„19 Expertenvorschlägen zur Verwaltungsreform in Österreich“ …!?

Leider sind im Netz die „19 Expertenvorschlägen zur Verwaltungsreform in Österreich“ der SPÖ anscheinend nicht greifbar (nichts dazu aktuell auf der Website der Partei), deshalb kann man sich nur aus den online vorhandenen Pressemeldungen seinen Reim machen:

ORF :

Alle öffentlichen Bibliotheken sollen zusammengelegt werden ebenso das Staatsarchiv und das Heeresgeschichtliche Museum – dies als Kern für ein Haus der Geschichte.

Die Presse:

Fusioniert könnten laut SPÖ auch die Bibliothek des Kanzleramts und die des Parlaments werden, später sollten beide zur Nationalbibliothek kommen.

Salzburger Nachrichten:

Das Staatsarchiv und das heeresgeschichtliche Museum sollen in ein „Haus der Geschichte“ eingebracht werden …

Der Standard:

Das Staatsarchiv und das heeresgeschichtliche Museum sollen in ein „Haus der Geschichte“ eingebracht werden …

Heute:

Bibliotheken: Verschmelzung der öffentlichen Bibliotheken. „Haus der Geschichte“: Zusammenführung von Staatsarchiv und Heeresmuseum.

Am konkretesten im bibliothekarischen Bereich ist die Presse. Die Bibliothek des Bundeskanzleramts sollte also mit der des Parlaments fusionieren und dann in der ÖNB aufgehen!? Da es schon länger keine „Bibliothek des Bundeskanzleramts“ mehr gibt, ist wohl die „Administrative Bibliothek des Bundes“, eine von den Nutzern hoch geschätzte Clusterbibliothek (für das Bundeskanzleramt, die Bundesministerien für Inneres, für Unterricht, Kunst und Kultur, für Wissenschaft und Forschung und das Österreichische Staatsarchiv) gemeint. Die Sinnhaftigkeit einer Fusion erschließt sich mir absolut nicht, eine Aufgehen in der ÖNB schon gar nicht. Was das in diesem Bereich für Expertenvorschläge sein sollen, lasse ich mal dahingestellt.

Karl Renner, nicht nur doppelter Staatsgründer, Staatskanzler der Republik Deutschösterreich, Nationalratspräsident in der Ersten Republik, erneut Staatskanzler der Provisorischen Regierung am Beginn der Zweiten Republik und anschließend Bundespräsident, hätte sich – lebte er noch – schön bei seiner SPÖ bedankt. Immerhin war er im Brotberuf Bibliothekar in der Parlamentsbibliothek, bevor er sich ganz der Politik zuwandte!

Über Qualität lässt sich ja bekanntlich streiten, dass aber eine Vielzahl von Medien (ORF, Presse, Salzburger Nachrichten) den Unsinn übernimmt, die SPÖ plane die „landwirtschaftlichen Schulden ins Unterrichtsministerium“ einzubringen, lässt einen schon etwas verwundert zurück. Gemeint kann wohl nur sein, dass die „landwirtschaftlichen Schulen“ kompetenzmäßig wandern sollen …

Nachtrag: In einem Positionspapier des Rechnungshofes zu einer „Verwaltungsreform 2011“ ist nichts vom Staatsarchiv und auch nichts von einer Zusammenlegung der Administrativen Bibliothek des Bundes mit der Parlamentsbibliothek zu finden …

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