Ort und Zeit
7. Dezember 2016 bis 12. Mai 2017
Montag bis Donnerstag 9 bis 18:30 Uhr
Freitag 9 bis 16.30 Uhr
Wienbibliothek im Rathaus, Ausstellungskabinett
Rathaus, Eingang Felderstraße, Glaslift oder Paternoster, 1. Stock, 1010 Wien
Freier Eintritt
Zur Ausstellung
Vor nunmehr 150 Jahren wurde eines der weltweit meistgespielten Musikwerke aus der Taufe gehoben: der „Donauwalzer“, genauer gesagt die Walzerpartie An der schönen, blauen Donau, op. 314, von Johann Strauss (Sohn). Diesem war 1863 der Titel „k. k.. Hofball-Musikdirektor“ verliehen worden. Das Tagesgeschäft hatte er weitgehend an seine beiden Brüder Josef und Eduard abgegeben, und er trug sich mit dem Gedanken, ins Operettenfach überzuwechseln. Vom inneren Druck befreit setzte er ab 1867 zu einem bis dahin ungekannten künstlerischen Höhenflug an. In rascher Folge entstand eine Serie absoluter Meisterwerke: Künstler-Leben, Leichtes Blut, Unter Donner und Blitz, Geschichten aus dem Wienerwald, Éljen a Magyár, Wein, Weib und Gesang, Egyptischer Marsch, Im Krapfenwald’l und an der Spitze, gleichsam als Primus inter Pares, An der schönen, blauen Donau.
Schon bald entstand die inzwischen von der Wissenschaft widerlegte Legende, dass das Werk bei der Premieredurchgefallen wäre und erst vom Ausland aus seinen Siegeszug um die Welt angetreten hätte. Die wahren Hintergründe der Entstehung und Verbreitung des „Donauwalzers“, seine ungebrochene, in einer geradezu singulären Stellung gipfelnde Wirkung bis heute sind die Themen der Ausstellung.
Ein Welterfolg entsteht
Am 15. Februar 1867 veranstaltete der Wiener Männergesang-Verein wegen des verlorenen Kriegs gegen Preußen anstelle des traditionellen Narrenabends eine Faschingsliedertafel. Johann Strauss steuerte, ein altes Versprechen einlösend, eine Walzerpartie unter dem Titel An der schönen, blauen Donau bei. Dieser dürfte einem Gedicht von Karl Beck entnommen sein, bezieht sich dort allerdings auf ein Dorf in Ungarn. Joseph Weyl, der „Hausdichter“ des Vereins, schuf einen situationsbezogenen Gesangstext für die Uraufführung, die glänzende Kritiken erhielt. Dass Strauss den „Donauwalzer“ noch im gleichen Jahr in Paris zu Gehör brachte, wurde von der französischen Presse hingegen nicht erwähnt. Großen Publikumszuspruch errang das Werk beim anschließenden Strauss-Gastspiel in London.
Thema mit Variationen
Die Erstausgabe für Klavier erschien, für die damaligen Gepflogenheiten eher unüblich, bereits am Tag der Uraufführung. Die Nachfrage muss enorm gewesen sein, da allein der Originalverleger C. A. Spina innerhalb kürzester Zeit eine heute kaum mehr zu überblickende Zahl von Auflagen auf den Markt brachte. Nachdrucke im Ausland, Bearbeitungen für alle gängigen Instrumente und Ensembles, hochvirtuose Paraphrasen sowie Zitate in Werken anderer Komponisten wie auch von Strauss selbst zeugen von der ungeheuren Popularität des „Donauwalzers“. Es fehlte auch nicht an zahlreichen Versuchen, der Musik einen adäquaten Text zu unterlegen. Das süßlich-patriotische „Donau, so blau“ von Franz von Gernerth konnte sich dabei noch am ehesten durchsetzen.
Mehr als nur ein Walzer
Wollte man ein einziges Werk von Johann Strauss stellvertretend für sein gesamtes Schaffen nennen, so wäre dies wohl der „Donauwalzer“ – so geschehen bei zahlreichen „runden“ Geburts- und Todestagen des Komponisten, aber auch bei Jubiläen der Komposition selbst. Noch zu Lebzeiten von Strauss stellte der „Kritikerpapst“ Eduard Hanslick diese dem Gott erhalte von Joseph Haydn als „Volkshymne“ an die Seite. Heute darf das Werk in den Flaggschiffen des Wiener Kulturexports, dem Neujahrskonzert und dem Opernball, nicht fehlen. An der schönen, blauen Donau diente auch als Motto für Filme, Revuen, Tanzdarbietungen, Theaterstücke, Romane und sogar Sachbücher. Nicht zuletzt machen auch wienbezogene Souvenirartikel vom „Donauwalzer“-Motiv Gebrauch.
Mitwirkende
Kurator: Thomas Aigner, Leiter der Musiksammlung, unter Mitwirkung von Reinhard Buchberger (Druckschriftensammlung), Julia König (Plakatsammlung), Gerhard Murauer (Projekte), Norbert Rubey (Musiksammlung), Kyra Waldner (Handschriftensammlung)
Texte: Thomas Aigner, Norbert Rubey
Ausstellungsgestaltung und Grafik: Markus Reuter
Begleitprogramm
- 14. Februar 2017: 150 Jahre Walzer An der schönen, blauen Donau. Eine historisch-familiäre und musikalische Annäherung von und mit Dr. Eduard Strauss und Thomas Strauss
- 16.–19. März 2017: Tanz-Signale 2017. Walzer aus Wien – mehr als ein Tanz?
- 27. April 2017: Mein Alles, mein Engel! Sebastian Kovacic liest Briefe von Johann Strauss an Olga Smirnitskaja. Yulia Savrasova singt Romanzen von Olga Smirnitskaja. Am Klavier: Vasilis Tsiatsianis