Die Aussendung der IG Autorinnen Autoren im Wortlaut:
Die IG Autorinnen Autoren ist erstaunt über die Zeichensetzung: Zu einer Zeit, in der das Literaturbudget des Bundes bereits seit 5 Jahren und für weitere 2 Jahre eingefroren ist, lädt die Österreichische Nationalbibliothek zu einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Kunst- und Kulturministerin zur Präsentation der Fortschritte bei der Errichtung eines Literaturmuseums ein. Die Fertigstellung des Museums ist für 2015, das vorläufig letzte Jahr der dann siebenjährigen durchgehenden Durststrecke bei den Literaturförderungen geplant, und zwar bei sowohl den Autor/inn/en- als auch den Organisationenförderungen.
Was soll den österreichischen Gegenwartsautor/inn/en, von denen noch keine Vorlässe angekauft wurden, was soll der österreichischen Gegenwartsliteratur, die es noch zu keinen Vorlässen gebracht hat, die für ein Literaturmuseum zur Verwendung zur Verfügung gestellt werden können, damit signalisiert werden? Warten auf die Museumsreife?
Mit 2,2 Millionen Euro aus dem Ministerium für Unterricht, Kunst und Kultur kommenden Errichtungskosten war die Fertigstellung des Literaturmuseum ursprünglich bereits für das Frühjahr 2013 vorgesehen und konnte ganz offensichtlich nicht mehr im Doppelbudget 2011–2013 untergebracht werden. Nun scheinen die Kosten für seine Errichtung im Doppelbudget 2013–2015 untergebracht worden zu sein oder sie wurden auf vier Jahre verteilt statt auf zwei.
Für die Literaturförderung sieht die Situation deutlich schlechter aus. Große Teile der Literaturförderung haben sich seit Jahrzehnten nicht mehr von der Stelle bewegt. Die Verlagsförderung ist seit mehr als 20 Jahren, die Jahressubventionen bzw. Zweijahressubventionen für die ohnehin bescheiden „großen“ Einrichtungen in der Literatur – das Literaturhaus in Wien, die Literaturhäuser in den Bundesländern und die IG Autorinnen Autoren – sind auf dem Niveau der Kürzungen von 2000/2001 stecken geblieben. Das gesamte für Hunderte von Autor/inn/en, Hunderte von Veranstaltern und Verlagen und Tausende Veranstaltungen und Zeitschriften und Bücher im Jahr ausgegebene Literaturbudget des Bundes entspricht den Kosten eines einzigen internationalen Low-Budget-Spielfilms. Alle Entwicklungen weisen auf ein allmähliches Veröden der Förderansätze in der Literatur in den 1980er und 1990er Jahren hin.
Es ist für ein zwar wirtschaftlich eigenständiges, aber dennoch staatliches Unternehmen sicher erfreulich, wenn es auch weiterhin mit zusätzlichen staatlichen Zuwendungen und zusätzlicher staatlicher Aufmerksamkeit rechnen und expandieren kann, es ist aber für alle Einrichtungen, die diese Anbindung an den Staat als ebenso wirtschaftlich selbständige Einrichtungen nicht haben, höchst unerfreulich, wenn sie zugleich von den staatlichen Unterstützungsvoraussetzungen her seit vielen Jahren zum eisernen Sparen, zur Aufgabe von Leistungen und zum Abbau von Personal gezwungen sind. Auch nicht viel erfreulicher ist die Situation für die Verlage und den Buchhandel, wenn nicht dem Buchmarkt und dem Verlagswesen in seiner schwierigsten Phase die ganze Aufmerksamkeit zukommt und ein Nachdenken über mehr und effizientere Unterstützung für die Verlage, den Buchhandel und die einzige Buchmesse in Österreich, die „Buch Wien“, einsetzt, sondern das Augenmerk auf die Musealisierung der Literatur gelenkt wird.
Selbstverständlich stellt sich auch für die anderen von öffentlichen Zuwendungen in ihren Möglichkeiten abhängigen gleichartigen Einrichtungen in Wien und in den Bundesländern (Stifterhaus, Brenner-Archiv, Felder-Archiv, Literaturarchiv Salzburg, Musil-Archiv, Nabl-Institut, Archiv der Zeitgenossen/NÖ. usw.), die Frage, womit sie in Relation zur Unterstützung des Literaturmuseums an Unterstützungen für ihre eigenen Einrichtungen rechnen können. Und das ist alles andere als eine unerhebliche Frage in diesem Zusammenhang. Zahlreiche für die gesamte österreichische Literatur bedeutsame Nachlässe liegen nicht in Wien, sondern in den Bundesländern, und zahlreiche bedeutende Sammlungen befinden sich nicht in der Österreichischen Nationalbibliothek, sondern in anderen Einrichtungen in Wien (Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Literaturhaus).
Um keinerlei Mißverständnis aufkommen zu lassen: Jede Maßnahme zur Verbesserung der öffentlichen Präsenz von Literatur ist begrüßenswert, es ist nur bedauerlich, wenn angesichts eines für alle anderen verordneten Sparkurses die Einrichtung eines Literaturmuseums als einziges innovatives und „zukunftsweisendes“ Projekt in den zur Förderung der Literatur vorgesehenen Maßnahmen überbleibt.
Die IG Autorinnen Autoren hofft, daß wenigstens die 2010 genannten 2,2 Millionen Euro Errichtungskosten und vielmehr noch die 2011 mit 850.000 Euro angegebenen laufenden Zusatzkosten für das Literaturmuseum nicht aus dem gleichgebliebenen Budget für Literatur entnommen worden sind und entnommen werden sollen, sondern zusätzlich bereitgestellt wurden bzw. werden oder aus einem anderen Budgetansatz stammen.
Siehe: http://www.buecher.at/show_content.php?detail_id=7085&sid=123