Archivalia gibt einen schönen Hinweis auf zwei Studien von Caspar Hirschi zum Thema Librizid, die auch online zugänglich sind:
Caspar Hirschi, Kommerzielle Bücherzerstörung als ökonomische Praxis und literarisches Motiv. Ein vergleichender Blick auf das vorindustrielle und digitale Zeitalter, in: Kodex – Jahrbuch der Internationalen Buchwissenschaftlichen Gesellschaft 3 (2013), S. 1-23.
Büchervernichtung gilt gemeinhin als Akt von Barbaren und Biblioklasten, Zensoren und Inquisitoren. Wer sich an ihr beteiligt, führt Krieg gegen die Zivilisation. Diese Sicht ist arg verzerrend. Seit mehreren hundert Jahren findet die gezielte Zerstörung von Büchern weniger an den Rändern als im Zentrum der Buchkultur statt. Bücher wurden und werden hauptsächlich von jenen Akteuren vernichtet, die sie zuvor hergestellt und vertrieben haben: den Verlegern und Buchhändlern. Während jedoch vor dem industriellen Zeitalter die kommerzielle Bücherzerstörung öffentlich sichtbar und literarisch thematisierbar war, wurde sie danach erfolgreich privatisiert und tabuisiert. Unser Aufsatz beleuchtet erstmals diese konträren Kulturen der kommerziellen Büchervernichtung und untersucht dabei sowohl die Ebene der literarischen Reflexion wie jene der verlegerischen Praxis.
Caspar Hirschi, Carlos Spoerhase: Bibliophile Buchzerstörer : Über den kommerziellen „Librizid“ – heute und einst, in: Neue Zürcher Zeitung (2013), Nr. 142, S. 58.