Zeit online: Der Vorlasshandel

Das neue Literaturmuseum in Wien legt seinen Fokus auf zeitgenössische Literatur und ließ sich die gesammelten Dokumente lebender Schriftsteller hohe Summen kosten. Aber sind die teuren Papiere auch ihr Geld wert?

„Wer seine Schranken kennt, der ist der Freie“, schrieb einst Franz Grillparzerund „wer sich frei wähnt, ist seines Wahnes Knecht.“ Der Wiener Hofkonzipist und Burgtheaterdichter kannte seine Schranken genau: Sie wurden von den vier Wänden seines Amtszimmers in der Johannesgasse 6, im Herzen von Wien, verkörpert, wo er viele Jahre lang seinen Pflichten als Archivdirektor der K.-u.-k-Hofkammer nachging. …

Nach der Phase der seriellen Ankäufe im finanziellen Premiumsegment dürfte aber jetzt eine Zeit der intensiveren Sichtung und wissenschaftlichen Bearbeitung folgen – auch wenn sich diese mühsame Tätigkeit weniger gut libidinös besetzen lässt als die Suche nach literarischen Schätzen. Als Händler, sagt Hugo Wetscherek, könne er sogar ein gewisses Verständnis für die Sammelleidenschaft der Archive aufbringen: „Es ist immer lustiger, einkaufen zu gehen, als den eigenen Kleiderschrank zu durchwühlen.“

Ein Artikel von Thomas Miessgang über die Ankaufspraxis der Literaturarchive: http://www.zeit.de/2015/15/literaturmuseum-wien-literaturarchiv-zeitgenoessische-literatur

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