„Am Strand wird sich das Taschenbuch bewähren“
Nichts geht mehr ohne das Internet. Wie steht es da um die Zukunft des Buches? Ein Gespräch mit Annabella Weisl, der Chefin von Google Books Deutschland.
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WELT ONLINE: Die Digitalisierung des Buches macht aber auf alle Fälle die Bibliothek überflüssig – sei es in Form der Stadtbücherei, sei es in Form der Universitätsbibliothek.
Annabella Weisl: Überhaupt nicht. Bibliotheken werden ihre Nutzer nur anders bedienen. Sie werden nicht mehr – sagen wir – zehn gebundene Bücher erwerben, sondern sie kaufen online-Zugänge zu diesen Büchern. Die Studenten können also in der Bibliothek oder von zuhause aus auf diese Bücher zugreifen. Insofern bleibt die Wichtigkeit der Bibliothek erhalten.
WELT ONLINE: Wenn ich als Student das nötige Buch bei Google Books einsehen kann, brauche ich doch nicht mehr in die Bibliothek zu gehen.
Annabella Weisl: Ja und nein. Wenn wir über lieferbare Titel sprechen, ist es so, dass Sie diese Bücher in Zukunft mit Google Editions kaufen können, aber Menschen gehen in die Bibliothek, um Bücher auszuleihen. Es ist richtig, dass Sie gemeinfreie Werke bei Google Books einsehen können. Das sind aber Werke, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen sind. Sie haben eher eine historische Bedeutung. Studenten arbeiten aber häufig mit Werken, die unter Urheberrecht stehen. Infolgedessen macht es keinen Unterschied, ob die Bibliothek ihre Werke digital oder physisch anbietet. Bei uns ist kein einziges Buch eines urheberrechtlich geschützten Titels ohne die ausdrückliche Genehmigung des Rechteinhabers vollständig einsehbar. Man kann allenfalls hineinschauen, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Sie haben als Student sicherlich in den Bibliotheken auch immer vor den Zettelkästen gestanden. Heute gibt es bei Google Books eine Volltextsuche, die Ihnen ganz andere Möglichkeiten verschafft. Aber die Bücher kaufen oder in der Bibliothek ausleihen müssen Sie dennoch.
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WELT ONLINE: Sie arbeiten seit einigen Jahren an der Digitalisierung des Buches. Mit welchen Bibliotheken arbeiten Sie zusammen? Wie viele Bücher hat Google bereits digitalisiert?
Annabella Weisl: Wir arbeiten weltweit mit über vierzig Bibliotheken, darunter mittlerweile mit zehn in Europa, zusammen. Vor zwei Wochen haben wir eine Kooperation mit der österreichischen Nationalbibliothek geschlossen. Wir arbeiten mit der bayerischen Staatsbibliothek, mit den Nationalbibliotheken in Rom und Florenz, mit der Universitätsbibliothek von Lausanne und Genf, mit Harvard und Michigan zusammen. In der Google Buchsuche gibt es gegenwärtig zwölf Millionen Bücher, die wir digitalisiert haben. Davon stammen zwei Million aus dem Partnerprogramm für Verlage und zehn Millionen aus dem Bibliotheksprojekt.
WELT ONLINE: Welche Kriterien gibt es für Sie, ein Buch zu digitalisieren?
Annabella Weisl: Googles Ziel ist es, der Welt so viele Quellen wie möglich zugänglich zu machen. Das heißt: Wenn wir mit Partnern zusammenarbeiten, digitalisieren wir jedes Buch, das uns der Partner zur Verfügung stellt. Uns geht es nicht darum, einzelne Werke auszuwählen. Es geht uns um eine umfassende Darstellung vorhandenen Wissens.
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Das ganze Interview unter: http://www.welt.de/kultur/article8274329/Am-Strand-wird-sich-das-Taschenbuch-bewaehren.html