APA: 200 und 20 – Die Bibliothek des Jüdischen Museums

Von 26. November 2014 bis 7. April 2015 im Extrazimmer in der Dorotheergasse

01__DSH0034_Wien (OTS) – Anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums der Bibliothek des Jüdischen Museums – ein Museum der Wien Holding – zeigt das Museum herausragende Raritäten, die sonst aus konservatorischen Gründen nicht ausgestellt werden können. Die Bibliothek wurde am 24. November 1994 in der Seitenstettengasse 4 feierlich eröffnet. Der Bestand der Bibliothek setzte sich aus den Resten des Altbestandes der Gemeindebibliothek der Israelitischen Kultusgemeinde und den Sammlungen des Museums (Sammlung Schlaff, Sammlung Stern, Sammlung Burg, diversen Buchspenden, Neuankäufe des Museums, Legat Trude Berger) zusammen. Zahlreiche Werke hatten die Zeit des Nationalsozialismus nicht überstanden. Die ehemalige Gemeindebibliothek der Israelitischen Kultusgemeinde begann 1947 mit dem Wiederaufbau, konnte jedoch nicht an die umfangreichen Bestände vor der NS-Herrschaft anknüpfen. 1992 wurden alle Bestände der Kultusgemeinde inklusive deren Neuankäufe aus den 60er- und 70er-Jahren als Dauerleihgabe an das Museum überantwortet. Ab Jänner 1994 wurde der komplette Bestand neu gesichtet, sortiert und geordnet. Die Bibliothek des Jüdischen Museums nahm bei der elektronischen Katalogisierung der Bestände eine Vorreiterrolle ein. Ab 2003 wurde der Buchbestand auf bedenkliche Provenienz durchforstet und eine eigene Datenbank dafür angelegt. Heute umfasst die Bibliothek etwas mehr als 45.000 Bücher und Zeitschriften und ist damit die größte Fachbibliothek zum Thema Judentum in Österreich.

Herausragende bibliophile Raritäten

Die Schau im Extrazimmer des Museums in der Dorotheergasse gibt Einblicke in den bedeutenden Buchbestand der Bibliothek des Jüdischen Museums Wien, deren Raritäten-Sammlung mehr als 200 Bücher enthält. Neben einer Reihe von wertvollen Erstdrucken, wie das für die Kabbalah wichtige „Sefer yetsirah“ (Mantua 1562) werden auch prachtvoll illustrierte Ausgaben aus der Sammlung präsentiert. Ein herausragendes Beispiel der Rara-Sammlung des Museums ist auch die erste „Rabbinerbibel“ aus der venezianischen Druckerpresse Daniel Bombergs (gest. 1549 o. 1553).

Zur Entstehung der Bibliothek

Der hebräische Buchdruck war in Wien erst relativ spät zugelassen und durch ein 1789 erlassenes Hofdekret von Joseph II. auch nur christlichen Buchdruckern gestattet. Jüdischen Buchdruckern blieb diese Tätigkeit trotz des Toleranzpatents von 1782 nach wie vor verwehrt. Die Anfänge des hebräischen Buchdrucks waren in Wien vor allem von zwei Druckern geprägt: Josef Lorenz Edler von Kurzböck und Joseph Hraschanzky. Nach dem Tod Kurzböcks 1792 übernahm Anton Edler von Schmid (1765 – 1855) dessen Tätigkeiten. Er hatte bei Kurzböck gelernt und außerdem die hebräischen Lettern von Kurzböcks Witwe gekauft, die von besonderer Schönheit waren. Schmid wurde innerhalb weniger Jahre zum Inbegriff des hebräischen Buchdrucks in Mitteleuropa und bemühte sich auch um den Druck weiterer Bücher in anderen Sprachen, vor allem arabischer, persischer und syrischer Werke. Vor 200 Jahren beschloss Anton Schmid schließlich als Zeichen des „innigsten Dankes und der größten Hochachtung für die ganze israelitische Nation“ der jüdischen Gemeinde 133 Bände von bei ihm gedruckten hebräischen Büchern zu überreichen. Mit seiner Schenkung nahm 1814 die Geschichte einer der ältesten jüdischen Gemeindebibliotheken ihren Lauf.

Die prachtvoll in Leder gebundenen und mit Goldschnitt versehenen Bücher bildeten später die Basis für die Schulbibliothek der Religionsschule der jüdischen Gemeinde. Diese wurde zur besseren Bildung der jüdischen Jugend und damit zur Umsetzung einer der zentralen Forderungen des Toleranzpatents Anfang des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Die Schulbibliothek wurde über die Jahre systematisch erweitert und schließlich eine eigenständige, von der Schule unabhängige Gemeindebibliothek. Diese war lange Zeit ein Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit und existierte bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten 1938 an wechselnden Standorten.

Kurator: Domagoj Akrap

Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Katalog (ISBN 978-3-901398-77-3) und ist zum Preis von 18 Euro im Bookshop Singer im Museum und im Buchhandel erhältlich.

Öffnungszeiten und Tickets

Die Öffnungszeiten in der Dorotheergasse sind Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr. Am Standort Judenplatz sind die Öffnungszeiten Sonntag bis Donnerstag 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 14 Uhr. Für beide Museen gibt es ein gemeinsames Ticket (gültig vier Tage ab Ausstellungsdatum) zum Preis von Euro 10, ermäßigt 8 Euro, Gruppen 7 Euro, Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr frei, StudentInnen (bis 27 Jahre), Zivil- und Präsenzdiener 5 Euro, Schulklassen haben nach wie vor freien Eintritt, für die Schülerführung ist ein Kostenbeitrag von 20 Euro zu leisten. Kosten Audioguide Museum Judenplatz 2 Euro, Multimedia-Guide Museum Dorotheergasse 4 Euro. Weitere Informationen und Ermäßigungen unter www.jmw.at oder unter info@jmw.at.

Folder: http://stalzerundpartner.com/images/stories/Jdisches_Museum/arik_brauer/Folder_Bibliothek_low.pdf

Dazu auch:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert