UB Graz in der WISSENSBILANZ 2012 der Universität Graz

Wissensbilanz 2012, S. 88ff.:

Bibliothek

Einbindung der Universitätsbibliothek in den Universitätsbetrieb

Im ersten Halbjahr 2012 lag das Hauptaugenmerk der Anstrengungen seitens der Universitätsbibliothek auf der Erarbeitung der strategischen Projekte „Lokales Repositorium und Open Access“, „Retrokatalogisierung und Provenienzkontrolle“ und „Reorganisation der Universitätsbibliothek“. Nach der Bewilligung der Projekte durch das Rektorat der Universität Graz wurde mit ihrer Umsetzung im zweiten Halbjahr begonnen.

Das Projekt „Lokales Repositorium und Open Access“ umfasst dabei den Aufbau einer Plattform für digitale Objekte verschiedenster Art und in weiterer Folge ihre kostenlose Bereitstellung via Internet. Sofern es das Urheberrecht zulässt, ist geplant, den gesamten wissenschaftlichen Output der Universität, also sämtliche in internationalen Journalen veröffentlichte Beiträge der WissenschafterInnen und alle Hochschulschriften, auf diesem Portal zugänglich zu machen. Weiters sollen alle an den Instituten veröffentlichten Zeitschriften, aber auch die digitalisierten Handschriften und Inkunabeln der Universitätsbibliothek auf diesem Wege weltweit angeboten werden. Ebenso ist die Errichtung einer elektronischen Lehrbuchsammlung und von elektronischen Semesterapparaten angedacht. Wie die Erfahrung an anderen Universitäten zeigt, erfordern der Aufbau und die erfolgreiche Führung einer Plattform dieser Art eine sorgfältige Auswahl der Hard- und Software, eine entsprechende technische Betreuung, die kompetente Aufbereitung der notwendigen Metadaten und vor allem viel Überzeugungsarbeit bei den WissenschafterInnen, die ihre Publikationen dafür bereitstellen müssen.

Das Projekt „Retrokatalogisierung und Provenienzkontrolle“ verfolgt das Ziel, den an der Universität vorhandenen Gesamtbestand an Büchern in den Online-Katalog Primo zu integrieren. Dabei soll der noch nicht erfasste Bestand der Hauptbibliothek durch eine Fremdfirma katalogisiert werden, während die Lücken an den Instituts- und Fachbibliotheken durch ehemalige MitarbeiterInnen der Bibliothek eingearbeitet werden sollen. Die oberste Priorität kommt dabei den Beständen der Geisteswissenschaftlichen Fakultät zu, die vorrangig erschlossen werden sollen. Da im Zuge der Rückerfassung ein Großteil der Bestände zu autopsieren sein wird, soll parallel dazu das derzeit laufende Provenienzforschungsprojekt auf die dezentralen Bestände ausgedehnt und unrechtmäßig in den Besitz der Bibliothek gelangte Bücher sollen erfasst und in weiterer Folge restituiert werden.

Als das umfassendste Projekt kann die Restrukturierung der Universitätsbibliothek angesehen werden, das zahlreiche Einzelmaßnahmen zur Steigerung der Effizienz einerseits und zur Verbesserung der Informationsversorgung andererseits vorsieht. Bereits umgesetzt werden konnte das Vorhaben der Anschaffung eines Kassenautomaten, der es ermöglicht, den gesamten Zahlungsverkehr durch BenutzerInnen (Mahngebühren, Fernleihegebühren, Führungsentgelte etc.) ohne Handkassen abzuwickeln. Damit wurde nicht nur einer Kritik der internen Revision entsprochen, sondern auch die KollegInnen an der Ortsausleihe wurden entlastet. Ebenso in Angriff genommen wurde die Überarbeitung der Benutzungsordnung der Bibliothek, die im ersten Quartal 2013 den universitären Gremien zur Beschlussfassung vorgelegt wird.

Eine Maßnahme, die die Bearbeitungszeit bei der Medienerfassung verkürzen soll, ist der
Ausdruck der Signaturenschilder aus dem Bibliothekssystem Aleph, wodurch die aufwendige Herstellung und nachträgliche Aufbringung dieser Etiketten in Zukunft unterbleiben kann. Diese Vorgangsweise wird zunächst an der Fakultätsbibliothek Theologie getestet und soll in weiterer Folge in allen Bereichen der Buch- und Medienbearbeitung an der Universitätsbibliothek übernommen werden. Ein weiterer Schritt zur Reduktion des Verwaltungsaufwands und zur Beschleunigung der Bearbeitung ist in der, 2012 zunächst an der ReSoWi-Bibliothek probeweise mit einem Lieferanten eingeführten, elektronischen Rechnungslegung zu sehen. Obwohl der Arbeitsablauf noch nicht als optimiert angesehen werden kann, werden 2013 weitere LieferantInnen eingebunden und der Geltungsbereich wird auf die Fakultätsbibliothek Theologie ausgedehnt.

Die wichtigste Reorganisationsmaßnahme, die Einführung der funktionalen Einschichtigkeit an der Universitätsbibliothek Graz, wurde durch den entsprechenden Beschluss des Rektorats kurz vor Jahresende in Gang gesetzt. Damit werden in Zukunft sämtliche für die Literaturbeschaffung vorgesehenen Budgetmittel nicht mehr auf dem Umweg über die Fakultäten und Institute den Bibliotheken zur Verfügung gestellt, sondern zur Gänze direkt der Bibliotheksleitung zugeteilt. Damit soll verhindert werden, dass während des laufenden Budgetjahres Mittel umgeschichtet bzw. nicht verbrauchte Budgetreste am Ende des Jahres nicht der ursprünglichen Widmung entsprechend verwendet werden. Die Umsetzung erfolgt 2013 zunächst an der Theologischen Fakultät, 2014 folgen die Rechtswissenschaftliche sowie die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche und 2015 die Natur- und Geisteswissenschaftliche Fakultät wie auch die Fakultät für Umwelt- Regional- und Bildungswissenschaften. Hand in Hand mit der Einführung eines einschichtigen Bibliothekssystems erfolgte die Planung zur Schaffung größerer bibliothekarischer Einheiten. Die Fachbibliotheken für Mathematik, Anglistik/Amerikanistik und Geographie im Gebäude Heinrichstraße 36 wurden organisatorisch zu einem Fachbibliothekszentrum zusammengeführt und es wurden erste Überlegungen zur Schaffung einer Fachbibliothek Altertumswissenschaften aus den bestehenden Institutsbibliotheken für Archäologie, Alte Geschichte und Altertumskunde, Klassische Philologie und dem Zentrum Antike angestellt.

In Fortführung der Übersiedlungsaktion des Jahres 2011 wurden im Sommer 2012 unter großer Beteiligung der KollegInnenschaft rund sechs Km Bücher aus der Hauptbibliothek, dem Fachbibliothekszentrum Wall und den Fachbibliotheken für Germanistik und für Mathematik in das Depot in der Weinzöttlstraße transportiert. Damit konnte die Auslagerung sämtlicher Zeitschriftenbestände bis zum Erscheinungsjahr 2000 aus der Hauptbibliothek abgeschlossen werden.

Kooperation der Universitätsbibliothek mit der Verbundzentrale

Seit Anfang 1999 wird verbundweit das integrierte Bibliothekssystem Aleph 500 eingesetzt, an dem die UB Graz als volle Verbundteilnehmerin über ein externes ALEPH-Lokalsystem auf eigenem Server teilnimmt. Die UB Graz nützt eine Reihe von Serviceeinrichtungen der OBVSG. Im Bereich von Aleph sind das für die Katalogisierung insbesondere die Norm- und Fremddaten sowie externe Datenquellen über z39.50. Zum Übertragen der fälligen Rechnungen von Aleph nach SAP verwendet die UB Graz die von der OBVSG entwickelte Schnittstelle.

Die UB Graz hat im Juni 2010 als discovery and delivery Software das Softwareprodukt Primo von der Firma ExLibris erworben, das nun unter dem Namen unikat für die UB Graz implementiert und im Februar 2011 in Betrieb genommen wurde. Der Betrieb erfolgt zentral an der Verbundzentrale, die lokalen Anpassungen werden von der UB Graz durchgeführt. Unikat ermöglicht es den BenutzerInnen, alle an der UB Graz vorhandenen Ressourcen wie Printmedien, elektronische Zeitschriften, e-Books, Hochschulschriften, Inhaltsverzeichnisse usw. auf einmal zu durchsuchen. Nach dem Prinzip des One-stop-shop werden nun die Daten der diversen Einzelsysteme im Hintergrund aufbereitet, sodass sie unter einheitlicher Oberfläche und mit modernster Suchmaschinentechnologie recherchiert und dargestellt werden können. Neben dem Auffinden (discovery) wird nun seit Oktober 2012 auch der Zugang (delivery) zur benötigten Information über unikat, und somit eine Oberfläche, gewährleistet (Entlehn-Informationen, Bestellung, Vormerkung, Download etc.).

Weiters beteiligt sich die UB Graz an eDOC, einem Service der OBVSG zur Anreicherung des Verbundkataloges mit elektronischen Dokumenten. Im Jahr 2012 wurden von der UB Graz 1412 Scans an eDOC geliefert.

Im Jahr 2012 wurden 1854 Diplom- bzw. Masterarbeiten und Dissertationen in elektronischer Form an die Universitätsbibliothek weitergeleitet und im Online-Katalog nachgewiesen. Für 1158 Dissertationen und Diplomarbeiten liegt eine Publikationsgenehmigung vor, sodass vom Katalogeintrag online auf den Volltext zugegriffen werden kann; 500 AbsolventInnen entschieden sich für ein Verbot der elektronischen Veröffentlichung und 196 ließen auch ihre gedruckte Arbeit sperren.

Die UB Graz erwarb 2012 E-Book Pakete der Firma Springer und vom Verlag Beltz; dafür wurden 1.930 bibliographische Datensätze in Aleph eingespielt. Für die Verwaltung dieser E-Books nutzt die UB Graz das Service der OBVSG.

Patron driven acquisition

Mit der Firma Missing Link wurde das Projekt „patron driven acquisition“ durchgeführt, bei dem der Kauf von E-Books über die Verwendung durch BenutzerInnen gesteuert wird. Dafür wurden im Jahr 2012 von MitarbeiterInnen der UB Graz 15.129 bibliographische Datensätze in Aleph geladen, die im Vorfeld nach Dubletten geprüft, bereinigt und mit fehlenden Kategorien angereichert werden mussten; von diesen wurden 936 gekauft, im Falle eines Nicht-Kaufes werden die Daten nach einer gewissen Zeit wieder gelöscht.

Ein ähnliches Projekt wurde mit der Firma Elsevier begonnen; dafür wurden 2012 insgesamt 7610 Datensätze eingespielt.

Ausbildung für den Archiv-, Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationsdienst

Qualifizierte und höher qualifizierte Tätigkeitsbereiche Der interuniversitäre Universitätslehrgang „Library and Information Studies MSc“ gliedert sich in einen Grund- und einen Aufbaulehrgang inklusive Masterarbeit. Der Grundlehrgang stellt gemäß Curriculum die einheitliche Ausbildung für das Bibliothekspersonal aller Universitäten für den qualifizierten und höher qualifizierten Tätigkeitsbereich gemäß §101 (3) UG dar. Darüber hinaus ist diese einheitliche Ausbildung durch eine Verordnung geregelt (BGBl.II 186/2005). Im Wintersemester 2012/13 startete am Standort Graz ein Grundlehrgang mit 25 Studierenden.

Im Jahr 2012 schlossen 6 Studierende den Aufbaulehrgang ab.

Kooperation der Universitätslehrgänge

Für die Entwicklung und Kooperation der Universitätslehrgänge wurde 2002 die österreichische Arbeitsgruppe der Ausbildungsverantwortlichen errichtet – seit 2008 „Arbeitsgemeinschaft der Ausbildungsverantwortlichen“. Die Arbeitsgemeinschaft hat 2008 und 2009 die Änderung des Curriculums erarbeitet. Am 26.08.2009 wurde die Änderung im Mitteilungsblatt der Universität Graz veröffentlicht. Aktuell ist eine erneute Änderung des Curriculums in Ausarbeitung.

Tätigkeitsbereiche mittlerer Qualifikation: Lehrlingsausbildung

Am 29.06.2012 legten zwei männliche Lehrlinge in Wien die Lehrabschlussprüfung im Lehrberuf „Archiv-, Bibliotheks- und Informationsassistent/-assistentin“ mit ausgezeichnetem bzw. gutem Erfolg ab. Im September 2012 starteten drei weibliche Lehrlinge ihre Ausbildung zur Archiv-, Bibliotheks- und Informationsassistentin. Außerdem absolviert ein weiblicher Lehrling eine Ausbildung im Rahmen einer überbetrieblichen Lehre. Ein männlicher Lehrling absolviert an der UB Graz für die Dauer von zwei Jahren eine maßgeschneiderte Ausbildung.

Fachspezifische Fortbildung

Die Universitätsbibliothek bietet fachspezifische Fortbildungen bei Bedarf direkt vor Ort an, sodass eine möglichst große Anzahl an MitarbeiterInnen gleichzeitig erreicht werden kann. Zu den Vortragenden zählen MitarbeiterInnen der eigenen Institution und externe TrainerInnen. Die angebotenen Inhalte orientieren sich sowohl an den neuesten Entwicklungen im österreichischen und internationalen Bibliothekswesen als auch an Fortbildungswünschen, die direkt an die Organisation herangetragen werden. Außerdem folgt die Gestaltung des Fortbildungsprogramms aktuellen Anforderungen, die an die MitarbeiterInnen gestellt werden. Veranstaltungen, die von rein bibliothekarischem Interesse sind, werden auch den Bibliotheken im Großraum Graz angeboten.  Veranstaltungen, die auch für BibliotheksbenutzerInnen relevant sind, werden öffentlich ausgeschrieben.

Informationskompetenz

Seit dem Wintersemester 2008 übernimmt die Universitätsbibliothek Graz im Rahmen des universitätsweiten Basismoduls eine einstündige Vorlesung unter dem Titel „Selbstmanagement in Studium und Beruf: Erfolgreich suchen und finden an der Universitätsbibliothek“ und ist somit im Umfang von 2 ECTS-Anrechnungspunkten in die Studieneingangsphase eingebunden. Die HörerInnenzahl ist jedes Studienjahr kontinuierlich steigend. Im Wintersemester 2012/13 haben bereits beim ersten Termin 141 Studierende die Vorlesung erfolgreich mit Prüfung
abgeschlossen.

In den Fachbereichen Biologie, Kunstgeschichte, Slawistik und Theologie werden
Lehrveranstaltungen zum Thema Informationskompetenz durch MitarbeiterInnen der
Universitätsbibliothek abgedeckt.

Die über 50 angebotenen Schulungen zu Literaturverwaltung, unikat und Datenbankrecherchen werden von den Studierenden ebenfalls mit großem Interesse angenommen, die TeilnehmerInnenzahlen haben sich 2012 gegenüber den letzten Jahren vervielfacht.

Quelle: http://static.uni-graz.at/fileadmin/Akgl/4_F%C3%BCr_MitarbeiterInnen/WiBi_2012.pdf

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