BVÖ-Studie: Sozial-integrative Bibliotheksarbeit

Der BVÖ hat mit Unterstützung des bm:ukk 2009 eine landesweite Studie erstellt, in der ermittelt wurde, welche sozial-integrativen Angebote derzeit in Öffentlichen Bibliotheken gemacht werden.

Im Zentrum der Erhebung standen dabei Fragen nach den nicht-deutschen und mehrsprachigen Medienbeständen, nach Service- und Lernangeboten für die Zielgruppen integrativer Bibliotheksarbeit sowie dem Ausbildungsstatus der BibliothekarInnen.

Die vollständige Studie inklusive Vorschlägen zur Verbesserung der aktuellen Situation steht allen Interessierten als pdf zum Download bereit.

Studie: http://www.bvoe.at/mediafiles/98/Doku-Studie-kern_final.pdf

Hauptergebnispunkte sind:

Die Voraussetzungen, die für eine umfassende sozial-integrative Bibliotheksarbeit erforderlich sind, sind in Österreichs Öffentlichen Bibliotheken leider oft nicht gegeben. Vor dem Hintergrund dieser prekären Situation der Öffentlichen Bibliotheken und den Ergebnisse der Befragung durch den Büchereiverband Österreichs ergibt sich die Notwendigkeit eines umfassenderen Aktionsplans.
Folgende Punkte ergeben sich aus der Befragung als notwendige Maßnahmen, die von Seiten der Träger, Länder, des Bundes und des BVÖ umgesetzt werden sollten:
  • Ausbau der Fortbildungsaktivitäten
31 % der befragten Bibliotheken planen, ihre MitarbeiterInnen in Zukunft stärker im Bereich der Integrativen und Interkulturellen Bibliotheksarbeit auszubilden. Die Befragten erwarten sich vor allem themenspezifische Fortbildungsangebote sowie Ideen- und Strategieworkshops zur Unterstützung ihrer Arbeit.
  • Sonderprojektförderung
Einrichtung eines Sonderprojekttopfs für außerordentliche sozial-integrative Bibliotheksaktivitäten, besonders im Bereich Lernangebote und Veranstaltungen. Die befragten Bibliotheken geben an, dass sie mehr finanzielle Unterstützung für integrative und interkulturelle Aktivitäten benötigen.
  • Aufstellung von Organisations- und Informationsmaterial
Zielgruppenspezifische Serviceangebote wie mehrsprachige Leitsysteme und Grundinformationen zur Bibliotheksbenützung sowie mehrsprachige Websites der Bibliothek bieten nur 5,4 % der an der Erhebung beteiligten Bibliotheken an. 2,7 % gestalten Werbemittel mehrsprachig, 1 % dekoriert mehrsprachig. Gewünscht werden von den
Bibliotheken vor allem Übersetzungen von Bibliotheksmaterial. In diesem Bereich sollten zentrale Dienste und Angebote durch den Büchereiverband und Partner geschaffen werden.
  • Unterstützung beim Bestandsaufbau und Medienankauf sowie Bereitstellung von Medien- und Literaturlisten für Öffentliche Bibliotheken
218 der 373 an der Befragung beteiligten Bibliotheken geben an, Empfehlungslisten für den Medienankauf und Bestandsaufbau in ihrer Bibliothek zu benötigen. Die Empfehlungslisten sollten von Büchereiverband und Partnern zentral erstellt und mit Hilfe von ExpertInnen ausgewählt werden. Den Bibliotheken sollten sie durch Aussendungen und in Fortbildungsveranstaltungen kommentiert zugänglich gemacht werden. Zudem sollten rotierende Bestände sowie Medienpakete (z. B. mehrsprachige Bilderbuchkinos) eingerichtet werden, die über den Büchereiverband bezogen werden können.
  • Erstellung eines Webbereichs zu integrativer und interkultureller Bibliotheksarbeit

262 von 373 der befragten Bibliotheken gaben an, Informationsportale und Webforen aus dem deutschen Sprachraum zum Thema Interkulturelle und Integrative Bibliotheksarbeit nicht zu kennen. Daher wäre ein webbasiertes Informationsportal mit Links zu Initiativen und Arbeitsgruppen aus dem Bereich der integrativen Bibliotheksarbeit und Literaturempfehlungen zum Thema sowie praktischen Tipps dringend vonnöten.

  • Erstellung eines Best-practice-Pools

Einrichtung von Webspace, der Best-practice-Beispiele zum Thema in Österreichs Öffentlichen Bibliotheken sammelt und leicht auffindbar und niederschwellig für BibliothekarInnen zugänglich macht. Ein Best-practice-Pool würde stärkere Vernetzung und regeren Informationsaustausch zwischen den einzelnen Projekten und Initiativen ermöglichen, ähnlich wie sie zum Beispiel in Ländern wie Kanada, Australien, Dänemark und Großbritannien vorhanden sind.

  • Aufbau eines ExpertInnennetzwerks und Organisation von fachlichem Austausch

Die Organisation von Fortbildungsmöglichkeiten und regelmäßigem fachlichen Austausch für und von MultiplikatorInnen und ExpertInnen aus dem Bereich Integrative und Interkulturelle Bibliotheksarbeit wäre dringend vonnöten. Dieser Austausch sollte idealer Weise gemeinsam mit Bibliotheksdiensten und Büchereiservice (am Beispiel „Expertengruppe im DBV“) geschehen, um alle Aspekte der Integrativen/Interkulturellen Bibliotheksarbeit systematisch abzudecken.

  • Erarbeitung von Modulen und Curricularkonzepten für Bibliotheken

Besonders im Bereich Service- und Veranstaltungsangebot gibt es große Defizite. Hier wird sichtbar, dass es auch an systematischen Modulen, Angeboten und Konzepten zum Thema fehlt. Module und Curricularkonzepte sollten von einer Expertengruppe entworfen und Bibliotheken präsentiert werden.

  • Förderung von Vernetzung mit KooperationspartnerInnen

17,9 % der Bibliotheken kooperieren bereits mit SeniorInnenzentren sowie 16,9 % mit Volkshochschulen. Es gilt in diesem Bereich, vor allem Kooperationen mit migrantischen Vereinen sowie Gehörlosen-, Blinden- und Behindertenverbänden auszubauen. Nur 9,1 % der an der Befragung beteiligten Bibliotheken kooperieren bisher mit migrantischen Vereinen und Vereinen aus dem Interkulturellen Bildungsbereich; nur 6,2 % arbeiten mit Gehörlosen-, Blinden- und Behindertenverbänden zusammen. 5,6 % wirken mit dem Arbeitsmarktservice zusammen.

Die befragten Bibliotheken gaben an, dass Ihnen Kontakte und Wissen über mögliche Kooperationspartner aus diesem Bereich fehlen. Wichtige Kontakte zu ausgewählten ExpertInnen und Organisationen sollten daher in Zukunft im Rahmen des Expertennetzwerks zentral organisiert und weitervermittelt werden.

Quelle:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert