Wien (OTS) – „Mit der ‚Startwoche Lesen‘ beginnen wir die zweite Woche eines Schuljahrs, in der das Thema Lesen in den Mittelpunkt aller Bemühungen steht. Die kommenden Wochen und Monate werden von zahlreichen Maßnahmen zur Förderung der Lesekompetenz geprägt sein: von Intensivlesekursen über so genannte Crashkurse bis hin zu Klassen-Lese-Projekten reicht dabei die breite Palette der Angebote. Unser Ziel: Jedes Kind muss gut lesen können. Das ist die Aufgabe der Schule“, stellte Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl im Rahmen eines Medientermins zum Auftakt der „Startwoche Lesen“ heute, Montag, fest.
Hintergrund für die nun gestartete große Wiener Leseoffensive waren die jüngsten PISA-Ergebnisse, die für Österreich ernüchternd waren. Besonders problematisch stellte sich dar, dass Österreich im Bereich der getesteten Lesekompetenz im letzten Viertel der untersuchten Länder liegt. Mit dem „Wiener Lesetest“ wurde noch im vergangenen Schuljahr – vom BIFIE unterstützt – den SchülerInnen und LehrerInnen erstmals eine wichtige und vor allem individuelle Orientierungshilfe gegeben. Denn im Gegensatz zu PISA wurden beim „Wiener Lesetest“ nicht nur ausgewählte SchülerInnengruppen, sondern alle Schüler und Schülerinnen der entsprechenden Schulstufen getestet. Und so erhielten auch alle SchülerInnen ihr individuelles Testergebnis. Mit anderen Worten: Auf Basis dieses Tests werden jetzt im neuen Schuljahr gezielte Maßnahmen, die von einer eigens ins Leben gerufenen „SOKO Lesen“ erarbeitet wurden, realisiert.
Als erste Maßnahme findet von 12. bis 16. September 2011 in allen Wiener Hauptschulen sowie AHSen die „Startwoche Lesen“ für die SchülerInnen der 5. Schulstufe statt. Ergänzend wird diese Lesewoche auch in zahlreichen 4. Schulstufen an Wiens Volksschulen durchgeführt. In Zahlen ausgedrückt wird die „Startwoche Lesen“ für 7000 HauptschülerInnen, 8.800 AHS-SchülerInnen durchgeführt.
Was ist die „Startwoche Lesen“?
Gemeinsam von allen LehrerInnen einer Schule geplant, steht in Form eines projektorientierten Unterrichts mit fächerübergreifenden Komponenten das Thema Lesen im Mittelpunkt. Hierfür kommen verschiedenste Materialien, Spiele und Medien zum Einsatz. Die „Startwoche Lesen“ dient – auch auf Basis der den LeherInnen bekannten Ergebnisse des „Wiener Lesetests“ – als Mittel der vertiefenden Diagnose und Beobachtung. Somit geht es in dieser Woche nicht darum, die Leseschwächen von SchülerInnen zu beseitigen (was in einem so kurzen Zeitraum auch illusorisch wäre), sondern darum, dass sich PädagogInnen ein genaueres Bild des Ist-Standes der Lesekompetenz ihrer SchülerInnen machen können. Im Anschluss an die Lesewoche wird für alle Kinder mit evidenten Leseschwächen ein Intensiv-Lesekurs angeboten. SchülerInnen mit nur rudimentären Lesekenntnissen werden nachfolgend in so genannten „Crashkursen“ unterrichtsersetzend ein spezielles Lesetraining erhalten.
Die Ziele der „Startwoche Lesen“ können somit wie folgt zusammengefasst werden:
- Die Lesemotivation aller SchulpartnerInnen soll erhöht werden. Durch die gemeinsame Planung und Vernetzung der LehrerInnen eines Jahrgangs soll das Lesen zu einem Anliegen aller werden. Auch die Eltern sollen bei den ersten Elternabenden Inputs bekommen und ins „Leseboot“ geholt werden.
- Den LehrerInnen aller Gegenstände soll sich die Möglichkeit eröffnen gemeinsam herauszufinden, wie es um die Lesefertigkeit und Lesefähigkeit ihrer „neuen“ SchülerInnen bestellt ist, damit nachfolgende Aktivitäten geplant werden.
Am Ende der „Startwoche Lesen“ findet in den Schulen eine Lesekonferenz der LehrerInnen statt, bei der die Beobachtungen, die während der Projektphase und der Arbeit mit den SchülerInnen gemacht wurden, analysiert werden. Ziel dieser Konferenz ist es, jene SchülerInnen herauszufiltern, die große Defizite im Lesen aufweisen, um ihnen individuelle, intensive und spezielle Förderung zukommen zu lassen.
Beispiele für Aktivitäten während der „Startwoche Lesen“
- Stationenbetrieb:
Lesetechnische Übungen zu Augengymnastik, Konzentration, Blickspannenerweiterung oder Übungen zum sinnerfassenden Lesen in einem Stationenbetrieb. Die SchülerInnen arbeiten in ihrem eigenen Tempo, wählen selbst aus und dokumentieren ihre Ergebnisse.
- Bewegtes Lesen:
Z.B. Zirkeltraining oder Gerätezirkel mit schriftlichen oder gezeichneten Anweisungen; oder eine Spielanleitung in Streifen schneiden, ordnen und lesen lassen, besprechen und anschließend das Spiel spielen.
- Filme mit deutschen Untertiteln:
Bewusst werden Filme in einer anderen Sprache, aber mit deutschen Untertiteln angeschaut und im Anschluss Fragen dazu beantwortet – etwa mittels eines Quiz. Hierbei orientiert man sich auch an der Erkenntnis, dass ein Grund der bei der PISA-Studie diagnostizierten hohen Lesekompetenz finnischer SchülerInnen das nahezu gänzliche Fehlen übersetzter Filme und TV-Serien ist.
- Freie Lesezeit
Jeden Tag dürfen die SchülerInnen für eine bestimmte Zeit (15 min bis eine Stunde) frei in einem selbst gewählten Lesestoff schmökern.
- Vorlesezeit
LehrerInnen, ältere SchülerInnen oder Angehörige der SchülerInnen lesen Kurzgeschichten oder Bücher vor, die dann ausgeborgt und fertig gelesen werden können.
Weitere Möglichkeiten: – Arbeit mit Kinder- und Jugendbüchern auf Basis des Projekts „Wien liest“ (www.wili.at); Buchausstellungen; Bücherflohmarkt; Bibliotheksrallye; Zeichendiktat; Bastelarbeiten nach Anleitung; Logicals; Leseausflug; Gemeinsame Jause nach Rezept zubereiten.
Brandsteidl abschließend: „Die ‚Startwoche Lesen‘ ist ein wichtiges Element der Wiener Leseoffensive. Zugleich markiert sie nur einen Anfang, da ausgehend von dieser Woche das Thema Lesen das ganze Schuljahr oberste Priorität für uns hat. Mit den nachfolgenden Intensivkursen, den Crashkursen und vielen anderen Angeboten wollen wir sicherstellen, dass Wiens SchülerInnen geübte und sichere LeserInnen werden. Lesekomptenz ist unverzichtbar, da sie auch Basis für jedes andere Lernen ist. Daher sind unsere Bemühungen zur Steigerung der Lesekompetenz Investitionen in die langfristige
Zukunft der Wiener Kinder und Jugendlichen.“