FWF: The Cost of Knowledge: WissenschafterInnen rufen zum Boykott des Wissenschaftsverlages Elsevier auf

The Cost of Knowledge: WissenschafterInnen rufen zum Boykott des Wissenschaftsverlages Elsevier auf

Auf Initiative renommierter MathematikerInnen haben sich mittlerweile 5612 (Stand: 12.02.2012) WissenschafterInnen aller Disziplinen selbstverpflichtet, weder in Fachzeitschriften von Elsevier (dem weltweit größten Wissenschaftsverlag) zu publizieren, noch als EditorIn oder GutachterIn zu arbeiten, siehe: http://thecostofknowledge.com/

Grundlage der Initiative sind im Wesentlichen drei Vorwürfe an Elsevier:

a) Elsevier verlangt überhöhte Subskriptionspreise für seine Fachzeitschriften.

b) Um die für sie notwendigen Zeitschriften zu erhalten, müssen die Forschungsstätten Pakete von Zeitschriften beziehen, die auch solche enthalten, die nicht gebraucht werden.

c) Elsevier betreibt ein massives Lobbying, um den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen (Open Access) zu verhindern.

Die Kritik gewinnt dadurch an Gewicht, dass zwar die Forschung, die Arbeit der EditorInnen und der GutachterInnen sowie letztlich die Anschaffung der Zeitschriften im Wesentlichen aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, jedoch die Publikationen nicht für alle frei zugänglich sind.

Der FWF hält das Anliegen der Initiative grundsätzlich für berechtigt, möchte jedoch folgende Punkte ergänzen:

a) Verlage, auch die kommerziellen, leisten einen wichtigen Dienst für die Qualitätssicherung in der Forschung, der auch adäquat bezahlt werden muss. Entscheidend ist allerdings, dass einerseits eine ausreichende Diversität und damit Wettbewerb von Verlagen gesichert bleibt und andererseits wissenschaftliche Erkenntnisse als „öffentliches Gut“ für alle frei zugänglich gemacht werden.

b) Die kritisierten Verkaufspraktiken betreffen nicht nur Elsevier, sondern eine Reihe von kommerziellen Verlagen und Fachgesellschaften.

c) Kritik an den Verlagen allein wird nicht ausreichen. Daher unterstützt der FWF seit Jahren eine Umstellung des Finanzierungsmodells: vom Subskriptionssystem von Fachzeitschriften hin zu Open-Access-Zeitschriften, die u.a. durch AutorInnengebühren, Forschungs-institutionen, Fachgesellschaften oder Fördergeber finanziert werden.

d) Letztlich liegt es auch in der Hand der WissenschafterInnen, als AutorInnen, EditorInnen und GutachterInnen das Publikationsmodell zu ändern. Ideen und Vorbilder für erfolgreiche Open-Access-Modelle gibt es mittlerweile in nahezu allen Disziplinen.

Die Details der Open-Access-Policy des FWF finden sich in einem jüngst veröffentlichen Positionspapier: http://www.fwf.ac.at/en/public_relations/oai/free-research-needs-the-free-circulation-of-ideas.html

Quelle: http://www.fwf.ac.at/de/aktuelles_detail.asp?N_ID=475

via: VÖB-Mailingliste (Sandra Sparber)

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