Aus dem Leistungsbericht 2009 der Universität Innsbruck, S. 55-59:
5. Bericht über die Aktivitäten im Bereich der Bibliotheken
5.1 Einbindung der Universitäts- und Landesbibliothek in den Universitätsbetrieb
Die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol (ULB) verzeichnet rund 25.000 aktive BenutzerInnen und ist mit 9 Standorten, einem Gesamtbestand von über 3,5 Millionen Bänden, 6.139 gedruckten abonnierten Zeitschriften sowie ihren wertvollen Sondersammlungen die drittgrößte Bibliothek Österreichs.
Im Sinne eines zeitgemäßen, zeitlich und örtlich uneingeschränkten Zuganges zu ihrem Informationsangebot bemüht sich die ULB auch um einen kontinuierlichen Ausbau des Angebotes an elektronischen Medien. 2009 wurden 74 Literatur-, Volltext- und Faktendatenbanken, 12.051 elektronische Zeitschriften und 650 elektronische Bücher lizenziert.
Die ULB untersteht dem Rektor der Universität Innsbruck. Diesem wird in regelmäßigen Abständen seitens des Bibliotheksdirektors Bericht erstattet. Auf der Ebene der Fach- und Fakultätsbibliotheken besteht ein enger Kontakt zu den betroffenen Fakultäten und Instituten.
Dadurch, dass die ULB den Instituten ein Literaturbudget zur Verfügung stellt, nehmen die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen maßgeblichen Einfluss auf den Bestandsaufbau, vor allem im Bereich der Monographien.
5.2 Benutzerzufriedenheit
2009 waren insgesamt 109.822 Personen als BenutzerInnen registriert, davon haben 23.737 Personen mindestens einmal eine Entlehnung durchgeführt (= aktiv BenutzerInnen).
Den größten Anteil innerhalb der unterschiedlichen NutzerInnengruppen nehmen die Studierenden ein. Hierzu zählen sowohl Studierende der Leopold Franzens (34.420 registriert, 16.090 aktiv) als auch der Medizinischen Universität Innsbruck (4.075 registriert, 1.509 aktiv).
5.2.1 Ausbau und Modernisierung der Bibliothek
Im August 2009 wurde der Anbau der Hauptbibliothek eröffnet. Durch den mit 4.000 m2 sehr großzügigen Freihandbereich erfährt die Bibliothek eine wesentliche qualitative und quantitative Bereicherung. Sie bietet Ihren NutzerInnen rund 300 zusätzliche Lese- und Arbeitsplätze mit hervorragender Infrastruktur. Die neue Freihandfläche ist durch einen Durchgang und eine Buchförderanlage an das Magazin der Hauptbibliothek angebunden.
Besonderen Wert wurde bei der Ausstattung auf die Automatisierung von Abläufen gelegt, die vollen Entlehn- und Rückgabeservice an sieben Tagen in der Woche für die BenutzerInnen ermöglicht.
- Eine RFID-Anlage mit Selbstverbuchungsautomaten ermöglicht die Abholung und Entlehnung bestellter Literatur bzw. Literatur aus dem Freihandbereich.
- Gebühren (Fernleihen, Mahnungen) können selbständig über den Kassenautomaten beglichen werden.
- Über einen Schlüsselautomaten können Schlüssel selbständig entlehnt und zurückgegeben werden.
5.2.2 Erweiterung der Öffnungszeiten
Hand in Hand mit dem Neubau geht die Einführung eines neuen, unbürokratischen Ausleihsystems sowie verlängerter Öffnungszeiten. Während des Semesters kann der neue Freihandbereich von Montag bis Freitag von 8 bis 24 Uhr, samstags von 8 bis 18 Uhr und sonntags von 9 bis 18 Uhr genutzt werden.
Dank der baulichen und infrastrukturellen Voraussetzungen können die BenutzerInnen während der Öffnungszeiten fast durchgehend Bücher ausleihen.
Mit Oktober 2009 wurde in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Hochschülerschaft das Projekt der verlängerten Öffnungszeiten auch auf die SOWI-Bibliothek ausgedehnt, die eine sehr hohe BenützerInnenfrequenz aufweist. Auch hier waren die Rückmeldungen durchwegs positiv.
5.2.3 Vermittlung von Informationskompetenz
Die Vermittlung von Informationskompetenz ist eine zentrale Aufgabe der ULB. Zielgruppenspezifisch werden Führungen und Schulungen für die Recherche im Bibliothekskatalog, in den Elektronischen Zeitschriften und in den diversen Datenbanken, sowie Seminare für DiplomandInnen, DissertantInnen und effiziente Literaturverwaltung angeboten. Das Schulungsangebot wird sehr gut angenommen, die Rückmeldungen sind äußerst positiv. 2009 wurden 463 Schulungen und Führungen durchgeführt.
5.3 Teilnahme am Österreichischen Bibliothekenverbund
5.3.1 Kooperation der Universitäts- und Landesbibliothek mit der Verbundzentrale
Die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol ist Mitglied des Bibliothekenverbundes. Dieser wird von der Österreichischen Bibliothekenverbund- und Servicegesellschaft (OBVSG) zentral gesteuert.
Die Universitäts- und Landesbibliothek ist in den unterschiedlichen Koordinations- und Steuergremien dieses Verbundes aktiv vertreten.
Ein besonderer Bereich der OBVSG ist die sogenannte „Konsortialstelle“, die sich speziell mit dem verbundweiten Abschluss von Lizenzverträgen für Datenbanken, elektronische Zeitschriften etc. beschäftigt und auf diese Weise zur möglichst effektiven und rationellen Beschaffung dieser Medien beiträgt.
Der Österreichische Bibliothekenverbund ist seinerseits wieder über entsprechende Kooperationsverträge mit deutschen Bibliotheksverbänden und dem Schweizer Bibliothekenverbund vernetzt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass strategische Zusammenarbeit und Datenaustausch über die Grenzen Österreichs hinaus gewährleistet ist.
5.3.2 Bericht zur Umsetzung des § 85 UG 2002 (Zentrale Datenbank für wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten) in Zusammenarbeit mit der OBVSG
Die Arbeiten wurden noch nicht aufgenommen.
5.3.3 Erste Erfahrungen beim Einsatz von PRIMO bzw. geplante Schritte zu Einsatz von PRIMO
Um die Suchbarkeit im Online-Katalog, vor allem aber in E-Journals und Datenbanken zu erleichtern, wurde im Oktober 2009 die Software PRIMO als Meta-Oberfläche implementiert. Auf diese Weise wird es den BenutzerInnen ermöglicht, sehr einfach und schnell umfangreiche Literaturrecherchen durchzuführen. Darüber hinaus hat der unter PRIMO angebotenen OPAC Web 2.0 Funktionalitäten.
Durch die Volltextindexierung von über 150.000 gescannten Inhaltsverzeichnissen können nun auch Artikel gefunden werden, die bisher nur über die Suche in Datenbanken zugänglich waren.
5.3.4 Entwicklungen im Bereich der digitalen Bestände
Die ULB lizenziert e-Medien für Angehörige der Leopold Franzens Universität und der Medizinischen Universität Innsbruck (campusweit und von außerhalb des Campus), sowie für externe BibliotheksbenutzerInnen, wenn diese sich in den Räumlichkeiten der Bibliothek befinden. 2009 ermöglichte die ULB Zugriff auf 74 Literatur- und Faktendatenbanken, 12.051 elektronische Zeitschriften. Erstmals wurden auch umfassende Paketverträge für insgesamt 650 elektronische Bücher abgeschlossen.
Ca. 45 % dieser elektronischen Medien wurden konsortial (in Einkaufsgemeinschaft mit anderen österreichischen Bibliotheken) im Rahmen der „Kooperation E-Medien Österreich“erworben. Zentrale Aufgabe der „Kooperation E-Medien Österreich“ ist der koordinierte Kauf- und Lizenzerwerb von Datenbanken, elektronischen Zeitschriften und elektronischen Büchern durch Universitäts- und Fachhochschulbibliotheken, Archiv-, Informations- und Forschungseinrichtungen. Die laufende Vertragsperiode der Kooperation E-Medien Österreich dauert bis 31.12.2011. Die Leiterin der Abteilung Datenbanken und Neue Medien der ULB Tirol gehört dem Kooperationsausschuss (Lenkungsgremium der KEMÖ) an, sie ist Vorsitzende des Arbeitskreises Kostenschlüssel und unterstützt die zentrale Koordinationsstelle bei Konsortialverhandlungen anlässlich von Tagungen und Messen.
Die ULB erwirbt im Rahmen der KEMÖ 14 Datenbanken, 15 Zeitschriftenpakete und 1 elektronisches Buch. Der gemeinschaftliche Erwerb dieser elektronischen Medien ermöglicht Einsparungen in Höhe von ca. 150.000 Euro. Gleichzeitig stellten die konsortial lizenzierten Zeitschriftenpakete eine Erweiterung des e-Medien-Angebotes um 4.011 Titel dar, die auf Grund von Abonnements anderer an diesen Konsortialverträgen beteiligter Einrichtungen zugänglich sind.
Bereits seit 2002 wird an der ULB die Linkingsoftware SFX eingesetzt, um eine nahtlose Verlinkung von Treffern in Datenbanken zum elektronischen Volltext bzw. zum Nachweis der gedruckten Zeitschrift zu ermöglichen. SFX wurde 2009 genutzt, um alle lizenzierten und tausende frei verfügbare Zeitschriften gemeinsam mit den gedruckten Zeitschriftenbeständen in der Meta-Suchoberfläche Primo nachzuweisen.
Die Portalsoftware MetaLib ermöglicht bereits seit 2008 eine verteilte Suche (federated Search) nach Zeitschriftenaufsätzen in Datenbanken und e-Zeitschriftenplattformen. Auch MetaLib kann seit 2009 in der Meta-Suchoberfläche Primo angeboten werden.
5.4 Bibliothekarsausbildung
5.4.1 Lehrlingsausbildung
Im Berichtszeitraum konnte ein Lehrling der ULB die schulische Ausbildung zum Archiv-, Bibliotheks- und Informationsassistenten an der Berufsschule in Wien abschließen. Die Lehrabschlussprüfung erfolgt im Jahr 2010.
Ein weiterer Lehrling konnte im Laufe des Jahres 2009 aufgenommen werden. Die Absolvierung der internen und externen Praktika an der Bibliothek erfolgt nach einem strukturierten Schema, angepasst an den schulischen Lehrplan. Die Lehrlinge werden durch geschulte Lehrlingsbeauftragte intensiv betreut.
5.4.2 Universitätslehrgang Library and Information Studies MSc
Der interuniversitäre Universitätslehrgang Library and Information Studies MSc wurde von einem österreichweiten ExpertInnenteam entwickelt und vermittelt umfassende Kenntnisse in Betriebswirtschaft, Medientheorie und Medienerschließung, Instrumente und Strategien zur Analyse und Bewertung von Informationsquellen und Rechercheergebnissen, sowie Konzepte und Methoden des modernen Wissens und Informationsmanagements.
Zielsetzung ist die Vermittlung von Kenntnissen sowie deren wissenschaftliche Vertiefung, Erweiterung und praktische Anwendung im Bereich des Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesens (BID).
Die erfolgreiche Absolvierung des Grundlehrganges stellt die einheitliche Ausbildung für das Bibliothekspersonal aller Universitäten für MaturantInnen und AkademikerInnen gemäß § 101 UG 2002 dar.
Die Qualitätssicherung erfolgt durch laufende Evaluierung der einzelnen Lehrveranstaltungen (schriftlich und mündlich), Strukturanalyse des Curriculums (Lehr- und Lernziele, Inhalte, zeitliche Abfolge) und eine österreichweit einheitliche Online-AbsolventInnenbefragung.
Neueinreichung / Adaptierung des Curriculum
Um die AbsolventInnen noch besser für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren und ihnen auch das Arbeitsfeld der Öffentlichen Büchereien zu erschließen und um neuen Entwicklungen auf dem Gebiet des Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesens insgesamt Rechnung zu tragen, wurde eine Curriculumsänderung ausgearbeitet, die an den Universitäten Graz, Wien und Innsbruck eingereicht und durch den Senat veröffentlicht wurde.
Gleichzeitig wurden der Kostenplan (und die Lehrgangsgebühr) angepasst. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die strukturierte Darstellung des Curriculums gelegt:
- Trennung zwischen Grund- und Aufbaulehrgang
- Trennung zwischen Pflicht- und Wahlfächern
- Überarbeitung der Bewertung von Lehrveranstaltungen und des fachspezifischen Praktikums. Dies erforderte die durchgehende Neubewertung sämtlicher Studieninhalte mit ECTS-Punkten, wobei unterschiedliche Gewichtungen auf Erfahrungswerte zurückzuführen sind.
- Darüber hinaus wurde das Curriculum um einige Lehrveranstaltungen (großteils Wahlfächer) erweitert.
- Für neue Inhalte wurde durch Komprimierung bestehender Lehrveranstaltungen „Platz geschaffen“.
- Definition der Prüfungsmodalitäten
Das Curriculum wurde im Mitteilungsblatt Studienjahr 2008/2009, ausgegeben am 06. Juli 2009 106. Stück, veröffentlicht.
Grundlehrgang Studienjahr 09/10
Mit WS 2009/10 beginnt ein Grundlehrgang Library and Information Studies.
Statistik der Studierenden Ausbildungsbibliothek ULB:
- weiblich 10
- männlich 5
- von Dienststelle / Bibliothek 9
- Privat 6
- AkademikerInnen 10
- MaturantInnen 5
- Gesamtanzahl der Studierenden 15
Der Anteil an privaten Studierenden (insgesamt 6) ist eine Investition in die Zukunft. In den nächsten Jahren werden bei Bedarf ausgebildete BewerberInnen eingestellt und damit wird gleichzeitig langen Ausbildungsphasen der MitarbeiterInnen vorgebeugt.
5.4.2.1 Ergebnis der Universitätslehrgangsevaluierung
Für das Studienjahr 2009 stehen derzeit noch keine Erhebungsdaten der Gesamtevaluierung zur Verfügung, da der einheitliche Online-Fragebogen erst im März des Folgejahres ausgesendet wird.
Aufgrund der Lehrveranstaltungsevaluierungen, die online nach jeder Lehrveranstaltung durchgeführt werden und einen guten Rücklauf aufweisen, kann aber eine durchwegs positive und zufriedenstellende Evaluierung festgehalten werden.
5.4.2.2 Kooperationen der Universitätslehrgänge
Für die Entwicklung und Kooperation der Universitätslehrgänge wurde 2002 die Arbeitsgemeinschaft der Ausbildungsverantwortlichen an Universitäten errichtet. Zusätzlich wurde von den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck ein Kooperationsvertrag unterzeichnet.
Die Kooperation wird durch die Arbeitsgruppe der Ausbildungsverantwortlichen gewährleistet und umfasst u.a. folgende Leistungen:
- österreichweit einheitliche Statuten und einheitliches Curriculum
- gemeinsame wissenschaftliche Gesamtleitung
- gemeinsamer wissenschaftlicher Beirat
- gemeinsamer Vortragendenpool
- gemeinsamer akkreditierter BetreuerInnenpool
- studentischer Austausch für Lehrveranstaltungen und Praktika
- gemeinsame Evaluierung
- gemeinsamer Internetauftritt (www.bibliotheksausbildung.at)
- Quelle: http://www.uibk.ac.at/fakten/leitung/rektor/sim/berichtswesen/download/leistungsbericht/leistungsbericht_2009.pdf