Der Brauch, am Höhepunkt des Faschings noch einmal Krapfen zu essen, bevor die 40-tägige Fastenzeit beginnt, lässt sich schon für den barocken Kaiserhof nachweisen. So berichtete das „Wienerische Diarium“ während der Regierungszeit Karls VI. (1711–1740) regelmäßig über das jährlich auf der „Bellaria“ (damals eine freie Fläche hinter der Burgbastei) stattfindende „Krapfenschießen“. Wie viele höfische Bräuche wurde auch dieser vom Bürgertum übernommen und wird noch heute in manchen Sportschützenvereinen gepflegt.
Die Geschichte des Krapfens
Doch die Geschichte des Krapfens reicht noch viel weiter zurück, nämlich bis in die römische Antike. Rundes Gebäck (sogenannte Globoli) wurde in Fett gebacken und mit Mohn und Honig bestrichen. Als Festgebäck wurde es zu den Bacchanalien gegessen, einem ausgelassenen Frühlingsfest zu Ehren des römischen Weingottes, bei dem sich die Feiernden verkleideten und Alkohol in Strömen floss – Assoziationen mit allzu ausschweifendem Faschingstreiben drängen sich auf.
Mittelalterliche Kochbücher kannten sowohl süße als auch pikante Krapfen, doch wurden sie damals nicht aus Germteig gebacken. Formen, Teig und Füllungen variierten. Pikante Krapfen konnten durchaus Käse, Gemüse, Fisch oder Fleisch enthalten, süße Krapfen wurden mit Honig, Nüssen, Äpfeln oder anderen Früchten zubereitet. Schon im Spätmittelalter lassen sich „Schmalzkochereien“ in Wien nachweisen, in denen Krapfen gebacken wurden. Verkauft wurde die Mehlspeise von sogenannten „Krapfenweibern“. Eine dieser Krapfenhändlerinnen soll Cäcilia Krapf geheißen und um 1690 runde Gebäckstücke, die sogenannten „Cillykugeln“, erfunden haben. Die Volksetymologie leitete aus ihrem Namen fälschlicherweise das Wort Krapfen ab. Tatsächlich kommt die Bezeichnung aus dem althochdeutschen „krapho“ bzw. dem mittelhochdeutschen „krapfe“, was so viel wie „Haken“ heißt, was auf eine ursprünglich kipferlähnliche Form hinweist. […]