Wienbibliothek erinnert mit Hugo Wolf an den „Genie-Kult“

Eröffnung am 18.3. um 19.00 Uhr – Zahlreiche Exponate und Hörbeispiele erinnern bis Anfang November an den Komponisten

Wien (OTS) – Richard Wagner, Gustav Mahler, zwei Schritte dahinter Hugo Wolf (1860-1903): Die ab Freitag (19.3.) in der Wienbibliothek bei freiem Eintritt zu sehende Schau „Hugo Wolf. Zum 150. Geburtstag“ erinnert mit vielerlei Liederausgaben, Briefen, Porträts, aber auch mit Totenmaske und Wolfs Antiphonen (eine frühe Form von Ohrenstöpseln) an den kapriziös-verschlossenen Komponisten, der vor allem mit seinen Gedichte-Vertonungen von Eichendorff, Mörike und Goethe musikalisch in Erinnerung geblieben ist. Kuratiert von Silvia Mattl-Wurm, Julia Danielczyk, Christiane Rainer, Thomas Aigner und Christian Mertens teilt sich die Schau bis Juni in zwei Ausstellungsorte auf, ab Frühsommer kommt noch das Haus der Musik dazu, wo es um den imaginierten Spanien-Bezug Wolfs geht.

http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-und-ausstellungen/veranstaltungen/hugowolferoeffnung.html

Die Ausstellung läuft bis 5. November. Im Ausstellungskabinett, das bis vor kurzem noch an dieGeschichte der Wiener Luftfahrt erinnert hat, steht vor allem das gesellschaftliche Leben Wolfs im Mittelpunkt. Selbst aus bescheidenen Verhältnissen aus dem heutigen Slowenien stammend, wurde Wolf fast durchgehend von Mäzenen und Förderern unterstützt. Nach seiner Einlieferung in eine Irrenanstalt im Jahr 1898 war es der 1897 gegründete Wiener Hugo Wolf-Verein, der sich mit Geldspenden bemühte, das „verwirrte Genie“ bis zu seinem Tod im Jahr 1903 in Wien zu unterstützen. Wolf liegt in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof begraben.

Die Faszination des glühenden Wagner-Verehrers Wolf gründet sich laut Aigner auf dessen musikalischer „Detail-Schönheit“, die vor allem in dessen Liedern zum Ausdruck kommt. Seine sehr starke Wortorientierung machten Wolf zu einem sehr „deutschen Künstler“, der bis zur Skurilität auf die schnörkellose, „reine“ Vertonung der Gedichte achtete. Seiner Umwelt machte es Wolf nicht nur während seiner kurzen, aber sehr intensiven Schaffensphasen schwer: seine Wutausbrüche und sein Jähzorn, wie auch seine beißende Häme als Musikkritiker des „Wiener Salonblattes“ sind ebenso legendär wie seine brieflich festgehaltene Feinfühligkeit, die das „Muhen der
Kühe“ und das Vogelgezwitscher bei Landpartien als unerträglich beschrieb. „Die guten Wiener haben nicht sonderlich empfindliche Ohren“, heißt es ebenfalls bei ihm, der ohne seine Antiphone kaum existieren konnte.

Weitgereist war er nicht, erst nach seinem ersten Krankheitsanfall – mit 18 Jahren zog sich Wolf eine schlussendlich lebensbedrohliche Syphilis-Erkrankung zu – besuchte er Oberitalien im Jahr 1898. Hierbei entwickelte er auch eine für das 19. Jahrhundert nicht untypisch romantische „Süd-Begeisterung“, die in seiner Spanien-Beschäftigung, die neben seinem „Spanischen Liederbuch“ (1889) vor allem seine einzige fertig gestellte Oper „Der Corregidor“ (1896) umfasst, ihren Ausdruck fand. Ansonsten war Wolf eher im süddeutschen Raum unterwegs, wo er auch zahlreiche Förderer und
Gönner besaß.

Der erste Hugo Wolf-Verein gründete sich 1897 in Berlin, ein weiterer in Stuttgart kam gleichzeitig wie der Wiener Verein ein Jahr später hinzu. Neben seinen 53 Mörike- und 51 Goethe-Vertonungen sind von Wolf weitere 20 Kompositionen von Eichendorf erhalten. Privat blieb Wolf Junggeselle, mit Melanie Köchert verband ihn eine enge Freundschaft. Kurz nach Wolfs Tod verstarb auch Köchert. Zu seinen weiteren Freunden und Unterstützern zählen unter anderem Oskar Grohe, Rosa und Karl Mayreder und Hugo Faißt, die ebenso in der Ausstellung ausführliche Erwähnung finden. Eine eigene Vitrine widmet sich auch der Beziehung zu Gustav Mahler, mit dem er sich in jungen Wiener Jahren eine Wohnung teilte. Mahlers Bestellung zum Hofoperndirektor stieß bei Wolf zuerst auf ungeteilte Freude, nachdem aber sein „Corregidor“ zu seinen Lebzeiten nicht zur Aufführung kam – erst 1904
setzte Mahler den „Corregidor“ auf den Opern-Spielplan – , verschlechterte sich deren Beziehung, die musikalisch gesehen, in ihrem Wollen nach „reiner Musik“, durchwegs Parallelen aufweist.

Hörbeispiele aus Wolfs Schaffen bietet die Ausstellungsdependance in der Musiksammlung. Vier Stücke sind hier abrufbar, in weiteren Vitrinen zeigt die Wienbibliothek wichtige musikalische Beispiele aus dem Nachlass von Wolf, der historisch in zwei Phasen an die Stadt Wien kam. Die erste erfolgte bald nach dessen Tod, die zweite 1938, als der Richard-Wagner-Vereins, der vorher den Bestand des Hugo Wolf-Verein nach dessen Auflösung übernommen hatte, von den Nazis wiederum aufgelöst wurde.

Eröffnet wird die Schau morgen, Donnerstag 18.3., um 19.00 Uhr im Lesesaal der Wienbibliothek. Zusammen mit Wienbibliothek-Leiterin Sylvia Mattl-Wurm wird Thomas Aigner zur Ausstellung sprechen.

Musikalische Einspielungen von Wolf steuern Claire Parizot (Gesang) und Istvan Bonyhadi (Klavier) bei. Zur Ausstellung wird im Juni ein entsprechendes Begleitbuch erscheinen.

Wienbibliothek (8., Rathaus, Stiege 6, 1. Stock, Ausstellungskabinett; Loos-Räume in der Musiksammlung der Wienbibliothek, 1., Bartensteingasse 9): Hugo Wolf zum 150. Geburtstag, Laufzeit: 19.3.-5.11.2010, Öffnungszeiten:
(Ausstellungskabinett): Mo-Do 9.00 – 18.30 Uhr, Fr 9.00-16.30 Uhr;
Loos-Räume: Mo-Fr 9.00-15.00 Uhr, Mi 9.00-18.30 Uhr,

Infos auch: www.wienbibliothek.at

Quelle:

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20100317_OTS0195/wienbibliothek-erinnert-mit-hugo-wolf-an-den-genie-kult

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