Ein Schwerpunkt der Tätigkeit der kommenden Jahre wird der Ausbau der Digitalen Bibliothek und der damit verbundenen Serviceleistungen sein. Bereits jetzt stehen den LeserInnen rund fünf Mio. Seiten online zur Verfügung. Geplant ist, den Bestand der Digitalen Bibliothek jährlich um rund eine Mio. Seiten zu erweitern. Die ÖNB bringt sich überdies als Partnerin in mehrere EU-Projekte ein, die den Aufbau der europäischen digitalen Bibliothek Europeana bis 2011 zum Ziel haben. Mit der Leitung des Projekts „Europeana connect“, wird die ÖNB in eines der Kernprojekte eingebunden.
Im Rahmen des Digitalisierungsprogramms wird neben der Fortführung der Massendigitalisierung von Zeitungen, Zeitschriften und Gesetzesmaterialien sowie der Digitalisierung häufig gefragter Bestandsgruppen das Service Digitization-on-Demand angeboten werden. Ab Anfang 2009 werden von nahezu allen Werken digitale Reproduktionen in verschiedenen Qualitätsstufen zu Studien- oder Reproduktionszwecken erhältlich sein. Die digitalisierten Bestände sollen sowohl über die Homepage der ÖNB als auch über das Portal der Europeana zugänglich gemacht werden, mit dem Ziel, den demokratischen Zugang zu Information zu unterstützen und zu lebenslangem Lernen zu ermutigen.
Ein weiterer Schwerpunkt in den kommenden Jahren liegt im Aufbau einer Sammlung von Online-Publikationen und eines Webarchivs. Die ÖNB wird durch die Novelle zum Mediengesetz ab 1. März 2009 ermächtigt, österreichische Internet-Seiten bzw. Internet-Seiten mit Österreich-Bezug und periodische Online-Medien zu sammeln. Im Rahmen der Webarchivierung wird ein- bis zweimal jährlich ein Abbild des gesamten österreichischen Webspace archiviert werden. In diesem Zusammenhang wurde eine weitere wichtige strategische Maßnahme gesetzt: Daten, die aus der Webarchivierung hervorgehen, werden im Bundesrechenzentrum gespeichert. Anfang Jänner 2009 wird ein entsprechender Vertrag mit dem Bundesrechenzentrum unterzeichnet werden. Diese Entscheidung garantiert die langfristige Sicherung der gewonnenen Daten. Um die Zugänglichkeit für BenutzerInnen weiter zu verbessern, strebtdie ÖNB eine elektronische Gesamtsuche über alle ihre Bestände (Kataloge, Datenbanken, Digitalisate, Volltexte…) mittels Suchmaschinentechnologie bis 2011 an. Der neue Gesamtkatalog wird damit dem geänderten NutzerInnenverhalten (Stichwort: „Google-artige Suche“) Rechnung tragen.
Um den KundenInnenservice und die KundenInnenzufriedenheit auf allen Ebenen sicherzustellen wurde und wird Bau- und Sanierungsmaßnahmen weiterhin hohe Priorität eingeräumt: So wurde 2008 mit der Generalsanierung der Kartensammlung begonnen. Den LeserInnen wird damit ab Jahresende 2009 ein den modernsten Anforderungen entsprechender Lesesaal zur Verfügung stehen. Im Jahr 2009 wird in Folge des erfreulichen BesucherInnenzuwachses ein weiterer Lesesaal mit ca. 70 Leseplätzen im Bereich der Neuen Burg eingerichtet. Abgeschlossen wird 2009 auch die Generalsanierung des Augustinerlesesaals und dessen Ausstattung mit einer modernen, den Bedürfnissen der LeserInnen angepassten Infrastruktur.
Prioritäres Ziel ist nach wie vor die Errichtung eines Bücherspeichers unter dem Heldenplatz, dessen Bau im Sinne der zukünftigen Sicherung des nationalen Kulturerbes unabdingbar ist. Die nötigen Vorbereitungsarbeiten sind bereits abgeschlossen, die Finanzierung ist noch nicht gesichert. Als wegweisendes Konzept im Sinne der Kulturvermittlung versteht sich die geplante Errichtung eines Literaturmuseums der ÖNB in den Räumlichkeiten des ehemaligen Hofkammerarchivs in der Johannesgasse, Wien 1.
Im Rahmen der laufenden Provenienzforschung wurden im Jahr 2008 in der ÖNB weitere Restitutionen auf Grundlage des 2003 erstellten Restitutionsberichts abgewickelt. Konkret konnten nach erfolgter Entscheidung des Beirats für Kunstrestitution 51 Fotografien, 5 Druckschriften, 1 Autograf und 1 Plakat an die ErbInnen der Verfolgten übergeben werden. Insgesamt wurden damit bereits 32.994 der insgesamt im Provenienzbericht der
ÖNB aufgelisteten 52.403 unrechtmäßig erworbenen Einzelobjekte restituiert. Kurz vor dem Abschluss steht auch der letzte große Restitutionsfall der ÖNB, die Rückgabe von 2.122 Autografen und 37 Musikhandschriften an die ErbInnen des Komponisten Erich Wolfgang Korngold. Mit diesem Ergebnis ist die ÖNB ihrem Ziel, der Rückgabe aller erfassten
bedenklichen Erwerbungen, bereits sehr nahe.
Quelle: Kulturbericht 2008, S. 96-97.