10 Jahre Zeitschriftenarchiv: Ordenszeitschriften als Wissensspeicher

Im November 1995 erklärte die UNESCO den 23. April zum Welttag des Buches – ein guter Anlass, um einen Blick in die Ordensbibliotheken zu werfen. Dort findet man allerdings nicht nur Bücher: Ordenszeitschriften sind ein oft unterschätzter Bestand. Um sie für die Nachwelt zu bewahren und der Forschung zugänglich zu machen, werden sie im „Zeitschriftenarchiv der Orden“, das 2014 – vor genau zehn Jahren – entstand, archiviert.

Viele Orden geben ihre Zeitschriften schon seit vielen Jahrzehnten heraus, was sie zu wertvollen Zeitdokumenten und Quellen für die Ordensgeschichte macht. Um sie für die Nachwelt zu bewahren und der Forschung zugänglich zu machen, entstand im Frühjahr 2014 aus einer Kooperation der Österreichischen Ordenskonferenz und der Erzabtei St. Peter das „Zeitschriftenarchiv der Orden“.

Was ist eine Ordenszeitschrift?

„Bei vielen Ordenszeitschriften handelt es sich um sehr traditionsreiche Blätter, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Die dauerhafte Aufbewahrung dieser Ordenszeitschriften ist ein großes Anliegen, denn sie geben Auskunft über das Leben und Wirken von Ordensfrauen und -männern in der Gesellschaft“, erklärt Irene Kubiska-Scharl, Referentin für Bibliotheken im Bereich Kultur und Dokumentation. Die Zeitschriften stellen wichtige Zeitdokumente aus der Mitte des Ordenslebens dar und sind ein greifbares Zeugnis für die Fülle und Vielfalt der Orden. Sie beinhalten Informationen, die sonst nicht oder nur schwierig zu finden sind und halten dieses Wissen für die Nachwelt fest. In öffentlichen Bibliotheken werden sie oft nicht gesammelt und waren daher für die Öffentlichkeit kaum sichtbar.

Aus diesem Grund wurde im Jahr 2014 das „Zeitschriftenarchiv der Orden“ aus einer Kooperation der damaligen „Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs“ (heute: Österreichische Ordenskonferenz) und der Benediktiner-Erzabtei St. Peter gegründet. In der Bibliothek von St. Peter werden seitdem die gedruckten Zeitschriften, Magazine oder Mitteilungsblätter, die von österreichischen Ordensgemeinschaften herausgegeben werden und Charakter einer Chronik haben, gesammelt und auf Dauer aufbewahrt.

Korbinian Birnbacher, Erzabt der Erzabtei St. Peter, freut sich, „dass die Erzabtei St. Peter mit der Beherbergung des ‚Zeitschriftenarchivs der Orden‘ einen wichtigen Beitrag zur Sicherung von Quellen für die Ordensgeschichte Österreichs leisten darf. Ich danke allen Beteiligten für zehn Jahre treuen und kompetenten Dienst.“

„Wichtige, aber oft unterschätzte Quelle“

Zuständige Ansprechperson für die Ordenszeitschriften bei der Österreichischen Ordenskonferenz ist Irene Kubiska-Scharl, Referentin für Bibliotheken im Bereich Kultur und Dokumentation. Sie sammelt die Zeitschriften, bis sie nach St. Peter transportiert werden. Kubiska-Scharl betont den Wert dieser Schriften: „Ordenszeitschriften sind eine wichtige, aber oft unterschätzte Quelle für die Forschung, weil sie über längere Zeiträume hinweg Auskunft über die Wirkungsfelder der Orden in der Gesellschaft geben, sei es in Spitälern, Schulen oder im Bereich von Tourismus und Kulturpflege.“

Derzeit werden jährlich etwa 60 verschiedene Zeitschriften an St. Peter abgegeben, die aus etwa 45 Männer- und 15 Frauenorden stammen. Sie erscheinen zwischen ein- und zwölfmal jährlich. Neben den aktuell erscheinenden Ordenszeitschriften werden auch deren ältere Vorgängerzeitschriften archiviert.

Eine der ältesten Ordenszeitschriften, „Die heilige Stadt Gottes“ (später nur noch „Stadt Gottes“), wurde von 1878 bis August 2020 vom Orden der Steyler Missionare herausgegeben. Seit September 2020 erscheint sie monatlich unter dem neuen Namen „Leben jetzt“. Eine der ältesten Zeitschriften aus einem Frauenorden ist das Blatt „Echo aus Afrika und anderen Erdteilen“, das seit 1890 von der St. Petrus Claver Sodalität herausgegeben wird.

Recherchemöglichkeit im Internet

Der Bestand an Ordenszeitschriften in St. Peter ist bereits sehr umfangreich und wird in platzsparenden Kompaktanlagen gelagert. Er ist mit wenigen Klicks im „Katalog der Ordensbibliotheken“ (KOBi) online recherchierbar. So sind die Zeitschriften für die Forschung nutzbar und machen die Leistungen der Orden für die Gesellschaft sichtbar.

Bearbeitung und Benützung

Die Bearbeitung der Zeitschriften in St. Peter liegt in den Händen von Sonja Führer, Leiterin der Bibliothek der Erzabtei, und ihrer Mitarbeiterin, Maria Schmittner. Bei ihnen langen etwa zehn Anfragen pro Jahr für das Zeitschriftenarchiv der Orden ein, Tendenz steigend. Diese Anfragen betreffen zumeist bau- und kunstgeschichtliche Fragen, etwa zu Umbauten und Renovierungen von Klostergebäuden und Niederlassungen, aber auch zu Jubiläen (etwa Gründungs- oder Glockenjubiläen) oder zu inkorporierten Pfarren.

Die Benützung des Zeitschriftenarchivs ist über die Bibliothek der Erzabtei St. Peter möglich. Die gewünschten Bestände können entweder vor Ort im Lesesaal eingesehen oder einzelne Artikel als Scan bzw. Kopie angefordert werden. Eine vorherige Kontaktaufnahme mit der Bibliothekarin, Sonja Führer, wird erbeten: bibliothek@erzabtei.at

Abgabe statt Entsorgung

Auch nach zehn Jahren des Sammelns weisen manche Ordenszeitschriften noch Lücken auf. Diese Lücken können sowohl einzelne Hefte als auch ganze Jahrgänge betreffen. Um diese Lücken zu füllen, können Ordenszeitschriften, die in den rund 140 Ordensbibliotheken in Österreich überzählig sind oder nicht mehr benötigt werden, dem „Zeitschriftenarchiv der Orden“ angeboten werden. Dies erfolgt in Absprache mit Irene Kubiska-Scharl im Bereich Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz.

Hier finden Sie den Folder mit Informationen über das Zeitschriftenarchiv der Orden.

Rückfragehinweis | Kontakt:

Irene Kubiska-Scharl
Referentin für Bibliotheken
+43 676 378 61 70
irene.kubiska-scharl@ordensgemeinschaften.at

Presseaussendung der Österreichischen Ordenskonferenz
Wien, 15. April 2024

https://www.ordensgemeinschaften.at/8435/10-jahre-zeitschriftenarchiv-ordenszeitschriften-als-wissensspeicher

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