Rückgabe von Manuskriptbänden aus Bibliothek der Bundesgärten Schönbrunn und Schriften aus Österr. Staatsarchiv empfohlen, Beratungen zu Gemälden aus Belvedere vertagt
Wien (OTS) – Der Kunstrückgabebeirat hat in seiner 58. Sitzung am 29. September 2011 zwei Rückgabeempfehlungen ausgesprochen:
Der Beirat empfiehlt dem Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft die Rückgabe von vier Manuskriptbänden (drei Manuskriptbände von Richard van der Schot und ein Manuskriptband von Franz Boos) aus der Bibliothek der Bundesgärten Schönbrunn. Dem Bundeskanzler empfiehlt der Beirat die Rückgabe von Schriften aus dem Nachlass Banhans aus dem Österreichischen Staatsarchiv. Die Beratungen zu zwei Gemälden in der Österreichischen Galerie (Leopold Kupelwieser: Die hl. drei Könige, Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld: Das Tal von Chamonix) wurden
vertagt.
Zwei Beschlüsse des Kunstrückgabebeirats
Der Beirat empfiehlt dem Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft die Rückgabe von drei Manuskriptbänden von Richard van der Schot und einem Manuskriptband von Franz Boos aus der Bibliothek der Bundesgärten Schönbrunn an die Rechtsnachfolger von Todes wegen nach Dr. Ernst Moriz Kronfeld zu
übereignen.
Dr. Ernst Moriz Kronfeld (1865-1942), der als Jude von den NS-Machthabern verfolgt war, hatte eine bedeutende gartenhistorische Sammlung mit einem Schwerpunkt zum Schlosspark von Schönbrunn. Ohne Erfolg versuchte er diese Sammlung 1941 zu veräußern; im folgenden Jahr, nach seinem Tod und der Deportation seiner Witwe, wurden von der Nationalbibliothek Teile der Sammlung aus dem Kunsthandel angekauft. Im Jahr 1988 tauchten weitere Teile der Sammlung wieder im Kunsthandel auf; damals wurden Pflanzenbilder vom Naturhistorischen Museum und vier Manuskripte von den Bundesgärten erworben. Die Rückgabe der Pflanzenbilder und der Erwerbungen der Nationalbibliothek wurden bereits mit Beschlüssen vom 23. Jänner 2009 und 10. Juni 2011 empfohlen.
Der Beirat empfiehlt dem Bundeskanzler Schriften aus dem Nachlass des k.k. Eisenbahnministers Dr. Karl Banhans aus dem Österreichischen Staatsarchiv an dessen Rechtsnachfolger von Todes wegen zu übereignen. Karl Banhans (1861-1942), u.a. früherer k.k. Minister für das Eisenbahnwesen, setzte in seinem Testament seine Ehefrau Eugenie Banhans als Alleinerbin ein. Eugenie Banhans, geborene Leon von Wernburg (1867-1942), die als Jüdin verfolgt und unmittelbar nach dem Tod ihres Ehemanns deportiert wurde, wurde im Verlassenschaftsverfahren als „erbunwürdig“ qualifiziert. Der schriftliche Nachlass wurde in der von der Gestapo gesperrten Wohnung beschlagnahmt und gelangte so in das heutige Österreichische
Staatsarchiv.
Die Empfehlungen des Beirats sind wie immer auf der Website der
Kommission für Provenienzforschung veröffentlicht.
http://www.provenienzforschung.gv.at/