Altösterreich
Menschen, Länder und Völker in der Habsburgermonarchie
Ort: Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, Josefsplatz 1, 1010 Wien
Dauer: 6. Mai – 30. Oktober 2011
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr, Donnerstag 10 – 21 Uhr
Zu einer fantastischen Bilderreise durch Zeit und Geschichte lädt die Österreichische Nationalbibliothek mit ihrer neuen Ausstellung Altösterreich. Menschen, Länder und Völker in der Habsburgermonarchie in den Prunksaal.
Um 1800 wurden die Länder und die BewohnerInnen des Habsburgerreiches das erste Mal genau beschrieben und in großen Bildersammlungen präsentiert. Die Vielfalt an Nationen, Ethnien, Sprachen, Traditionen, Religionen und Landschaften in der Monarchie wurde eindrucksvoll dokumentiert. Der Stolz auf die Multikulturalität sollte damit ebenso ausgedrückt wie der Reichtum des Landes sichtbar gemacht werden.
Das außergewöhnliche Highlight dieser Sonderschau ist das Kronprinzenwerk, eine landeskundliche Enzyklopädie über die Kronländer, Völker und Landschaften in 24 Bänden. Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild wurde 1883 von Kronprinz Rudolf in Auftrag gegeben und war das größte publizistische Unternehmen seiner Zeit. Mehr als 430 Autoren, 260 Künstler sowie die besten Wissenschaftler aus allen Teilen des Vielvölkerstaates beteiligten sich an dem Werk. 4.500 Illustrationen und 587 Beiträge in deutscher und ungarischer Sprache sind das außerordentliche Ergebnis. Die damaligen Lebensverhältnisse werden lebendig, Alltag, Leben, Wirtschaft, Technik und Verkehr, Orts- und Landschaftsbilder, Religion und Brauchtum und das Verhältnis der Geschlechter in einem multinationalen Staatsgebilde werden veranschaulicht und laden die BesucherInnen in eine längst vergangene Zeit ein.
In der Sonderschau werden erstmals die sensationellen, unveröffentlichten Originalfotografien gezeigt, die die Arbeitsgrundlage für Maler und Autoren bildeten. Dazu wird ein Einblick in das umfangreiche Redaktionsarchiv und die originalen Bildvorlagen gewährt.
Die Zeitspanne der Sonderschau reicht von 1790, dem Regierungsantritt Kaiser Leopolds II., bis 1916, dem Todesjahr Kaiser Franz Josephs. Die Österreichische Nationalbibliothek zeigt darüber hinaus einzigartige und überaus wertvolle Originalgrafiken, Aquarelle und Handzeichnungen aus ihren Sammlungen, die das österreichische Kaiserreich in seiner Verschiedenartigkeit veranschaulichen.
Der interessierten Öffentlichkeit werden damit erstmals beeindruckende Objekte aus der kaiserlichen Fideikommissbibliothek zugänglich gemacht.
Die Habsburgermonarchie
Die Habsburgermonarchie, die im Laufe der Geschichte so unterschiedlich bewertet wurde, bestimmte über lange Zeit hinweg das Selbstverständnis Österreichs und war besonders stolz auf ihre kulturelle Diversität. Verschiedene Nationen und Ethnien lebten mit den unterschiedlichsten Sprachen, Religionen und kulturellen Traditionen zusammen. Diese heterogene Bevölkerung unterschied die Habsburgermonarchie von anderen europäischen Staaten.
Die großen künstlerisch-wissenschaftlichen Unternehmen dieser Zeit dienten der systematischen Beschreibung der Gebiete und Völker und sind Ausdruck dieses Stolzes auf Mulitkulturalität. Ganz oben stand auch das Bestreben, diese Vielfalt in harmonischer Einheit zu präsentieren.
Der pluralistische Vielvölkerstaat kann – durch die Betonung des kulturellen Reichtums und die Hinwendung zu den künstlerischen und materiellen Leistungen – geradezu als ein ideales Exerzierfeld für die Moderne erachtet werden, wenn Fragen nach den kulturellen und geistigen Grundlagen für den Umgang mit Multikulturalität gestellt werden.
Die Schönheit der Natur
Naturforscher und Maler wanderten Ende des 18. Jahrhunderts vermehrt durch die Länder der österreichischen Monarchie. Ihre Beobachtungen und Aufzeichnungen in schriftlicher und bildlicher Form zählen zu den Pioniertaten einer neuen, vom Geist der Aufklärung durchdrungenen Wissenschaft vom Menschen und seiner Stellung in der Natur und der Geschichte. Auch die Erziehung der Prinzen aus dem Hause Habsburg war bestimmt von der Neugier und dem Willen zum Wissen, dem Interesse und der Anteilnahme am Leben, an den Gebräuchen, den Sitten und den materiellen Verhältnissen der Menschen und prägte ihr Handeln und Denken.
Erzherzog Johann, der berauscht von der Schönheit der Natur und dem einfachen, offenen Wesen seiner BewohnerInnen war, beauftragte die Kammermaler Karl Ruß, Jakob Gauermann, Matthäus Loder und Thomas Ender in einem umfassenden Bildprogramm die ethnografische Bestandsaufnahme der Steiermark und der Alpenländer zu verwirklichen.
Mit der Gründung des erblichen Kaisertums Österreich 1804 wurde die Beschreibung der Länder und der EinwohnerInnen des österreichischen Imperiums Teil eines politischen Programms. Einige Jahre nach dem Wiener Kongress und der daraus resultierenden politischen Neuordnung Europas, die ganz wesentlich auf dem gegenrevolutionären Modell vom Gleichgewicht der konservativen Kräfte beruhte, sollte einem internationalen Publikum die Schönheit der österreichischen Naturlandschaft präsentiert werden.
Die Highlights der Ausstellung
Karl Ludwig Viehbeck (1769-1827), ein künstlerisch begabter Autodidakt und Hauptmann der österreichischen Armee, setzte sich zum Ziel, mit einer Mahlerischen Reise durch die schönsten Alpengegenden des österreichischen Kaiserstaates ein patriotisches Werk zu schaffen. Er beschäftigte dafür unter anderem so bekannte Künstler wie Johann Adam Klein, Carl Heinrich Rahl, Jakob Gauermann und Jakob Alt, die als Illustratoren mitarbeiteten. Fantastische Impressionen geben die beeindruckenden Bilder Carlsbad. Promenade auf der alten und neuen Wiesengasse von Eduard Gurk, der wunderschön stimmige Achensee im Unterinntal in Tirol von Karl Ludwig Viehböck sowie das Stift Admont von Jakob Alt. Vielbeachtet und berühmt war auch der Kammermaler von Erzherzog Johann, Thomas Ender. Er schuf Landschaftsaquarelle von besonderer malerischer Qualität und begleitete den Erzherzog auf seiner Reise durch die Hohen Tauern. Die Darstellung der Pasterze des Großglockner-massivs, die Thomas Ender zugeschrieben wird, gilt als außergewöhnliches Highlight, weil es die bedeutendste und früheste naturalistische Darstellung einer imposanten Naturlandschaft ist, die in der Folge mehr und mehr zu einem ikonischen Sinnbild für die Schönheit der Natur werden sollte.
Zu den schönsten und wichtigsten Bildern sind auch die Werke von Franz Jaschke zu zählen, der Erzherzog Ludwig und Erzherzog Rainer auf Reisen begleitete. Die prächtigen Originale, wie beispielsweise hungarische Bauern, werden zum ersten Mal ausgestellt.
Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt zudem die originalen Bildvorlagen und das Redaktionsarchiv zum sogenannten Kronprinzenwerk, einer unter der Leitung von Kronprinz Rudolf herausgegebenen landeskundlichen Enzyklopädie über die Kronländer, Völker und Landschaften der Monarchie in 24 Bänden, die in deutscher und ungarischer Sprache erschien.
Die Enzyklopädie Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild gilt als außerordentliches Highlight und war das größte publizistische Unternehmen seiner Zeit. Mehr als 430 Autoren und 260 Künstler sowie die besten Wissenschaftler aus allen Teilen der Monarchie beteiligten sich an diesem Werk mit 4.500 Illustrationen und 587 Beiträgen. Kronprinz Rudolf engagierte sich intensiv für das Werk, das nach seiner Meinung die Solidarität unter den Völkern der Monarchie stärken und dem Nationalitätenstreit entgegenwirken sollte.
Die Österreichische Nationalbibliothek gewährt nun erstmalig mit sensationellen unveröffentlichten Originalfotografien von Land und Leuten, die die Arbeitsgrundlage für die Maler und Autoren bildeten, Einblick in die originalen Bildvorlagen und das umfangreiche Redaktionsarchiv. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Fotografie Holzknecht bei der Arbeit in der Klamm. Eine Auswahl von Originalzeichnungen aus der Ungarischen Nationalgalerie in Budapest, die einen Teil der Bildvorlagen für die ungarische Ausgabe der Enzyklopädie verwaltet, wird das erste Mal
exklusiv in Österreich gezeigt.
Stimmen zur Ausstellung
Dr. Günter Geyer, Generaldirektor der Vienna Insurance Group, die diese Ausstellung als Partner der Österreichischen Nationalbibliothek begleitet, zeigt sich begeistert:
Die historischen Verbindungen „Altösterreichs“ sind heute in vielerlei Hinsicht wieder sehr lebendig. Die Europäische Union bildet für viele Länder der früheren Habsburgermonarchie das gemeinsame Dach, verwirklicht die Vision des geeinten Europas und verbindet Menschen und Kulturen dieser Region. Die Vienna Insurance Group ist in den vergangenen 20 Jahren weit über die Grenzen Österreichs hinausgewachsen. Die gemeinsame Geschichte sowie die tief verwurzelte kulturelle Verbundenheit erleichterten für unseren Konzern das partnerschaftliche und sehr erfolgreiche Engagement in diesen Ländern.
Quelle: Presseaussendung ÖNB http://www.onb.ac.at/services/pressefotos.php?foto=altoe
Pressemeldungen dazu:
- http://science.orf.at/stories/1682393/
- http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/kultur/2736390/oenb-zeigt-schau-zur-habsburgermonarchie.story
- http://www.austria.com/oenb-zeigt-schau-zur-habsburgermonarchie/apa-1144043727
- http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/39085.html
- http://derstandard.at/1304551158040/Vielvoelkerstaat-Austellung-zur-Habsburgermonarchie-in-der-OeNB