und tauschte weniger gut erhaltene Exemplare gegen besser erhaltene aus, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bot. Bücher fürstlicher Provenienz – darunter die russische Kaiserin Maria Feodorowna und Herzog Albert von Sachsen-Teschen – reicherten die Sammlung an. Vor der Emigration in die USA 1940 musste Töpfer seine rund 10.000 Bände zählende Bibliothek unter Wert in der Schweiz verkaufen. Käufer war über den Antiquariatshandel Hans Posse, Sonderbeauftragter Hitlers für das geplante »Führermuseum« in Linz. Ob Töpfer vom Ankauf seines Lebenswerks für den »Sonderauftrag Linz« jemals erfahren hat, ist nicht bekannt. Nach Kriegsende wurden noch 6.288 Bände im österreichischen Altaussee geborgen und gelangten über den Central Collecting Point in München 1952 treuhänderisch in den Besitz des Bundes. Dieser setzte 1972 das Deutsche Literaturarchiv, die Herzog August Bibliothek und das Freie Deutsche Hochstift als Hüter dieses Kulturguts ein. Hier wird die wertvolle Sammlung nun weiterhin für die Zukunft bewahrt.
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