Die erste Vizedirektorin einer wissenschaftlichen Bibliothek in Österreich, Frau w. Hofrat Dr. Edith Mannlicher, Oberstaatsbibliothekarin, ist im 101. Lebensjahr verstorben.
Edith Mannlicher wurde am 22. Juni 1908 in Krems an der Donau geboren. Ihr Vater, Egbert Mannlicher (1882-1973), gilt als einer „der ganz Großen unter den österreichischen Juristen (Ludwig Adamovich). Im Geburtsjahr 1908 war Mannlicher gerade der k.k. Bezirkshauptmannschaft Krems zugeteilt. 1918 wurde er Beamter der deutschösterreichischen Staatskanzlei, in welcher Funktion er an der Redaktion des österreichischen Bundes-Verfassungsgesetzes von 1920 (gemeinsam mit Hans Kelsen) und später dann auch an der Kodifikation der Verwaltungsverfahrensgesetze entscheidenden Anteil hatte. 1930 bereits Senatspräsident des Verwaltungsgerichtshofs (1930), betraute man ihn – nach politisch bedingter Pensionierung 1934-1938 (Mannlicher war bekanntermassen von konservativ-großdeutsch „nationaler“ Grundeinstellung; Mitglied des „Deutschen Klubs“) – 1939 mit der Wahrnehmung der Dienstgeschäfte des Präsidenten des Bundesgerichtshofs. 1941 übernahm er die Stellung des Leitenden Senatspräsidenten des Reichsverwaltungsgerichts/Außensenate Wien. 1945 wiederum pensioniert, war er später in Salzburg als Rechtsanwalt tätig.
Edith Mannlicher absolvierte ein Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien und promovierte 1933 mit einer Arbeit über „Gustav Freytag – Wilhelm Heinrich Riehl. Ein Vergleich (Diss. Wien 1933). Im selben Jahr noch begann sie eine Tätigkeit an der Bibliothek des Kriegsarchives ein, 1935 wechselte sie in die Österreichische Nationalbibliothek, 1937 in die Bibliothek des Haus-, Hof- und Staatsarchives. 1947 bis 1959 im bekannten Wiener Buch- und Kunstverlag Wolfrum tätig, wurde sie am 1959 als Fachreferentin für Kunst- und Theaterwissenschaft, Volks- und Völkerkunde an der Universitätsbibliothek Wien. Mit Beginn des Jahres 1971 wurde Edith Mannlicher zum Vizedirektor der UB Wien ernannt. Ende 1973 trat sie in den Ruhestand. Am 4. Dezember 2008 ist sie in Oberalm verstorben.
Am Montag, dem 12. Jänner 2009, 14 Uhr, findet in der Wiener Schottenkirche ein Requiem für die Verstorbene statt.
Literatur:
- Edith Stumpf-Fischer, Art. Mannlicher Edith, Bibliothekarin, in: BibliografiA. Biografische Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen (http://www.univie.ac.at/biografiA/daten/text/bio/mannlicher_e.htm).
- Ludwig Adamovich, Egbert Mannlicher 1882-1973, in: Wilhelm Brauneder (Hrsg.), Juristen in Österreich, Wien 1987, S. 296-300.
- http://de.wikipedia.org/wiki/Egbert_Mannlicher