ÖNB-Pressemitteilung: Analog trifft Digital – die neue Lust am Lesen

Österreichische Nationalbibliothek eröffnet neuen Lesesaal am Heldenplatz

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Trotz laufender Ausweitung der digitalen Angebote der Österreichischen Nationalbibliothek und deren intensiver Online-Nutzung steigt die Zahl der LeserInnen vor Ort kontinuierlich – es zeigt sich, dass das Bedürfnis der Menschen, in einer Bibliothek zu lesen, zu recherchieren, zu lernen und sich auszutauschen ungebrochen ist, ja sogar zunimmt. Gerade in einer digital-vernetzten Welt gewinnen Kommunikationsräume wie sie durch Bibliotheken angeboten werden, an Bedeutung.

Die Österreichische Nationalbibliothek hat dieses Phänomen bereits frühzeitig erkannt und neben der Bereitstellung von digitalen Inhalten in großem Umfang Ressourcen in den Um- und Ausbau von Benützungseinrichtungen investiert – mit dem Ziel, den sich verändernden Anforderungen ihrer LeserInnen an „analoge“ Arbeitsräume zu entsprechen.

Leistungsspektrum

Die Österreichische Nationalbibliothek hat in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt in Richtung Erweiterung der BenützerInnenservices gelegt. Ergebnis dieser vorrangigen Zielsetzung waren etwa die Einrichtung und der Ausbau des Digitalen Lesesaals, die wesentliche Erweiterung der Öffnungszeiten, die Implementierung einer automatischen Entlehnverbuchung, der Ausbau des kostenlosen Datenbankangebotes, die Einführung digitaler Reproduktionsservices für alle Bestandsgruppen und vieles mehr.

Auch nahezu alle großen Bauprojekte der vergangenen Jahre waren der Verbesserung der Arbeitsbedingungen für LeserInnen gewidmet: die Generalsanierung des Hauptlesesaals am Heldenplatz 2004, die Einrichtung moderner Benützungsräume für die Musiksammlung im Palais Mollard 2005, die Neugestaltung des Bildarchivs 2006, die Generalsanierung der Kartensammlung und des barocken Augustinerlesesaals 2009 sowie viele kleine und größere Infrastrukturprojekte, die im Hintergrund die laufende Verbesserung des Gesamtbetriebs gewährleisten. Mittlerweile ist etwa das gesamte Haus flächendeckend mit W-LAN, zeitgemäßem technologischem Equipment und Laptoparbeitsplätzen ausgestattet.

Die seit Jahren massiv steigenden LeserInnenzahlen rechtfertigen diesen enormen Aufwand. Die Akzeptanz der Einrichtungen der Österreichischen Nationalbibliothek ist sogar so weit gestiegen, dass die bisherigen Platzkapazitäten in den Lesesälen am Heldenplatz erschöpft waren. Logische Folge dieser Entwicklung war die Errichtung eines weiteren Lesesaals: des sogenannten Austriaca-Lesesaals, der am 29. April 2010 eröffnet.

Der Austriaca-Lesesaal

Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger ist es im Jahr 2009 gelungen, den unmittelbar an die Kommunikationslounge angrenzenden, burggartenseitig orientierten sog. Weißen Saal des Völkerkundemuseums für die Österreichische Nationalbibliothek zu gewinnen. Noch im selben Jahr wurde mit den umfangreichen Sanierungsmaßnahmen begonnen, mit dem Ziel, bereits im Frühjahr 2010 einen weiteren modernen Lesesaal zu eröffnen.

Der sanierte Raum umfasst 70 Arbeitsplätze auf zwei Ebenen (insg. 259 m2) und ist nach Vorgabe höchster technologischer Standards ausgestattet. Eine W-LAN-Station bietet die Möglichkeit des kabel- und kostenlosen Internetzugangs, die Arbeitsflächen sind in Hinblick auf das Handling mit Laptop und Büchern entsprechend großzügig angelegt.

Die Umbauarbeiten beinhalteten weiters den Einbau einer Lüftungs- und Klimaanlage, die Sanierung des Parkettbodens und die Montage von Akustikpanelen an Wand und Decke, um Ruhe für die Lesenden zu gewährleisten. Das neu konzipierte Beleuchtungssystem schafft eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Die akustische und klimatische Trennung zur angrenzenden Kommunikationslounge wurde durch den Einbau einer Glasschiebetüre und eines verglasten Eingangsbereichs realisiert.

Im Zuge des Umbaus erfuhr auch die bei LeserInnen aller Altersgruppen sehr beliebte Kommunikationslounge eine wesentliche Erweiterung. Die Aufstellung eines zusätzlichen Snackautomaten bereichert das Angebot, das bereits Gratis-Tageszeitungen sowie Heiß- und Kaltgetränke umfasst. Die Anzahl der Garderobekästen im Eingangsbereich wurde dem zu erwartenden Anstieg an BesucherInnen angepasst.

Themenbezogene Freihandbibliothek

Der neue Lesesaal ist dem Fachbereich Austriaca gewidmet. Eine sorgfältig zusammengestellte Freihandbibliothek mit rund 3.000 Werken aus und über Österreich unterstützt die themenbezogene Recherche. Das Spektrum erstreckt sich über die Geschichte und Kulturgeschichte Österreichs, beginnend bei der Vor- und Frühgeschichte, über Mittelalter und Neuzeit bis hin zum 21. Jahrhundert. Breiter Raum ist auch den historischen Hilfswissenschaften gewidmet, ergänzt durch Literatur zu den Bundesländern sowie zur Geschichte der Nachfolgestaaten der österreichisch–ungarischen Monarchie. Ausgewählte Literatur zur Innen- und Außenpolitik Österreichs, zu Bildung, Kunst und Musik runden das Angebot ab.

Zusatzservice: Austriaca-Datenbank

Mit über 30.000 Zugriffen im Jahr 2009 nimmt das Datenbank-Infosystem einen hohen Stellenwert innerhalb des Recherecheangebotes der Österreichischen Nationalbibliothek ein. Die digitale Plattform für lizenzierte sowie auch frei zugängliche Datenbanken zählt derzeit über 3.000 Online-Ressourcen. 150 kostenpflichtige Datenbanken sind für die Österreichische Nationalbibliothek lizenziert und an allen EDV-Arbeitsplätzen der Bibliothek gratis für BenützerInnen verfügbar. 130 dieser renommierten Datenbanken stehen darüber hinaus JahreskartenbesitzerInnen auch extern, ohne Zusatzkosten, zur Verfügung. Eines der Highlights innerhalb dieses Datenbankpools ist zum Beispiel das kostenintensive biografische Archiv WBIS, das biografische Informationen zu rund 6 Mio. Persönlichkeiten aller Jahrhunderte und aller Sprach- und Kulturräume samt Scans der Originalartikel aus Nachschlagewerken auf Knopfdruck zum Download anbietet. 2010 wird der Fernzugriff weiter ausgebaut und das Angebot inhaltlich erweitert: in den letzten Monaten wurden zum Beispiel folgende wichtige Online-Nachschlagewerke lizenziert: das Musiklexikon-Paket Oxford Music Online, die prominenten Literaturlexika von Kindler und Killy und nicht zuletzt das Lexikon des Mittelalters inklusive dem Supplement International Encyclopaedia for the Middle Ages.

Im Zuge der Einrichtung des Austriaca-Lesesaals wurde der Schwerpunkt auf die Aufnahme österreichischer frei zugänglicher Datenbanken gelegt und damit ein ergänzendes Angebot zum Print-Bestand der Freihandbibliothek geschaffen. Eine eigene übersichtliche Plattform fasst unter der Bezeichnung Austriaca in alphabetischer Reihenfolge Datenbanken aus und über Österreich zusammen. Bekannte Online-Ressourcen wie Austrian Literature Online und die Albertina-Bilddatenbank sind ebenso vertreten wie Neuerscheinungen am Online-Markt: so etwa die unter der Bezeichnung Digital Belvedere realisierte Datenbank und das Portal Wien Kulturgut, der digitale Kulturgüterkataster der Stadt Wien.

LeserInnenzahlen 1. Quartal 2010

Äußerst erfreulich entwickelten sich die LeserInnenzahlen im 1. Quartal 2010: von Jänner bis Ende März haben 79.656 LeserInnen die Lesesäle der Österreichischen Nationalbibliothek besucht, das entspricht einer Steigerung von 14,4 % gegenüber 2009.

Neue Öffnungszeiten

Ein weiterer wichtiger Schritt hinsichtlich der Serviceoptimierung war die Erweiterung der Öffnungszeiten im Benützungsbereich am Heldenplatz mit 1. Juli 2009. Die Lesesäle des Benützungsbereichs am Heldenplatz haben nun werktags – inkl. Samstag – von 9:00 bis 21:00 Uhr geöffnet, daneben wurde die jährliche Schließwoche auf fünf Tage verkürzt und in den frequenzschwächeren Juli verlegt. Die Statistik zeigt, dass dieser verbesserte Service sehr gut angenommen wird, Samstagnachmittage sind mittlerweile genauso stark besucht wie Wochentage.

Quelle:

Bild: © Österreichische Nationalbibliothek

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