Wien (APA) – Wolfgang Lazius (1514-1565) ist primär als Verfasser der ersten Wiener Stadtgeschichte bekannt. Weitgehend in Vergessenheit geraten ist sein vielfältiges Werk als Leibarzt des Kaisers, als Seuchenbekämpfer, als Rektor der Uni Wien, als Kartograph und Sammler wertvoller Handschriften. Zu seinem 500. Geburtstag am 31. Oktober will ein Symposium in Wien den Universalgelehrten neu entdecken.
Am 31. Oktober 1514 in Wien als Wolfgang Laz geboren zählte er unter seinem latinisierten Namen Lazius zu den bedeutendsten und produktivsten Köpfen seiner Zeit. Er absolvierte seine Studien auf den Gebieten der Künste und der Medizin in Ingolstadt, wo er 1538 zum Doktor der Medizin promoviert wurde. Nachdem sein Doktorgrad von der Universität Wien nicht anerkannt wurde, wirkte Lazius zunächst in Wiener Neustadt, unterrichtete dann an der Wiener Artistenfakultät und war Militärarzt in Ungarn.
Schließlich erlangte er 1541 doch eine Professur an der medizinischen Fakultät der Universität Wien, wo er dann acht Mal Dekan und zwei Mal Rektor wurde. Lazius wurde Hofhistoriograf sowie Leibarzt Kaiser Ferdinands I. und leitete auch die kaiserliche Münzen- und Antiquitätensammlung. Im pestgeplagten Wien des 16. Jahrhunderts war er außerdem für Seuchenbekämpfung und Sanitätsangelegenheiten zuständig.
Ausgedehnte Bibliotheksreisen
Lazius bildete sich vielseitig weiter und korrespondierte mit den führenden humanistischen Gelehrten seiner Zeit. Auf ausgedehnten Bibliotheksreisen sammelte er wertvolle historische Handschriften und Urkunden. Seine Privatsammlung wurde später mit der kaiserlichen Bibliothek vereinigt und bildet heute einen wesentlichen Teil des Altbestandes der Österreichischen Nationalbibliothek.
Der Gelehrte verfasste die erste Wiener Stadtgeschichte (Vienna Austriae, 1546), führte den Begriff der „Völkerwanderung“ in die Wissenschaftssprache ein (1557), fertigte 1561 den ältesten „Atlas“ der österreichischen Lande sowie bedeutende thematische Karten von Bayern, Griechenland, Ungarn und vom Rhein an und war der erste Gelehrte, der Strophen des Nibelungenliedes veröffentlichte. Am 19. Juni 1565 starb er in Wien.
Weil es sich aufgrund seiner Vielfältigkeit als schwierig erwiesen habe, eine umfassende Gesamtdarstellung seines Wirkens zu erarbeiten, veranstalten die Institute für Geschichte, Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein der Universität Wien, das Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und die Österreichische Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte am 30. und 31. Oktober ein Symposium in Wien. Die Wissenschafter wollen dabei die Fülle des Wissens Lazius‘ und die Facetten seiner vielfältigen Leistungen zueinander in Bezug setzen, damit einen Humanisten neu entdecken.
Service: Symposium „Wolfgang Lazius (1514-1565)“ am 30. und 31.10. in Wien; Internet: http://go.apa.at/3U0uS8ww