Wiedereröffnung der Kartensammlung und des historischen Augustinerlesesaals der Österreichischen Nationalbibliothek nach Generalsanierung
zu den Fotos: http://www.onb.ac.at/services/pressefotos.php?foto=traditionmoderne
aus einer Pressemeldung der ÖNB:
1. Ausbau des Dachbodens und Generalsanierung der Kartensammlung
Hintergründe der Sanierung
Die Kartensammlung litt unter großer Raumnot, die Neuzugänge an Objekten – Karten und Bücher – konnten nicht mehr den konservatorischen und sicherheitstechnischen Vorgaben entsprechend gelagert werden. Um die unbefriedigende Situation nachhaltig zu verbessern, wurde ein Teil des über der Kartensammlung befindlichen, ungenutzten Dachbodens zu einem Magazin ausgebaut und die Räume des ehemaligen Globenmuseums am Josefsplatz als Karten- und Büchermagazine adaptiert. Sowohl öffentliche als auch interne Bereiche der Kartensammlung erfuhren eine Generalsanierung. Im Sinne einer benutzerfreundlichen Ausstattung wurde außerdem eine konsequente Trennung von Magazins- und Verwaltungsbereichen eingeführt.
Baumaßnahmen
Der erste Bauabschnitt umfasste die Errichtung des 280 m² großen Dachbodenmagazins. Dieses wurde nach modernsten technischen Standards in den Dachboden integriert und mittels Lastenlift mit den Räumlichkeiten der Kartensammlung im dritten Obergeschoss verbunden. Die Sammlungsobjekte werden dort nun unter besten konservatorischen Bedingungen und höchsten sicherheitstechnischen Standards in neu errichteten Kompaktregalanlagen aufbewahrt.
Der zweite Bauabschnitt umfasste den großzügigen Um- und Ausbau aller im dritten und vierten Obergeschoss befindlichen Räume – dies sind Magazine sowie Benützungs- und Verwaltungsbereiche, die eine Fläche von insgesamt 1.550 m² einnehmen. Die direkte Verbindung zwischen den beiden Etagen führt zu einer Optimierung der Lager- und Transportbedingungen, statt Stiegen wurden befahrbare Rampen errichtet. An den großzügig gestalteten Lesesaal wurde ein Manipulationsbereich angeschlossen, der den spezifischen Anforderungen kartografischer Objekte entspricht.
Optimierung der Serviceleistungen
Im Zuge des Umbaus erfolgte eine konsequente Trennung der Benützungs- und Verwaltungsbereiche von den Magazinen. Sammlungsobjekte können aufgrund der verkürzten Transportwege und optimierter Transportbedingungen nun rascher für LeserInnen bereitgestellt werden. Die Benützung der Objekte erfolgt in einem modernen Lesesaal, der mit der neuesten technischen Infrastruktur – WLAN und Computerarbeits-plätzen – ausgestattet ist. Bereits digitalisierte Kartenwerke können an speziell eingerichteten PCs benutzt werden.
Optimierung der Lagerbedingungen
Alle Magazine wurden mit Klimaanlagen versehen und entsprechen damit zeitgemäßen konservatorischen und sicherheitstechnischen Richtlinien für die bestmögliche Schonung der wertvollen Originale. Das Aus- und Umbauprojekt beinhaltete zudem die Erneuerung sämtlicher elektrischer Leitungen und den Einbau modernster Brandschutz- und Sicherheitsanlagen. Alle Arbeiten erfolgten unter Einhaltung der hohen Standards des Denkmalschutzes.
2. Generalsanierung und Renovierung des historischen Augustinerlesesaals
Hintergründe der Sanierung und kurzer historischer Abriss
Der Augustinerlesesaal, ein einst zum Augustinerkloster gehöriger frühbarocker Bau, wurde 1773 von Johann Baptist Wenzel Bergl mit einem wunderbaren, pittoresken Deckenfresko ausgestattet, das in drei Bildfeldern den Parnass, Allegorien der vier Fakultäten sowie Allegorien der Rhetorik und Mechanik darstellt.
Nach der Auflösung des Augustinerordens wurde der Raum ab 1829/30 von der Hofbibliothek als Depot angemietet. Während der Revolution von 1848 fing bei dem verheerenden Hofburgbrand auch das Dach des Augustinersaals Feuer, Bücherverluste und größere Bauschäden waren jedoch nicht zu verzeichnen.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde neben vielen anderen baulichen Veränderungen auch der Verbindungstrakt zwischen dem Prunksaal und dem Augustinersaal hergestellt und in weiterer Folge im Jahr 1906 die Räumlichkeiten als Lesesaal adaptiert.
Seit der Fertigstellung der Lesesäle in der Neuen Burg am Heldenplatz 1966, fungiert der Augustinerlesesaal als Sonderleseraum für historische Druckschriften.
Baumaßnahmen
Die durch die langjährige Nutzung notwendig gewordenen Sanierungs- und Adaptierungsarbeiten des historischen Lesesaals und der zugehörigen vorgelagerten Räume mit Garderobe und Buchausgabe wurden im Frühjahr 2009 begonnen.
Im Augustinerlesesaal selbst erfolgten in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt behutsame, die historische Einrichtung berücksichtigende Renovierungsmaßnahmen, die die Sanierung des Bodens, der Fenster sowie der gesamten Einrichtung – Regale, Tische, Stühle und Lampen – umfasste. Hervorzuheben ist besonders die Neuaufstellung und Erweiterung der Freihandbibliothek, die mit verbesserter Beleuchtungssituation LeserInnen als Handapparat zur Verfügung steht.
Die größten Umbaumaßnahmen betrafen die vorgelagerte Buchausgabe, die ebenfalls mit einer Freihandbibliothek, modernen Online-Rechercheterminals und dem völlig neu gestalteten Servicedesk aufwartet.
Eine helle Möblierung und neue Lichtführung schaffen einen bewussten Kontrast zum „dunklen“, unberührt gebliebenen historischen Raum. Derselbe Kontrast bestimmt auch den neu gestalteten Garderobenraum, in dem die dunkle Vertäfelung mit modernen Garderobenschränken kombiniert wurde. Auch hier unterstreicht die neue Lichtführung den freundlichen Raumcharakter und hebt die aufwändig gestaltete Deckendekoration hervor.
3. Optimierung der Serviceleistungen
Zentrales Anliegen des Konzepts war die Anpassung der Räumlichkeiten an die veränderten Bedürfnisse der BenützerInnen. Größere Arbeitsflächen wurden geschaffen, eine WLAN-Station und fix verkabelte Arbeitsplätze gewährleisten die uneingeschränkte Benutzung modernster Informationstechnologie. Die verbesserte Raumbeleuchtung gewährt optimale Lichtverhältnisse und Augen schonende Lesebedingungen.