Online in E-LIS: Geraubte Bücher – Sonderfall Provenienzforschung in Bibliotheken. Ein Werkstattbericht aus der Öster­rei­chi­schen Nationalbibliothek (Margot Werner)

Margot Werner:
Geraubte Bücher – Sonderfall Provenienzforschung in Bibliotheken. Ein Werkstattbericht aus der Öster­rei­chi­schen Nationalbibliothek

Online in E-LIS: http://eprints.rclis.org/handle/10760/17812

At the beginning of December 2003 the Austrian National Library (ANL) presented a final report about illegally acquired objects during the Hitler time according to the „Kunstrückgabegesetz 1998“ (law concerning the return of looted art (FLB. 181/1998). Before the report could be written, a careful, thorough and intensive investigation among all objects which could fall into the above mentioned category had to be finished. About 150,000 prints and a few thousand other objects from the collection of the house had to be checked and information about prior owners collected. After having finished research in relevant records in the National Library, the Austrian State Archive, the Viennese City- and State Library and other institutions it was possible to document the practice of looting as well as to clarify the fate of at least a few of the victims. The report submitted to the Federal Ministry of Education, Science and Culture, which was dealt with by a special Advisory Group, contains 38,210 collected objects and 14,193 prints. According to the Kunstrückgabegesetz, all these items are dubious acquisitions of the ANL. The ANL took on the quite difficult challenge of searching for the heirs, a search which has been going on with the very energetic support of the Jewish Community of Vienna and the National Fund of the Republic of Austria – tremendous research efforts have gone into attempts to find heirs worldwide. So far 35,215 objects have been restored to their lawful owners. In addition 8,363 books have been transferred to the National Fund of the Republic of Austria for Victims of National Socialism for monetary conversion according to the specifications of the Art Restitution Law in June 2010.

Anfang Dezember 2003 hat die Österreichische Nationalbibliothek ihren entsprechend den Vorgaben des Kunstrückgabegesetzes (BGBl. 181/1998) fertig gestellten Provenienzbericht über unrechtmäßige Erwerbungen in der NS-Zeit vorgelegt. Der Abfassung des Berichtes gingen sorgfältige und aufwendige Nachforschungen in allen fraglichen Beständen des Hauses voraus. So mussten ca. 150.000 Druckschriften und mehrere tausend Sammlungsobjekte autopsiert werden um Hinweise auf mögliche VorbesitzerInnen zu erhalten. Nach Recherchen in den relevanten Ak500 tenbeständen der Österreichischen Nationalbibliothek, des Österreichischen Staatsarchivs, der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, des Bundesdenkmalamtes und anderen Archiven ist es gelungen, die Vorgänge der Entziehung und Verteilung von Bibliotheksgut zu dokumentieren semowie das Schicksal eines Großteils der geschädigten VorbesitzerInnen nachzuzeichnen. Der zur weiteren Entscheidung an den beim Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur eingerichteten Beirat für Provenienzforschung übergebene Bericht enthält Angaben zu 38.210 Sammlungsobjekten und 14.193 Druckschriften die als bedenklich im Sinne des Kunstrückgabegesetzes bewertet wurden. Seit Beginn des Jahres 2003 werden vom Beirat zur Rückstellung empfohlene Objekte an die ErbInnen der Geschädigten restituiert, bis dato (Stand Juni 2011) konnten 35.215 Einzelobjekte an namentlich bekannte VorbesitzerInnen zurückgestellt werden. Im Juni 2010 erfolgte die Rückstellung der ersten Tranche geraubter Druckschriften unbekannter VorbesitzerInnen. 8.363 Bücher aus dem erblosen Bestand wurden an den im Kunstrückgabegesetz als empfangsberechtigt festgelegten Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus übergeben.

Die Beiträge des 10. Bandes der Schriften der Vereinigung Öster­rei­chi­scher Bibliothekarinnen und Bibliothekare, der dem Thema „NS-Provenienzforschung an öster­rei­chi­schen Bibliotheken“ gewid­met ist, können mittlerweile auch online aufgerufen werden.

Online-Beiträge von Band 10 der Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare in E-LIS: e-prints in library and information science: http://eprints.rclis.org/
Interessierte Personen können nach wie vor die gedruckte Version beziehen:
Bruno Bauer, Christina Köstner-Pemsel, Markus Stumpf (Hrsg.): NS-Provenienzforschung an öster­rei­chi­schen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit (= Schriften der Vereinigung Öster­rei­chi­scher Bibliothekarinnen und Bibliothekare 10)
542 Seiten, W. Neugebauer Verlag, Graz–Feldkirch, Oktober 2011, Broschur/Fadenheftung, € 59,90
ISBN 978-3-85376-290-5
für VÖB-Mitglieder ermä­ßig­ter Preis € 45,– (nur Direktbezug)
Bestellung per Mail: wnverlag@aon.at

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