Band 3 der VÖB-Schriftenreihe erschienen

Harald Tersch: Schreibkalender und Schreibkultur. Zur Rezeptionsgeschichte eines frühen Massenmediums (= Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 3), Wolfgang Neugebauer Verlag GesmbH: Graz-Feldkirch 2008, 120 Seiten
ISBN 978-3-85376-283-7

Der Autor: Harald Tersch, Studium der Geschichte, Deutschen Philologie und Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Universität Wien, Stipendiat am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen und am Österreichischen Historischen Institut in Rom. Derzeit Leiter der Fachbereichsbibliothek Geschichtswissenschaften an der Universität Wien. Monographien, Editionen und Aufsätze zu den Bereichen Selbstzeugnisse, Reiseberichte, Chronistik, Personalschriften

Zum Buch: Der Schreibkalender gehört zu den frühesten multimedialen Produkten der Buchgeschichte, die Druck und Handschrift in einer äußerst offenen und flexiblen Form zusammenführten. Paratexte wie vorangestellte Widmungen, verstreute Lesestücke oder nachgestellte astrologisch-medizinische Ratschläge integrierten den Schreiballtag des Kalenderbenützers in die jeweiligen politischen, sozialen oder religiösen Ordnungen. Benützerinnen und Benützer schossen wiederum Blätter dazwischen, sie ließen Rechnungen einheften, banden das Exemplar mit anderen Druckschriften zusammen oder ließen einfach einzelne Teile beim Einbinden weg. Ebenso konnten sie den Schreibkalender nach Gebrauch wegwerfen, in Pappe geheftet als Aktenstück aufbewahren oder ihn durch die Verwendung von goldgeprägtem Leder mit Widmungen und Supralibros zu einem vorrangigen sozialen Symbol der Geschenk- und Memorialkultur machen. Die Möglichkeiten einer individuellen Erweiterung waren eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich der Schreibkalender über Randnotizen hinaus zwar nicht zum alleinigen, aber doch zum äußerst beliebten Objekt eines diaristischen Schreibbedürfnisses entwickelte. Die Versuche von „Kalendermachern“, die Anforderungen von Käufern oder Schreibern in ihre Programmatik einzubinden, interessieren in der vorliegenden Studie ebenso wie die Versuche von Benützern, den vorhandenen Rahmen der gedruckten „Tagebücher“ zu durchbrechen. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Inkunabelzeit bis zum aufgeklärten Reformkalender. Eine wichtige materielle Grundlage der Arbeit bilden neben Editionen erhaltene handschriftliche Kalendernotizen in einzelnen österreichischen Sammlungen.

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