Im aktuellen „Leistungsbericht & Wissensbilanz 2017″ der Universität Wien ist das Bibliothekswesen auf S. 132-135 zu finden:
8. Bibliothekswesen
Neben der kontinuierlichen Entwicklung und Weiterentwicklung von Angeboten und Services ragen im Arbeitsjahr der Universitätsbibliothek 2017 zwei markante Ereignisse heraus: Sowohl das Bibliothekssystem als auch das bibliographische Datenformat wurden gewechselt.
Implementierung neues Bibliothekssystem und neues Datenformat
In einem österreichweit koordinierten Projekt wechselte die Universitätsbibliothek Wien ebenso wie weitere große Bibliotheken das Bibliothekssystem, das die Grundlage für das Kerngeschäft jeder Bibliothek ist. Neben der klassischen Verwaltung von Printressourcen unterstützt das neue System insbesondere die Handhabung von elektronischen Ressourcen und trägt damit den Entwicklungen der Zeit Rechnung.
Im Kontext des Bibliothekssystemwechsels wurde auch die Datenstruktur, auf der das für
die Bestandserschließung verwendete bibliographische Kategorienschema aufsetzt, getauscht.Konkret wurde das im deutschen Sprachraum verbreitete MAB2 (Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken) durch das im angelsächsischen Raum übliche Format MARC21 (Machine Readable Cataloging) ersetzt, das eine international noch breiter vernetzte Übernahme von bibliographischen Daten erleichtert.
Ethnographische Datenarchivierung
An der Fachbereichsbibliothek Kultur- und Sozialanthropologie (KSA) wurde in Kooperation mit dem Institut für KSA ein Projekt mit dem langfristigen Ziel ins Leben gerufen, die historischen, rezenten und zukünftigen ethnographischen Datenbestände des Instituts in ein digitales Repositorium mit internationaler Sichtbarkeit und Zugänglichkeit einzubringen. Das 2017 mit einer Laufzeit von zwei Jahren ins Leben gerufene Projekt soll die Archivierungsbedürfnisse, Datenarten und -mengen erheben und den erforderlichen Arbeits- und Mittelaufwand für eine langfristige und nachhaltige Archivierungsstrategie
kalkulieren, rechtliche und ethische Fragen klären sowie anhand ausgewählter
Daten die Digitalisierung beispielhaft technisch umsetzen. Die Ergebnisse dienen als mögliche Ausgangsbasis für ein umfassendes Forschungsdatenmanagement in der Kultur- und Sozialanthropologie und anderen sozial- und kulturwissenschaftlichen Fächern.
Übersiedlung der Fachbereichsbibliothek Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Die ursprünglich für 2014 vorgesehene Übersiedlung der Fachbereichsbibliothek Theater-, Film- und Medienwissenschaft in die Rotunde des UZA 2 konnte nach Fertigstellung der Bauarbeiten 2016 im Sommersemester 2017 erfolgreich realisiert werden. Der für 106 Personen ausgelegte Lesesaal, der Einbau einer für 2.350 Laufmeter Platz bietenden Kompaktregalanlage und die Konzeption des Magazins als Freihandmagazin, ein Sichtplatz für audiovisuelle Materialien aus der Videothek und die räumliche Integration des Institutsarchivs zählen zu den zukunftsorientierten Eckdaten des neuen Bibliotheksstandorts.
Baumaßnahmen Hauptbibliothek
Im Rahmen des Konjunkturpakets zur Implementierung brandschutztechnischer Maßnahmen im Universitätshauptgebäude wurde im Sommer 2017 der Deckenglasspiegel des Großen Lesesaals der Hauptbibliothek generalsaniert und mit Sicherheitsglas ausgestattet. Der Umbau der an den Magazin- und Back-Office-Bereich angrenzenden Stiege 11 erforderte phasenweise die Adaption von Arbeitsabläufen, um die Auswirkungen hinter den Kulissen stattfindender räumlicher Einschränkungen für die NutzerInnen der Bibliothek so gering wie möglich zu halten.
RFID (Radio Frequency Identification) an der Fachbereichsbibliothek Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein
Zu Jahresbeginn konnte die Fachbereichsbibliothek Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein als dritte Fachbereichsbibliothek der UB mit RFID-Technologie ausgestattet werden, die neben der effektiven Buchsicherung durch dieses Transpondersystem auch dem physischen Entlehnvorgang sowie allfälligen Bestandsrevisionen dient.
Bestandskonsolidierung Schulbuchsammlung
Im Februar 2017 wurde die Schulbuchsammlung der Fachbereichsbibliothek Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft in die Teinfaltstraße 8 übersiedelt und mit dem dort bereits vorhandenen Schulbuchbestand, der auch die 2016 von der UB Wien übernommene Schulbuchsammlung des Bundesministeriums für Bildung umfasst, zusammengeführt.
Maßnahmen zur Steigerung der Informationskompetenz
Im Bereich der Teaching Library erstellte die UB Wien auf der universitären Lernplattform Moodle einen allen Personen mit u:account zugänglichen Recherche- und Informationskompetenz- Basiskurs. Flankierend wurden die wichtigen Einsichten in den Prozesscharakter der Informationsrecherche vermittelt und gleichzeitig auf die Rolle der Universitätsbibliothek als Informationskompetenzzentrum der Universität Wien und ihr Schulungsangebot hingewiesen.
e-Infrastructures Austria Plus
Als Follow-up zum von der Universitätsbibliothek Wien geleiteten Projekt e-Infrastructures Austria hat das Ministerium aus den Hochschulraum-Strukturmitteln ein Nachfolgeprojekt bewilligt, das von 2017-2019 eine Infrastruktur für eScience in Österreich aufbauen wird. Neun Universitäten und Forschungseinrichtungen arbeiten unter Leitung der Universität Innsbruck an Research-Data-Management-Policies, Datenmanagementplänen, dem Aufbau von institutionellen Repositorien für Forschungsdaten, Standards für Metadaten nach den FAIR-Principles sowie dem Aufbau von DOI-Infrastruktur und werden erste Schritte zur Implementierung von Electronic Lab Notebooks setzen. Die Universitätsbibliothek Wien stellt den Vorsitzenden der Generalversammlung der Projektpartner, nimmt am Lenkungsausschuss des Projekts teil und leitet drei der insgesamt sieben Arbeitspakete.
Austrian Open Science Support Group (AOSSG)
2017 wurde an der Universitätsbibliothek Wien die Austrian Open Science Support Group
(AOSSG) in Zusammenarbeit mit VertreterInnen aus den Ministerien BMBWF und BMVIT und den Förderorganisationen FFG und FWF gebildet. AOSSG unterstützt bei der Erstellung von regelmäßigen Statusreports und Länderberichten für die Europäische Kommission, ERA-ERAC und
ERC in Bezug auf nationale Entwicklungen von Forschungsinfrastrukturen, Open Science- und Open Innovation-Strategien und bei der Implementierung der European Open Science Cloud (EOSC). AOSSG erarbeitet in diesem Kontext Updates zur Entwicklung von institutionellen Forschungsdatenmanagement-Policies, Forschungs- und Archivierungsinfrastrukturen sowie Services zum Datenmanagement. 2017 konnte bereits ein kontinuierlicher fachlicher Austausch mit der Italian Open Science Support Group (IOSSG) und internationalen Initiativen wie der Research Data Alliance und der e-Infrastructures Reflection Group sowie eine Vernetzung mit österreichischen Stakeholdern etabliert werden. Darüber hinaus wurden zukünftige Aktivitäten konzipiert, die spätestens ab dem Folgejahr wirksam werden sollen, etwa internationale Fachkonferenzen wie die für Herbst 2018 im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft geplante Konferenz „The European Open Science Cloud: Austria takes initiative“.
HRSM-Projekt „Austrian Transition to Open Access (AT2OA)“
2017 startete das aus den Hochschulraum-Strukturmitteln finanzierte Projekt „Austrian Transition to Open Access (AT2OA)“, an dem unter der Leitung der Universitätsbibliothek Wien alle österreichischen Universitäten mit dem Ziel teilnehmen, die Transformation von Closed zu Open Access bei wissenschaftlichen Publikationen mitzutragen und unterstützende Maßnahmen zu setzen. Im Rahmen des Projekts sollen durch Neugestaltung der Lizenzverträge mit den Anbietern und durch gezielte Publikationsunterstützung der Forschenden eine Steigerung des österreichischen Open Access-Publikationsoutputs generiert und neue Wege für das Open Access-Publizieren eröffnet werden.
Open Access Publishing
Im Sinn des Grundgedankens des Projekts AT2OA konnte die Universitätsbibliothek Wien
im Jahr 2017 mit den Verlagen Emerald, Taylor & Francis, IOP Publishing, Royal Society of Chemistry sowie dem Sponsoring Consortium for OA Publishing in Particle Physics (SCOAP3) bilaterale Abkommen schließen, die es den Angehörigen der Universität Wien ermöglichen, in diesen renommierten Wissenschaftsverlagen Open Access zu publizieren.
Research Data Alliance Austria (RDA-AT)
Im Dezember 2017 wurde in einer konstituierenden Sitzung an der Universitätsbibliothek Wien die Research Data Alliance Austria gegründet. Dieser offizielle RDA Austria Node repräsentiert die österreichische Forschungsdatenmanagement-Community innerhalb der neuen administrativen RDA-Strukturen und ist bereits von RDA Europe anerkannt. Gründungs- und Vorstandsmitglieder kommen aus der Universitätsbibliothek Wien, der Technischen Universität Wien und der Rechtsberatungsfirma IVOCAT. Geplante Aktivitäten sind unter anderem der Aufbau von Strukturen und die Koordination von Arbeitsgruppen in Bezug auf Forschungsdatenmanagement, die Zusammenarbeit mit RDA in anderen Ländern und ein Akkreditierungsprozess mit RDA Europe.
Elektronische Ressourcen
In Zusammenarbeit mit dem Zentralen Informatikdienst (ZID) wurde ein Schema zur Verwaltung von Accounts von Personen mit unterschiedlichen Zugehörigkeiten zur Universität Wien entwickelt. So konnte auch im Bibliotheksbereich der technisch und rechtlich notwendige, vollständige Umstieg auf das Authentifizierungsservice u:access umgesetzt werden.
Schwerpunkte beim Ausbau des Angebots an E-Ressourcen waren der sukzessive Umstieg
von DRM (Digital Rights Management)-behafteten, also nutzungsbeschränkten, auf DRM-freie E-Book-Modelle (wo möglich), die Erwerbung umfangreicher deutschsprachiger E-Journalund E-Book-Pakete, vor allem aus dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften, und die neu geschaffene Möglichkeit, auf zehntausende Filme für Lehre und Forschung (u. a. Alexander Street Press) zuzugreifen.
NS-Provenienzforschung
In Weiterführung der 2004 gestarteten Arbeit zur NS-Provenienzforschung hat die Universität Wien im April 2017 als erste Universität Österreichs einen Vertrag mit dem Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus über sogenanntes „erbloses“ Raubgut unterzeichnet. Damit übergibt die Universität Wien jene Bücher und Objekte, bei denen keine Rechtsnachfolger gefunden werden konnten, dem Nationalfonds, um diese in der Folge wieder anzukaufen. Der Erlös kommt in solchen Fällen NS-Opfern zugute. Diese Vorgehensweise wurde 2017 erstmals in den Fällen der Bibliothek der All Peoples Association (APA) und der Objekte aus der Ägyptologischen Sammlung an Gipsabdrücken umgesetzt. Anfang Mai fand in diesem Zusammenhang eine vom Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung der UB veranstaltete internationale Tagung „Treuhänderische Übernahme und Verwahrung“ statt.
Im Herbst erschien der Band „Guido Adlers Erbe. Restitution und Erinnerung an der Universität Wien“, der auf ein 2013 aus Anlass der Restitution von Büchern und Nachlassmaterial des Musikwissenschafters veranstaltetes Symposium zurückgeht.
Mit „Sobibór – Erinnerung verjährt nicht“ gastierte im Frühjahr 2017 eine Wanderausstellung über dieses Vernichtungslager an der Universitätsbibliothek.
Archiv
Anlässlich des 10. Todestages von Kurt Schubert, dem Gründer des Instituts für Judaistik
an der Universität Wien, wurde das „Kurt und Ursula Schubert Archiv“ ins Universitätsarchiv übernommen.
Die Website zur Geschichte der Universität Wien wurde laufend mit neuen Beiträgen ergänzt; insbesondere die Inkorporierung der Texte und Bilder der Wanderausstellung „Innovation durch Grundlagenforschung“ hat das Angebot deutlich erweitert. Die Liste der Rektoren wurde für den gesamten Zeitraum von 1365 bis zur Gegenwart vervollständigt.
In der Reihe „Schriften des Archivs der Universität Wien“ hat das Archiv 2017 drei neue Bände herausgebracht.
Ausstellungen und Veranstaltungen 2017
2017 fanden zahlreiche Tagungen und Ausstellungen veranstaltet von bzw. unter Beteiligung der Universitätsbibliothek statt. Für Studierende veranstaltete die UB die 12. und 13. Nachtschicht@UB und war bei den Messen uni orientiert, unileben und dem MasterDay vertreten. Mit akademischen Qualifikationsarbeiten und deren Administration befasste sich die Tagung „Wissenschaftliche Abschlussarbeiten“, die gemeinsam vom Büro des Studienpräses und der Universitätsbibliothek veranstaltet wurde.
Siehe Leistungsbericht & Wissensbilanz 2017 (PDF)
https://www.univie.ac.at/ueber-uns/auf-einen-blick/zahlen-daten-broschueren/