Ort: Weimar
Veranstaltungsort: Goethe-und -Schiller-Archiv, Petersen-Bibliothek, Hans-Wahl-Str. 4, Weimar
Veranstalter: Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel; Projekt „Autorenbibliotheken: Materialität – Wissensordnung – Performanz“
Datum: 11.04.2016 – 12.04.2016
Nicht wenige Bücher und Archivalien, die ursprünglich eigenständige Sammlungen bildeten, wurden im Lauf der Zeit zerstreut und/oder in den universalen Bestand von Bibliotheken, Archiven und Museen integriert. Auch konstituieren nicht nur physisch vorhandene Titel zusammenhängende Bestände, sondern ebenso Inventare und Kataloge, die einstige Korpora abbilden. Welche Aufgaben umfasst die Erschließung von (ehemals autonomen) Sondersammlungen und ab wann lässt sich bei dem Zugriff auf das historische Material von Rekonstruktion sprechen? Welche Möglichkeiten bieten sich an, erschlossene Bestände aufzubereiten und der Forschung wie der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich zu machen? Wie kann man die Innovationen der digitalen Geisteswissenschaften nutzen, um die gewonnenen Forschungsergebnisse auf ansprechende und erhellende Weise sichtbar zu machen? Erweitern die Digital Humanities dabei auch das Erkenntnisvermögen? Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich durch die Anwendung der Digital Humanities?
Diese Grundsatzfragen ergeben sich aus der Beschäftigung mit drei eigenständigen Bestandszusammenhängen, die auch den Hintergrund des Workshops bilden: erstens Auktionskataloge aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die sich in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel befinden und Auskunft über den Buchbesitz von Gelehrten und Privatpersonen geben; zweitens die Privatbibliothek Johann Wolfgang v. Goethes in Weimar, in der ein großer Teil der vom Autor benutzten Exemplare noch vorhanden ist; drittens die zerstreute, aber durch Verzeichnisse und Provenienzspuren in zahlreichen Büchern rekonstruierbare Bibliothek des 1933 emigrierten jüdischen Schriftstellers, Gelehrten und Sammlers Karl Wolfskehl in Marbach.
Das Spektrum der Erschließung von Sammlungen, über das wir diskutieren wollen, betrifft also nicht nur in den Beständen des Forschungsverbundes MWW vorhandene, sondern auch virtuelle Titel, die physisch in anderen Institutionen überliefert oder noch über Kataloge nachweisbar sind. Wie lassen sich aus zum Teil sehr großen, schwer überschaubaren Bestandsmengen repräsentative Teilkorpora bilden? Wenn sich die Rekonstruktion frühneuzeitlicher Privatbibliotheken auf der Grundlage von Auktionskatalogen in der Regel auf den Titelnachweis beschränkt (Brigitte Klosterberg), sollte dann der Rekonstruktionsprozess noch vorhandener, konkreter Bibliotheken die ursprüngliche Topographie derselben wiederentdecken und wiederherstellen? Wie ‚schlank‘ kann eine Datenbank gestaltet sein, um erschlossene Sammlungen auf Grundlage von Metadaten zu rekonstruieren und zu präsentieren? Welche Funktionen sollte sie aufweisen? Welche Such- und Darstellungsoptionen ergeben sich aus der Indizierung von Quellen, die einer OCR-/Volltexterkennung unterzogen wurden, und wie sind sie technisch umzusetzen? Welchen Mehrwert bieten quantifizierende Visualisierungswerkzeuge wie Wolken und Listen? Bis zu welchem Ausmaß ist es sinnvoll, Normdaten einzubinden, und wie steht es um die technische Machbarkeit, auf externe Ressourcen und Referenzen zu verlinken? Die Fragen sind heuristischer Art, sie markieren das Feld, auf dem sich die Diskussion bewegen soll.
Wir freuen uns über externe Teilnehmer. Um eine kurze Anmeldung unter den beiden Adressen stefan.hoeppner@klassik-stiftung.de und muenkner@hab.de wird gebeten.
Quelle und Programm unter http://www.hsozkult.de/event/id/termine-30178