Österreichische Nationalbibliothek macht ihren gesamten historischen Buchbestand online zugänglich
Österreichische Nationalbibliothek und Google starten Österreichs größte Public Private Partnership im Kulturbereich.
Pressemeldung ÖNB: Wien, 15. Juni 2010 – „Wissen bewahren und zugänglich machen war schon immer der wichtigste Leitsatz von Bibliotheken. Diesem Grundprinzip folgend wird die Österreichische Nationalbibliothek in einer Public Private Partnership gemeinsam mit Google ihren gesamten historischen, urheberrechtsfreien Buchbestand digitalisieren und online zugänglich machen. Wir sind stolz, mit diesem Schritt einen weiteren Beitrag zur Demokratisierung von Wissen leisten zu können.“
Mit diesen Worten stellte Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Dr. Karl Pall (Country Manager Google Austria) und Annabella Weisl (Leiterin Google Bücher, Deutschland, Österreich, Schweiz) diesen historischen Meilenstein für die Österreichische Nationalbibliothek vor. In den kommenden Jahren werden rund 400.000 Werke weltweit online und kostenfrei zur Verfügung stehen.
Österreichische Nationalbibliothek und Google teilen gemeinsame Vision
Im Verlauf der vergangenen Jahre haben sich mehrere öffentliche und private Initiativen der Digitalisierung von Büchern und somit dem kulturellen Erbe verschrieben. Google kooperiert im Rahmen von Google Bücher mit mittlerweile mehr als 40 Bibliothekspartnern und tausenden von Verlagen weltweit. Als Folge dieser Partnerschaften können bereits mehr als zwölf Millionen digitalisierte Werke durchsucht werden. In der Kooperation mit Google sieht Generaldirektorin Rachinger auch ein Beispiel für die Rolle der Österreichischen Nationalbibliothek als lebendige Brücke zwischen dem reichhaltigen Erbe der Vergangenheit und den zukunftsorientierten Ansprüchen der modernen Informationsgesellschaft. Die historischen Buchbestände der Österreichischen Nationalbibliothek zählen zu den fünf wichtigsten Sammlungen weltweit – eine Volltextdigitalisierung ist daher nicht nur von nationaler Bedeutung. „Wir haben vor, die Digitalisate auch über die Europeana, die gemeinsame Europäische Digitale Bibliothek, zugänglich zu machen“, betont Rachinger die internationale Dimension des Projekts.
Österreichische Nationalbibliothek folgt prominenten Beispielen
Die Österreichische Nationalbibliothek folgt mit dieser Kooperation dem Beispiel der renommiertesten Bibliotheken weltweit: Die Bibliotheken von Universitäten wie etwa Harvard, Stanford oder Oxford arbeiten bereits seit mehreren Jahren mit Google zusammen. In Europa reiht sich die Österreichische Nationalbibliothek mit diesem Schritt zur Volltextdigitalisierung allerdings unter die Vorreiter. Google kooperiert bislang mit zehn europäischen Bibliotheken. Im deutschsprachigen Raum hat bisher nur die Bayerische Staatsbibliothek im Frühjahr 2007 einen Vertrag mit Google unterzeichnet. Die bislang einzigen Nationalbibliotheken weltweit, die am Bibliotheksprogramm von Google teilnehmen, sind jene von Rom und Florenz. „Wir befinden uns in bester Gesellschaft und freuen uns, in Europa zu den ersten zu zählen, die an diesem wichtigen Projekt beteiligt sind“, begründet Generaldirektorin Johanna Rachinger die Entscheidung zur größten österreichischen Public Private Partnership im Kulturbereich.
Google trägt Digitalisierungskosten
Ein Projekt dieser Größenordnung sieht einen entsprechenden finanziellen Rahmen vor, der für die Österreichische Nationalbibliothek allein nicht zu bewältigen wäre, zudem die Bibliothek auch andere ambitionierte Projekte wie den Bau eines zusätzlichen Tiefspeichers anstrebt, um weiterhin ihrer Sammlungs- und Archivierungsverpflichtung nachkommen zu können.
Die Kosten für die Volltextdigitalisierung eines einzigen Buches sind enorm. Fast eine halbe Million Bücher sind für das Projekt vorgesehen – dementsprechend hoch und nicht leistbar wäre der Aufwand ohne Kooperation mit einem Partner wie Google. Google übernimmt zur Gänze die Digitalisierungskosten – die nicht unerheblichen Kosten für die Vorbereitung und Bereitstellung der Bücher sowie für Speicherung und Zugänglichmachung der Digitalisate trägt die Österreichische Nationalbibliothek.
Neben dem Kostenfaktor spielt auch der Zeitfaktor eine wichtige Rolle: aufgrund des von Google entwickelten hocheffizienten Workflows kann die Digitalisierung des gesamten historischen Buchbestands der Österreichischen Nationalbibliothek in wenigen Jahren durchgeführt werden. Ein Digitalisierungsvorhaben dieser Größenordnung würde normalerweise mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen
Google Bücher
Das Ziel von Google Bücher liegt darin, das gesamte Wissen aus den Büchern der Welt online zur Verfügung zu stellen.
Der Inhalt für Google Bücher stammt aus zwei Quellen: dem Partnerprogramm und dem Bibliotheksprojekt. Partner (typischerweise Verlage) stellen Google ihre Bücher zur Digitalisierung und Online-Veröffentlichung zur Verfügung. NutzerInnen wird dann eine streng begrenzte Anzahl von Buchseiten gezeigt, die für ihre Suche relevant sind. Wenn Interesse besteht, können die NutzerInnen die Website des Verlags oder einen Online-Händler anklicken und das Buch erwerben.
Bibliotheken stellen Google ebenfalls ihre Bücher zur Digitalisierung zur Verfügung. Wenn ein Buch gemeinfrei ist, das heißt nicht mehr dem Urheberschutz unterliegt, wird es vollständig angezeigt. Ist es geschützt, erhalten die NutzerInnen nur einen grundlegenden Einblick über höchstens zwei oder drei Auszüge aus dem Buch sowie Informationen darüber, in welcher Bibliothek sich das Buch befindet oder wo es gekauft werden kann.
Optimale Nutzerfreundlichkeit und Erhaltung der Bestände
Alle StudentInnen, WissenschafterInnen und alle, die Interesse an den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek haben, können in Zukunft von jedem Ort der Welt, rund um die Uhr, Einblick in die digitalisierten Bücher nehmen. Allein für Forschung, Wissenschaft und Unterricht bedeutet das eine enorme Erleichterung. Aber nicht nur für die weltweiten InternetuserInnen hat das Projekt einen gewaltigen Nutzen. Auch die Bibliothek selbst profitiert von der Digitalisierung. „Die Volltextdigitalisierung ist ein wesentlicher Beitrag zur Schonung und zur Erhaltung unserer wertvollen Bestände“, so der Projektleiter Max Kaiser. „Die teils fragilen Werke müssen in Zukunft nicht mehr in jedem Fall im Original eingesehen werden, sondern können online abgerufen, heruntergeladen und sogar im Volltext durchsucht werden.“
Digitalisierung an der Österreichischen Nationalbibliothek
Schon vor mehreren Jahren hat die Österreichische Nationalbibliothek begonnen, ihre Bestände zu digitalisieren. Ein anhaltender Erfolg ist das Projekt ANNO (Austrian Newspapers Online) – die Digitalisierung historischer Zeitungsbestände, die von über 1.400 UserInnen täglich genutzt werden, oder das Online-Bildarchiv mit über 300.000 Bildern.
Die nun geplante Volltextdigitalisierung sämtlicher urheberrechtfreier Buchbestände ist der nächste logische Schritt von der ehemaligen Hofbibliothek des Habsburgerreiches hin zum modernen Informationsanbieter.
Statement von Bundesministerin Dr. Claudia Schmied
„Die Zusammenarbeit der Österreichischen Nationalbibliothek mit Google in der Digitalisierung des gesamten urheberrechtsfreien Buchbestands ist ein herausragendes Beispiel für eine Public Private Partnership im Kulturbereich. Durch dieses ambitionierte Projekt wird in naher Zukunft ein wesentlicher Teil von Österreichs schriftlichem Kulturerbe im Internet allgemein verfügbar und nutzbar sein. So eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für Unterricht und lebenslanges Lernen, die maßgeblich zum Ausbau der Wissensgesellschaft beitragen werden.“
Quelle: mittlerweile auch online, hat ein wenig gedauert …
- http://www.onb.ac.at/download/abo/presetext.doc [sic!!!!!!!]
nunmehr sogar geändert in: