Der Standard: Verborgene Schriften sichtbar machen

Toller Beitrag über die Forschungen über in der ÖNB lagernde Palimpseste:

Quasi unsichtbare uralte Schriften, die in der Österreichischen Nationalbibliothek lagern, geben dank modernster Technik ihre Geheimnisse preis. …

Eine Kooperation mit US-amerikanischen Experten hat nun den Durchbruch gebracht. Das Technikerteam der Early Manuscripts Electronic Library (EMEL), einer Forschungsorganisation mit Sitz in Los Angeles, reiste mit seiner Ausrüstung nach Wien und setzte dort das neu entwickelte Multispektral-Verfahren ein. Die Blätter werden dabei mit Licht verschiedener Wellenlängen bestrahlt. Jede wird von Pergament und Tinte unterschiedlich stark absorbiert.

Das Maß der Absorption lässt sich auf speziellen Fotoaufnahmen festhalten. Die Wissenschafter fügen die Bilder anschließend im Computer zusammen und bekommen so eine erstaunlich detaillierte Darstellung der verborgenen Schrift. Die Lesbarkeit des Textes wurde so von 15 auf 60 Prozent erhöht, berichtet Jana Grusková. Jetzt eröffnen sich ganze Sätze und der Inhalt. …

Für ein faszinierendes Detail brauchten die Forscher keine Technologie: Ein prominenter Vorbesitzer des von de Busbecq gekauften Bandes, Theodosius der IV., Patriarch von Antiochia, hat auf der letzten Seite eine Warnung an potenzielle Diebe hinterlassen: „Derjenige, der diesen Codex entfremde, möge der unauflöslichen Exkommunikation durch den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist unterliegen und das Schicksal des Verräters Judas erleiden.“ Keine Frage, der Mann liebte seine Bücher.

http://derstandard.at/2000007419714/Verborgene-Schriften-sichtbar-machen

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