Futurezone: Interview mit Felix Oberholzer-Gee

Interessantes Interview mit dem Harvard-Ökonom Felix Oberholzer-Gee, der in nicht der Meinung ist, „dass der unlizenzierte Musiktausch via Internet für sinkende Umsätze in der Medienindustrie verantwortlich sei“. Er fordert ein neues Urheberrecht, siehe etwa:

ORF.at: In einem aktuellen Essay beschäftigen Sie sich mit den Wechselwirkungen von Filesharing und Urheberrecht. Das Urheberrecht in seiner jetzigen Form gehört abgeschafft, sind Sie überzeugt. Wie kommen Sie zu so einem radikalen Schluss?

Oberholzer-Gee: Das Urheberrecht gehört zum Eigentumsrecht. Als man es vor etwa 200 Jahren in den USA und den europäischen Ländern einführte, lautete die Ursprungsidee, dass man die Produktion von kulturellen Gütern nicht einfach dem Markt überlassen wollte. Dahinter stand der Wille der Gesellschaft, die größtmögliche Vielfalt an kulturellen Erzeugnissen zu gewährleisten. Die Prämisse lautet also, dass man künstlerische Erzeugnisse schützen muss, um den Menschen Anreize zu geben, künstlerisch tätig zu sein und dass zu wenig produziert würde, wenn Kulturgut gratis verfügbar wäre.

Im Zusammenhang mit Filesharing hat sich allerdings herausgestellt: Wenn der Schutz, den das Urheberrecht bietet, wesentlich schwächer wird, wenn da plötzlich Milliarden von nicht lizenzierten Musikdateien ausgetauscht werden, dann ergeben sich komplementäre Märkte, die den Einkommensverlust der Künstler beschränken oder sogar wettmachen.

Darüber hinaus kommen in den USA heute pro Jahr mehr als doppelt so viele neue Alben auf den Markt als zu Beginn der Tauschbörsenära vor zehn Jahren.

Das heißt: Der Ursprungsgedanke, dass wir ein starkes Urheberrecht bräuchten, um die Vielfalt auf dem Markt zu fördern, stellt sich als vollkommen falsch heraus. Natürlich gibt es da Einschränkungen: Vielleicht müssen wir bestimmte Musikformen durchaus schützen. Vielleicht brauchen wir ein Urheberrecht für Oper oder für neue ernste Musik. Es sollte abhängig davon gemacht werden, ob die Musik im Wettbewerb überleben kann.

Das ganze Interview unter: http://futurezone.orf.at/stories/1650741/

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