Die kommende Prunksaalausstellung der ÖNB (ab 11. März)
2016 jährt sich zum 100. Mal der Todestag von Kaiser Franz Joseph I. Er war eine öffentliche Figur von Kindheit an und wurde bis zu seinem Tod zur wohl am meisten abgebildeten Person des 19. Jahrhunderts. Seine Mutter hatte ihn schon bald nach der Geburt malen lassen, Jahr für Jahr kamen neue Genrebilder und Porträts hinzu. Ab seinem Regierungsantritt 1848 begleiteten ihn Maler, Lithografen und immer öfter auch Fotografen auf all seinen Wegen. Seine Regierungsjubiläen und der 80. Geburtstag bewirkten nicht nur eine Vielzahl von Huldigungen und Geschenkadressen, sondern führten auch zu einer Explosion der Bildproduktion, medial verbreitet durch die illustrierte Presse und die ersten Bildpostkarten. Sein scheinbar zeitloses Gesicht war nun allgegenwärtig, es war das einzig bindende Symbol des zerfallenden Habsburgerreiches. Sein Tod mitten im Ersten Weltkrieg und der auf der ganzen Welt wahrgenommene Begräbniszug durch das winterliche Wien wurden zum untrüglichen Zeichen für das Ende einer Epoche.
Heute befinden sich mehr als 10.000 Fotografien, Grafiken und andere Lebensdokumente Franz Josephs in der Österreichischen Nationalbibliothek, darunter auch Zeichnungen und Schulaufsätze des jungen Erzherzogs. Aus der Privatbibliothek des Kaisers stammen wertvolle Geschenke, Bücher und Zeitschriften,die Zeugnis geben von der Loyalität und der bisweilen unreflektierten Verehrung, die der Kaiser gegen Ende seines Lebens erfuhr. Ergänzt werden die Bestände durch die Briefe und Fotografien Franz Josephs aus dem Nachlass seiner Freundin Katharina Schratt.
Die Ausstellung »Der ewige Kaiser« präsentiert die Höhepunkte dieser umfangreichen Sammlung und zeigt zugleich, wie wichtig die Bilder seiner Person für die politische Propaganda und die Entstehung des Habsburg-Mythos waren. Eine Installation mit 86 Franz-Joseph-Porträts aus 86 Lebensjahren führt dies im Prunksaal eindrücklich vor Augen. Zudem werden zahlreiche Briefe und Fotos zum ersten Mal öffentlich gezeigt – etwa die erst 2015 entdeckten originalen Abschiedsbriefe von Mary Vetsera aus Mayerling mit dem Kuvert des Kronprinzen Rudolf.