Geschichte am Mittwoch: Mona Garloff/Fernbuchhandel in Wien und Prag – Buchmärkte, Akteure, Politik 1680–1750 (4.12.2019)

4. Dezember 2019, 18.30–20.00 Uhr

Institut für Geschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30

Mona Garloff (Stuttgart/Wien): Fernbuchhandel in Wien und Prag – Buchmärkte, Akteure, Politik 1680–1750

Moderation: Thomas Winkelbauer

Abstract:

Der Vortrag untersucht wirtschaftliche und kulturelle Räume des mitteleuropäischen Buchhandels: Die erhöhte Konkurrenz in den großen buchgewerblichen Zentren des Heiligen Römischen Reich wie Augsburg, Leipzig und Nürnberg bedingte mit, dass viele Verleger über familiäre Netzwerke in den Aufbau langfristiger Fernhandelsbeziehungen investierten. Insbesondere süddeutsche Händler richteten ihr Angebot auf die Absatzmärkte in den österreichischen und böhmischen Ländern aus, wobei der Handel nach Wien und Prag im Vordergrund stand. Der Vortrag untersucht die Rolle der überwiegend protestantischen Buchhändler auch im Hinblick auf konfessionelle Faktoren. Analysiert wird die Durchsetzungsfähigkeit von Zensurbestimmungen, Druckprivilegien und merkantilistischen Maßnahmen. Ferner wird gezeigt, wie durch Einheirat in etablierte Familien der Buchbranche eine erfolgreiche Integration in den städtischen Handel gelingen konnte.

Mit Blick auf das Angebot wird deutlich, wie italienische, französische, niederländische oder englische Buchimporte über diese Fernhandelsnetzwerke kanalisiert – oder in Übersetzung selbst verlegt wurden. Gleichermaßen waren süddeutsche Firmen äußerst erfolgreich im Nachdruck für die Buchmärkte der Habsburgermonarchie. Als profitable Genres des Buchmarkts tritt der hohe Stellenwert des religiösen Schrifttums hervor. Es wird schließlich gezeigt, dass der entstehende Großbuchhandel mit erheblichen ökonomischen Risiken wie Fehlkalkulationen von Auflagen, alternden Sortimentsbeständen und häufigen Konkursgeschäften verbunden war. Liegt der Forschungsfokus bislang auf dem Aufklärungsbuchmarkt und Leipziger Messhandel, geht es in dem Vortrag auch um eine Neubewertung von Einflussbereichen des Buchhandels und der Konstituierung von regionalübergreifenden Wissensräumen um 1700.

Zur Vortragenden:

Mona Garloff ist aktuell Senior Research Fellow an der Universität Wien (Förderung durch die Gerda Henkel Stiftung). Seit 2013 Assistentin an der Universität Stuttgart (Geschichte der Frühen Neuzeit); Habilitationsprojekt zum Fernbuchhandel in der Habsburgermonarchie 1680–1750; 2013 Promotion (Irenik, Gelehrsamkeit und Politik. Jean Hotman und der europäische Religionskonflikt um 1600. Göttingen 2014) in Frankfurt a.M./Trient.

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