Homeoffice lautet ein Auftrag der Dienststellenleitung.
Diese Tage in Zeiten der Ansteckungsgefahren sind keinesfalls, wie alle jemals davor verbrachten. Aber jeder einzelne beginnt jetzt seit dem Zeitpunkt des angeordneten Shutdowns, wie jeder davor.
Der Bibliothekar fährt nicht mit dem Fahrrad ins Museum und verbringt dort seine Arbeitszeit mit ALMA, den Besucher*innen, den Kolleg*innen und auch nicht mit der Arbeit im Bücherspeicher.
Der Bibliothekar öffnet keines der Bücherpakete von 180 Schriftentauschpartner*innen weltweit, wer weiß ob sie überhaupt noch den Weg ins Haus finden.
Und er kann sich auch nicht über die Lieferungen seines Buchhändlers freuen, denn dieser hat ebenfalls den Rollladen runtergelassen.
Auch die Mittagspausen, der informelle Plausch und der fachliche Austausch mit den Kolleg*innen: Fehlanzeige.
Keine üblichen Anfragen, die in üblicher Manier zu erledigen wären.
Was stattfindet, ist Homeoffice.
Jeder Tag hat eine Struktur. Und das ist unabdingbar, um diese Zeit bei guter Verfassung zu verbringen. Der erste Schritt ist immer Mails abzurufen und so weit wie möglich zu beantworten bzw. zu erledigen. Wichtig ist es, mit der Institution und den Kolleg*innen in Kontakt zu bleiben, und den inhaltlichen Austausch in bestehenden Abteilungen oder Projektgruppen zu pflegen. Bitte nicht auf die sozialen Kontakte zu externen Personen vergessen, die entweder in Pension oder als ehrenamtliche Mitarbeiter*innen im Betrieb beschäftigt sind. Insbesondere diesen Menschen ein Gefühl von Zugehörigkeit zu geben und zu vermitteln, dass sie nicht alleine gelassen werden und bei Bedarf Hilfe bekommen, ist von großer Bedeutung in diesen Ausnahmezeiten.
Und dann gibt es diverse Projekte für ein mit allen Kolleg*innen des Hauses gemeinsam erarbeitetes Konzept, „Museumszwischenjahr 2020“. Detaillierte Informationen dazu finden sich hier: https://www.volkskundemuseum.at/zwischenjahr2020
Für die Bibliothek des Museums waren einige Vorhaben vorgesehen, von denen z.b. eines nun so vielleicht nicht stattfinden kann: Eine Reise zu den Leseräumen Europas wird in Zeiten der Reisebeschränkungen im Jahr 2020 wahrscheinlich so nicht möglich sein.
Anderes, wie eine verstärkte Präsenz in den Sozialen Medien, ist wie geschaffen für die gegenwärtige Situation. Inhalte der Bibliothek via Instagram zu verbreiten, ist eine Möglichkeit darauf hinzuweisen, dass diese nach dem Shutdown auch wieder wie gewohnt für ihre Nutzer*innen zur Verfügung stehen wird. Online spielend Sprachen lernen bzw. zu pflegen scheint mir für Bibliothekar*innen auch abseits von Reisegedanken sinnvoll.
Zu verfolgen, was andere Bibliotheken in den Sozialen Medien zu vermittlen versuchen, ist lehrreich und unterhaltsam.
Das Arbeitspausen gemacht werden, die Arbeitszeit nicht über das übliche Maß hinausgeht und an Wochenenden nicht gearbeitet wird, möchte ich gerne empfehlen. Wer Homeoffice nicht gewohnt ist, für den ist diese Erkenntnis entspannend und
in weiterer Folge produktiv.
Das Hier und Jetzt wird in jedem Fall einen bleibenden Eindruck schaffen.
Hermann Hummer, Volkskundemuseum Wien