Da bis heute keine umfassende wissenschaftliche Betrachtung der Steiermärkischen Landesbibliothek für die Jahre 1938 bis 1945 vorliegt, wird deren Geschichte in der NS-Zeit seit Frühjahr 2021 aufgearbeitet. Im Herbst 2022 soll eine Publikation die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Für die Aufarbeitung konnte das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung gewonnen werden. Dessen Leiterin Prof.in Dr.in Barbara Stelzl-Marx freut sich, dass die „erste tiefergehende Arbeit auf diesem Gebiet seit der Dissertation Sandra Bruggers über das Joanneum Graz 1939 bis 1945, die sich auch in Teilen der Landesbibliothek widmet, und Dieter A. Binders Aufsatz zu Julius Franz Schütz, dem Bibliotheksdirektor der Landesbibliothek zwischen 1937 und 1954, nun auf dieses Desiderat eingeht. Auf einer breiten Basis ‚neuer Quellen‘ kann Licht auf dieses dunkle Kapitel der steirischen Zeitgeschichte geworfen werden.“ Ausgeführt wird das eineinhalbjährige Forschungsprojekt von Dr.in Katharina Bergmann-Pfleger am LBI Kriegsfolgenforschung in Kooperation mit der Universität Graz.
„Das Projekt versteht sich als Beitrag zur Erforschung der Geschichte österreichischer wissenschaftlicher Bibliotheken während der NS-Zeit und soll eine Lücke in der Auseinandersetzung mit den Folgen des nationalsozialistischen Unrechtsregimes schließen“, betont der für die Landesbibliothek zuständige Kulturlandesrat Mag. Christopher Drexler.
„Als Untersuchungszeitraum definierten wir die Jahre 1933 bis 1950, um Vor- bzw. Rahmenbedingungen sowie Nachwirkungen in die Betrachtung miteinfließen lassen zu können“, umreißt die Leiterin der Steiermärkischen Landesbibliothek, Mag.a Katharina Kocher-Lichem, den wissenschaftlich aufzuarbeitenden Zeitraum. „Katharina Bergmann-Pfleger hat sich 2021 durch das Archiv der Landesbibliothek gearbeitet, die verfügbaren Akten zur Landesbibliothek am Steiermärkischen Landesarchiv ausgehoben und durchforstet und im Österreichischen Staatsarchiv sowie der Nationalbibliothek in Wien nach Quellen gesucht. Momentan werden die Materialen ausgewertet, um im Herbst 2022 die Geschichte der Landesbibliothek während der NS-Zeit in Buchform der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, stellt Kocher-Lichem Ergebnisse in Aussicht.
Die Gesamtkosten (inklusive Publikation) wurden mit etwa 100.000 Euro veranschlagt, wovon 50 % von der Landesbibliothek getragen werden, die zweite Hälfte setzt sich aus Förderungen durch die Historische Landeskommission für Steiermark, den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und des Zukunftsfonds der Republik Österreich sowie Inkind-Leistungen des Ludwig Boltzmann Institutes und der Landesbibliothek zusammen.
Quelle: Presseaussendung Stmk LB (via VÖB-Mailingliste)