Zeitungsumfragen sind beinahe so alt wie das Medium selbst, und sie erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit. Studiert man alte Nummern, so finden sich zahllose Beispiele solcher redaktionellen Rundsprüche. Bisweilen staunt man nicht schlecht darüber, wie hoch die Bereitschaft auch von prominentester Seite war, auf Fragen wie „Woran arbeiten Sie gerade?“ zu reagieren. Am 22. Mai 1909 startete Ottokar Tann-Bergler, Redakteur des „Neuen Wiener Journals“, offenbar sehr kurzfristig eine Umfrage anlässlich des vierzigsten Bühnenjubiläums von Schauspieler Alexander Girardi, der am 1. Juni 1869 erstmals auf den Brettern stand, die bekanntlich die Welt bedeuten. Hierfür ließ die Zeitung einen Umfragetext drucken und an Persönlichkeiten schicken, „deren Urteile und Mitteilungen über den grossen Künstler von Wichtigkeit sind“. Die Zahl der dazu Berufenen sei recht klein, wie es weiter heißt, und man versicherte den derart Angesprochenen, „unbedingt zu Ihnen [!]“ zu gehören. Die Antworten mögen bitte tunlichst bis zum 28. Mai 1909 vorliegen, denn man plane eine Pfingstfestnummer zu Ehren des Jubilars. Wie sehr dies alles mit der heißen Nadel gestrickt war, lässt sich auch daran erkennen, dass der Pfingstsonntag, der 30. Mai, unmittelbar vor der Tür stand. …
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