Wien (PK) – Eine breite Palette von Themen behandelte der Kulturausschuss in seiner heutigen Sitzung. Bundesministerin Claudia Schmied sagte in der Aktuellen Aussprache, sie setze sich für den weiteren Ausbau der Versorgung Österreichs mit öffentlichen Büchereien ein. Die Maßnahmen, die von der Arbeitsgruppe für den Masterplan zur Büchereientwicklung vorgeschlagen wurden, werde man weiter fortführen, wobei sie sich für eine Ko-Finanzierung des Bundes mit Ländern und Gemeinden ausspreche. …
Mehrheitlich vertagt wurde der Antrag der Grünen nach einer Urheberrechtsnovelle. Zu dieser Frage liegen weiterhin die Meinungen auch der Koalitionsparteien weit auseinander. …
Flächendeckende Versorgung mit öffentlichen Büchereien sicherstellen
Im ersten Teil der Aktuellen Aussprache mit der Bundesminister für Unterricht, Kunst und Kultur ging es um den Ausbau des öffentlichen Bibliothekswesens in Österreich. Ministerin Claudia Schmied trat dabei für den flächendeckenden Zugang der österreichischen Bevölkerung zu Literatur und Medien ein. Sie wolle daher die Ergebnisse einer vom BMUKK 2011 eingesetzten Arbeitsgruppe zur Ausarbeitung eines Masterplans zur Büchereientwicklung zur politischen Diskussion stellen, sagte sie.
Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbands Österreich (BVÖ), präsentierte als Auskunftsperson die Ergebnisse des Schlussberichts der Arbeitsgruppe und erläuterte, der
Büchereientwicklungsplan unterstreiche die Leistungen der öffentlichen Büchereien, das Menschenrecht auf Zugang zu Literatur und Information zu sichern. Eine Büchereilandkarte wurde erarbeitet, um einen Überblick über die Situation der Versorgung der Bevölkerung zu schaffen. Schwerpunkte der Arbeitsgruppe, dem VertreterInnen von Büchereiverband, Bund, Länder und Gemeinden angehörten, waren auch die Aus- und Weiterbildung der BibliothekarInnen und das wichtige Zukunftsthema E-Books.Büchereien sind ein wichtiger Faktor zur Unterstützung und Förderung der Lesefähigkeit. Das sei eine Aufgabe, die nicht ausschließlich von den Schulen allein wahrgenommen werden kann, konstatierte Leitner. Dabei sei zu bedenken, dass in Österreich nur in 100 Städten und Gemeinden kommerzielle Buchhandlungen vorhanden sind, die Menschen einen direkten Zugang zur Literatur erlauben. Hier müssen öffentliche Bibliotheken ansetzen. Der Versorgungsgrad sei sehr unterschiedlich, wie die erstellte Büchereilandkarte zeige. Zwar verfügen alle Gemeinden über 10.000 Einwohnern über zumindest eine Bücherei. Die vielen kleinen Gemeinden hätten aber ein deutliches Defizit in der Versorgung. Die Büchereilandkarte müsse noch weiter entwickelt werden und beispielsweise Daten über andere Bildungseinrichtungen berücksichtigen. Es sei aber deutlich geworden, dass aufgrund der Kleinstruktur der österreichischen Gemeinden die regionale Versorgung nicht über die einzelnen Gemeinden sichergestellt werden könne, sondern über Verbünde erfolgen müsse. Da es derzeit kein einheitliches Büchereiwesen in allen Bundesländern gebe, sei die Frage, wie man abgestimmte Förderungsmaßnahmen schaffen könne. Bücherbusse seien eine Möglichkeit, wobei diese in Österreich derzeit
fast ausschließlich in Städten zum Einsatz kommen, wo bereits ein gutes Angebot an Büchereien besteht.Ein besonderer Schwerpunkt sei die Aus- und Fortbildung der BibliothekarInnen, die wesentlich mehr Mittel brauche. Heute seien technische und Medienkenntnisse ebenso gefragt wie Erfahrungen mit der Organisation von Veranstaltungen. Dabei sei es wünschenswert, eine standardisierte universitäre Ausbildung anzubieten. In Österreich seien 85 % der MitarbeiterInnen der Büchereien aber auf ehrenamtlicher Basis tätig, das sei ein Unikum. Für diese Personen müsse man eigene Kurse schaffen. Die Arbeit mit hauptberuflichen MitarbeiterInnen sei wesentlich effektiver, sagte er.
E-Books stellen für Bibliotheken ein großes Problem dar, erläuterte Leitner. Sie werden von den Verlagen völlig anders betrachtet als herkömmliche Bücher, nämlich als Dienstleistung, die über einen Lizenzvertag zur Verfügung gestellt wird. Es bestehe immer noch große Rechtsunsicherheit für Bibliotheken, was sie daran hindere, ein attraktives Angebot aufzubauen. Die Verlage gehen dazu über, Büchereien klar zu benachteiligen. Hier müsse aber beim Urheberrecht angesetzt werden, die Frage könne letztlich nur auf EU-Ebene geregelt werden. Eine Möglichkeit wäre es auch, die Verlagsförderung an die Auflage zu binden, dass geförderte Verlage E-Books an Büchereien verkaufen müssen. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Büchereien würden in Österreich nur etwa ein Zehntel dessen betragen, was in skandinavischen Ländern dafür aufgewendet wird, wobei der Großteil der Ausgaben von den Trägern, also Städten und Gemeinden, aufgebracht wird. Leitner plädierte dafür, die Ausgaben von Bund und Ländern für öffentliche Bibliotheken signifikant zu erhöhen. Nur so könne etwas bewegt werden. Die derzeit eingesetzten Mittel halten nur den Status quo aufrecht.
Die Abgeordneter Heidemarie Unterreiner (F), Gertrude Aubauer (V) und Sonja Ablinger (S) zeigten sich zufrieden mit dem Bericht und interessierten sich vor allem dafür, wie die regional unterschiedliche Versorgung mit Büchereien verbessert werden kann. Abgeordneter Harald Walser (G) meinte, die erhobenen Zahlen zeigten dringenden Handlungsbedarf. Unzufriedenheit drückte auch sein Fraktionskollege Wolfgang Zinggl aus und forderte ein Bibliotheksgesetz.
Gerald Leitner meinte dazu, Kooperationen mit anderen Einrichtungen, von Kindergärten bis Seniorenheimen, die es punktuell gebe, müssten systematisch ausgebaut werden. Aus Sicht der Bibliotheken wäre ein Bibliotheksgesetz, das Standards der Ausstattung festlegt, wünschenswert. Ein anderer Weg für den Ausbau der Büchereien wäre eine Anreizfinanzierung.
Bundesministerin Claudia Schmied legte ein klares Bekenntnis zu den öffentlichen Bibliotheken ab. Bei der Bewertung der erhobenen Zahlen sei zu berücksichtigen, dass der Großteil der Menschen in Österreich in urbanen Räumen lebt, wo ein Zugang zu Büchereien und Bibliotheken besteht. Man werde nicht in jeder kleinen Gemeinde eine Bücherei errichten können. Für den Bereich, der noch unterversorgt sei, müsse man bei den größeren Gemeinden, die auch Schulzentren seien, mit Schwerpunktbibliotheken ansetzen. Für die Vereinheitlichung der Förderung sei ein Ko-Finanzierungsmodell mit Ländern und Gemeinden einer einheitlichen Bundeskompetenz vorzuziehen, meinte Schmied.