Die Österreichische Nationalbibliothek hat 30 Exilzeitungen und -zeitschriften aus den Jahren 1938 bis 1945 digitalisiert. Von der „Arbeiter Zeitung“ über „Der Sozialist“ und „Die Nation“ bis zum „Österrikiska Informationer“ bieten diese unter großen Schwierigkeiten publizierten österreichischen Medien einen direkten Einblick in die Zeit zwischen dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie können nun im digitalen Zeitungslesesaal ANNO online abgerufen und im Volltext durchsucht werden.
Österreichische Exilpresse jetzt in ANNO
30 österreichische Exilzeitungen und -zeitschriften, die sich im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek befinden, wurden vor kurzem eingescannt und sind nun im digitalen Zeitungs- und Zeitschriftenlesesaal ANNO jederzeit und kostenlos abrufbar. Alle diese Medien sind mit Angaben zum Erscheinungsverlauf, Erscheinungsort und weiteren relevanten Informationen wie etwa dem Wechsel des Titels versehen. Eine Suche ist sowohl über die » Volltextsuche als auch über einen thematischen Einstieg unter dem » Begriff „Exilpresse“ möglich. Insgesamt stehen damit über 33.500 Seiten zur Verfügung. Mehr als 27.000 Seiten stammen aus dem „Tagebuch“, über 3.000 Seiten aus der „Arbeiter Zeitung“.
Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger: „Inhaltlich ist die Exilpresse eine unerschöpfliche Quelle zur österreichischen Zeitgeschichte, zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus, aber auch zu den Nöten und Kämpfen der untereinander zersplitterten Gruppen der österreichischen Emigrantinnen und Emigranten. Ich freue mich sehr, dass wir diesen wichtigen Medienbestand nun über ANNO allen Interessierten online anbieten können.“
Zur Geschichte der Exilpresse
Unmittelbar mit dem „Anschluss“ an Deutschland im März 1938 wurden Presse, Rundfunk und Wochenschauen zu den wichtigsten Propagandainstrumenten der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich. Die Medien wurden arisiert und gleichgeschaltet, sämtliche Publikationen der NS-Doktrin unterworfen und durch ein System von schriftlichen Anweisungen kontrolliert. Viele österreichische JournalistInnen verloren so ihren Beruf, mussten flüchten oder wurden inhaftiert und in Konzentrationslager gesperrt.
Bereits 1933 hatten österreichische SozialdemokratInnen und KommunistInnen nach dem Verbot ihrer Parteien durch das Dollfußregime aus Österreich fliehen müssen. Die SozialdemokratInnen publizierten daraufhin ihre Zeitungen und Zeitschriften, allen voran die „Arbeiter Zeitung“, in verschiedenen kleinen Druckereien in der Tschechoslowakei, später in Frankreich, in London, in New York und in Lateinamerika.
Etwa 450 Zeitungen und Zeitschriften sind zwischen 1933 und 1945 von deutschen und österreichischen EmigrantInnen in ihren Zufluchtsländern publiziert worden. Der Anteil der österreichischen Presse ist dabei nicht immer einfach zu identifizieren, Tatsache ist aber, dass diese Exilpresse das einzige mediale Gegengewicht zur NS-Propaganda zwischen 1938 und 1945 schuf.
Der digitale Zeitungslesesaal ANNO
Mit Austrian Newspapers Online (ANNO) stellt die Österreichische Nationalbibliothek einen digitalen Zeitungs- und Zeitschriftenlesesaal zur Verfügung, in dem derzeit 784 Zeitungen und 646 Zeitschriften mit über 22 Millionen Seiten von allen Interessierten weltweit kostenlos abgerufen werden können. Die Mehrheit dieser Medien erschien zwischen 1568 und 1949, jedes Jahr kommt ein weiterer Jahrgang hinzu. Bis auf die handschriftlichen Zeitungen aus dem 16. Jahrhundert können alle Jahrgänge ab 1689 im Volltext durchsucht werden. Täglich nützen rd. 4.000 Menschen dieses Angebot.
Siehe auch
- https://wien.orf.at/stories/3059137/
- https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/medien/2068934-Nationalbibliothek-digitalisiert-Exilzeitungen-aus-1938-bis-1945.html
- https://www.sn.at/kultur/allgemein/nationalbibliothek-digitalisiert-exilzeitungen-90544099
- https://www.derstandard.at/story/2000118933155/nationalbibliothek-digitalisiert-exilzeitungen-aus-1938-bis-1945