Der Brauch, zu Ostern Eier zu bemalen und zu verschenken, ist uralt, und auch heute macht es noch Spaß, das Osternest mit bunten Hühnerprodukten zu füllen. In der Barockzeit war alles etwas komplizierter. Buntes Hühnerei? Mitnichten! Es bekamen:
1: Die Priester ein Lerchenei
2: Die weltliche Obrigkeit ein Adlerei
3: Die „Raths-Verwandten“ ein Drosselei
4: Die Eltern ein Hühnerei
5: Verheiratete ein Kranichei (woher?)
6: Verwitwete ein Turteltaubenei
7: Jungfrauen ein Pfauenei
8: Junggesellen ein Rebhuhnei
9: Kinder ein Storchenei
Die Quelle dieser Informationen ist eine vergnüglich zu lesende Sammlung von Ostergeschichten und –predigten (Ovum paschale novum = Das neue Osterei), 1694 in Salzburg gedruckt und verfasst vom Lauffener Chorherrn Andreas Strobl. Warum z.B. Kranicheier Verheirateten zu schenken sind, begründet er wie folgt: „Den Ehehaltern gebührt das Ayr von dem Kranich-Vogel, damit ihnen zu verstehen gegeben wird, daß sie jederzeit wachsam seyn sollen“. Der Pfau wiederum steht – nicht für Eitelkeit! Sondern für Reinheit und Unbeflecktheit, das Storchenei für die Kinder steht symbolisch für die Liebe der Storchenkinder zu ihren Eltern, die sie „herzlich lieben, im Alter ernähren, ja gar auff ihren Flügeln forttragen“.
Geschmückt ist dieses Buch mit einem Kupferstich, der den über Tod und Teufel triumphierenden Christus in einem Oval zeigt:
http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/rara/R6111I.jpg
Frohe Ostern wünscht
Beatrix Koll (UB Salzburg)