Der Internationale Strafgerichtshof geht in „The Prosecutor v. Ahmad Al Faqi Al Mahdi (ICC-01/12-01/15)“ erstmals gegen die Zerstörung von Kulturgut vor. Hintergrund war die Situation in Mali 2012:
Die SZ schreibt dazu:
Weltkulturerbe. Ein Mausoleum blutet nicht
In Palmyra, Timbuktu und Bamian zerstörten Islamisten unersetzliche Schätze der Menschheit. Erstmals zieht ein Tribunal in Den Haag nun einen mutmaßlichen Täter zur Rechenschaft.
Als im Frühjahr 2012 bewaffnete Gruppen, al-Qaida nahestehend, die Stadt Timbuktu besetzten, quartierten sie sich ein im Neubau gegenüber der Sankoré-Moschee. Mit Blick auf jahrhundertealte Mausoleen, Schulen, Bibliotheken, kunstvoll gestaltet aus Lehm. Die Stadt im Norden Malis hatte schon im Mittelalter eine Universität mit 25 000 Studenten, mit Büchern aus Andalusien, Nordafrika und dem Nahen Osten. „Die Tinte des Gelehrten ist wertvoller als das Blut der Märtyrer“, schrieb der berühmteste Philosoph der Stadt, Ahmed Baba; nach ihm wurde später das staatliche Manuskripten-Institut benannt. Afrikaner finden in Mali die Selbstvergewisserung, dass ihr Kontinent nicht nur die Wiege der Menschheit ist, sondern über beachtliche Beispiele früher Hochkultur verfügt.
Mit Schaufeln und Äxten schlugen die Fundamentalisten auf die Mausoleen ein, die seit 1988 zum Unesco-Weltkulturerbe gehören. An alte Handschriften legten sie Feuer, am Ende waren viele zerstört. …
„Hier geht es nicht um Mauern und Steine“, sagte die Chefanklägerin. „Es geht um einen eiskalten Anschlag auf die Würde und Identität der Bevölkerung und ihre religiösen und historischen Wurzeln. Wer die Mausoleen zerstört, der zerstört einen Teil der kollektiven Identität, welche die Menschen von Timbuktu sich über die Epochen aufgebaut haben.“ …
http://www.sueddeutsche.de/kultur/weltkulturerbe-ein-mausoleum-blutet-nicht-1.3128505
Zum IStGH:
Zum Fall:
Zur Situation der Bibliothek von Timbuktu siehe die VÖBBLOG-Berichterstattung unter http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?s=Timbuktu
Siehe auch: http://orf.at/stories/2354084/2354055/